Den Keeper ausgespielt, das Tor leer, der Punktgewinn zum Greifen nah. Marc Brodbeck wähnte sich am vergangenen Sonntag um kurz vor 16.50 Uhr als (Teil-)Erfolgsbringer für den TV Echterdingen. Beim Stand von 0:1 hatte der 31-Jährige den Ausgleich für die Landesligakicker von den Fildern auf dem Fuß, als ihm Marvin Heth die Tour gründlich vermasselte. Der Weilheimer Mittelfeldrenner klärte Brodbecks Schuss für seinen bereits geschlagenen Keeper Jonas Schmidt auf der Linie per Kopf und rettete dem abstiegsbedrohten TSVW so in der Nachspielzeit das nächste Teilchen im Erfolgspuzzle. „Da hatten wir endlich mal das Glück auf unserer Seite, das uns in der Vorrunde oft fehlte“, kommentiert Marvin Heth seine Glanztat, die den Weilheimern das vierte Spiel in Folge ohne Niederlage bescherte und die Hoffnung auf ein Happy End im Überlebenskampf der Landesliga nährt.
Unberechtigt ist die nicht: Seit der Winterpause haben die Roten den Abstand zum mutmaßlichen Relegationsplatz von sieben Punkten auf einen verringert. Trainer Benjamin Geiger führt das auf kluge Personalentscheidungen während der Vorbereitung und eine gravierende taktische Umstellung zurück: Anstatt zu versuchen, sich der Spielstärke des jeweiligen Gegners anzupassen, setzen die Weilheimer auf laufintensives Pressing, das den Kontrahenten zu Fehlern zwingen soll. „Das sieht nicht schön aus, ist aber erfolgreich“, sagt Geiger.
In der Tat waren die Weilheimer Auftritte in diesem Jahr optisch keine Leckerbissen. Sechs Treffer in fünf Partien zeugen vom minimalistischen Offensivstil, den der TSVW aus der Not heraus pflegen muss. „Wir sind kein Team, das mehr als zwei Tore schießen kann“, weiß Geiger um das begrenzte Kreativpotenzial seiner Truppe, „darum müssen wir schauen, dass ein oder zwei Treffer zum Sieg reichen.“
Die Voraussetzung dafür stellen seine Zöglinge seit Wiederbeginn des Pflichtspielbetriebs Woche für Woche unter Beweis: Drei Gegentore in fünf Partien sind Topwert im Vergleich mit den direkten Kellerkonkurrenten. „Wir lassen so gut wie nichts zu“, freut sich Geiger über das Defensivverhalten seiner Mannschaft.
Nun gegen zwei Topteams
Dieses dürfte in den kommenden beiden Partien allerdings auf eine harte Probe gestellt werden. Dem Gastspiel beim Tabellendritten in Waldstetten am kommenden Sonntag folgt eine Woche später das Heimduell mit dem sechstplatzierten SC Geislingen - beide haben bislang knapp doppelt so oft getroffen wie der TSVW. „Für uns sind das aber keine Bonusspiele um Extrapunkte, sondern welche, in denen wir genauso erfolgreich sein müssen wie gegen die direkte Konkurrenz im Abstiegskampf“, betont Benjamin Geiger.
Dass dafür eine Aktion wie die von Marvin Heth gegen Echterdingen zusätzliche Motivation liefern kann, darin sind sich in Weilheim alle einig. „Wir haben die Euphorie seit dem Sieg in Blaustein mitgenommen und erzwingen jetzt auch mal das Glück“, sagt Heth. Und wenn nicht, hält der Trainer die Mannschaft für stark genug, um damit umzugehen. „Es werden noch Nackenschläge kommen“, sagt Benjamin Geiger, „aber wir haben mittlerweile einen so verschworenen Haufen, dass uns das nicht umwerfen wird.“