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Im Mikrobereich nicht verzetteln

Zum Artikel „Öko-Energie in Reinform“ vom 5. November

Es gibt Artikel bei denen man sich verwundert die Augen reibt. Es ist nicht neu, dass Wasserkraftbetreiber mit Blick auf die Energiewende den von ihnen erzeugten Strom als „super ökologisch und umweltfreundlich“ anpreisen. Wenn dann ein Mann wie Andreas Schwarz, immerhin Fraktionsvorsitzender der Grünen im Landtag, hergeht und an der Lauter nach Potenzialen sucht, um die Energiewende zu stemmen, so macht das neugierig und bekommt eine politische Dimension. Vor allem deshalb, wenn seit Jahren eine Studie vom Neckareinzugsgebiet vorliegt, die keine nennenswerten Potenziale mehr ausweist!

Abgesehen von der völlig bedeutungslosen Energiegewinnung durch Kleinwasserkraftanlagen scheint Herr Schwarz die immensen ökologischen Schäden durch diese Anlagen in Gänze verdrängt zu haben. In Zahlen stellt sich die Situation so dar: Rund 7000 Kleinanlagen tragen bundesweit einen verschwindenden Anteil von 0,05 Prozent zur Stromerzeugung bei! Aufgrund seiner Topografie bringt es Baden-Württemberg mit etwa 1700 Kleinanlagen auf gerade mal 0,6 Prozent. Dieser, im bundesweiten Maßstab letztlich völlig unbedeutenden Energiegewinnung stehen 7000 massivste, nicht ausgleichbare ökologische Schäden an den Fließgewässern gegenüber. Wir sind auf einem guten Weg, unsere wenigen Mittelgebirgsbäche vollends zu ruinieren. Der im vergangenen Jahr neu gefasste Kleinwasserkrafterlass enthält klare Verbindlichkeiten für die Zulassung neuer Anlagen.

Warum Andreas Schwarz als Plattform seiner Mission ein Minikraftwerk besucht, das längst geschlossen gehört, wird sein Geheimnis bleiben. Jedenfalls ist es enttäuschend, wenn ein grüner Spitzenpolitiker Signale sendet, die in eine völlig verkehrte Richtung weisen.

Um die Energiewende zu meistern, müssen andere Sachverhalte und Themen wie Energiespeicher und Ausbau der Stromtrassen angepackt werden. Da darf man sich nicht im Mikrobereich der höchst umstrittenen „kleinen Wasserkraft“ verzetteln und verlieren.

Günter Richter, Kirchheim