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Geistliches WortEndlich Ferien

Die Sehnsucht nach Pause schwingt in diesem Wort. Eine massive Unterbrechung haben wir zwar in den letzten Monaten erlebt, aber es war für die meisten Menschen keine Erleichterung, vielmehr eine Herausforderung. Der Lockdown zehrte an unseren Kräften und Nerven.

Einfach nur ganz unbeschwert die „Seele baumeln lassen“, das ist jetzt angesagt. Auch wenn in diesem Sommer manches nur eingeschränkt möglich ist, braucht es diese Unterbrechung. Mit der Pandemie gehen ja weitreichende Einschränkungen in der Lebensführung einher. Der Gedanke, dass unsere Existenz eigentlich ungeschützt ist, dass wir endlich sind, packt viele Menschen sehr konkret - auch solche, die sonst heitere und lebensfrohe Typen sind.

Frank Elstner wurde nach seiner Parkinson-Diagnose in einem Interview gefragt, wie er mit den Zumutungen im Leben umgeht. Darauf sagte er: „Ich hoffe, dass es irgend etwas gibt, das dieses Wahnsinns-Universum dirigiert und das in den Grundfesten freundlich ist.“

Der christliche Glaube fängt uns auf in solchen Gedanken und begleitet unsere Wege. So hat das Christentum begonnen: Jesus selbst hat Menschen herausgerufen aus ihren alltäglichen Zusammenhängen und hat sie mitgenommen auf einen Weg des Vertrauens in den ewigen Gott.

Wer sich auf den Weg Jesu einlässt, gerät in Bewegung. Gute Religion versetzt in Bewegung, schlechte verharrt im Gewohnten. Gute Religion regt zum Nachdenken an, bürstet das Leben manchmal gegen den Strich. Schlechte Religion macht das Leben bequem. Gute Religion kennt auch unbequeme Wahrheiten, schlechte kennt nur einfache Wahrheiten.

Einfache Wahrheiten sind verführerisch und die Welt ist voller einfacher Lösungen: Schuld sind die Politiker, die Ausländer, der Welthandel, die Kirche. Einfache Wahrheiten mobilisieren Menschenmassen, aber sie werden der Vielfalt des Lebens nicht gerecht. Gegen einfache Wahrheiten schützt uns die einfache Frage Martin Niemöllers: Was würde Jesus dazu sagen? Welchen Weg würde er gehen?

Die Sommerzeit steht auch als Symbol für das blühende Leben: für das Glück, das sich jemand aufgebaut hat; für die Gemeinschaft, die uns hilfreich umgibt; für den Erfolg, den man sich erarbeitet hat. Doch im August merkt man bereits, dass die Tage wieder kürzer werden. In dieser Welt gibt es keine Ewigkeit. Es gibt niemanden, der sich selbst erhalten kann. Die sommerliche Auszeit, die wir dankbar genießen, mag uns helfen zur Gelassenheit und zum Vertrauen, dass uns für neue Aufgaben neue Kraft zufließt.

Rosemarie Fröhlich-Haug

ev. Pfarrerin in Lindorf und Ötlingen