Lokale Kultur

Klangfeuerwerk an Neujahr

Meisterkurse-Dozenten Rudolf Gleissner und Florian Wiek begeistern mit Konzert in der Waldorfschule

Kirchheim. Für ein Feuerwerk braucht man nicht unbedingt Raketen und Böller – man braucht nur zwei Herren in Schwarz, ein Cello

und einen Flügel. Diesen Eindruck vermittelten die beiden Dozenten der Kirchheimer Meisterkurse 2014 für Violoncello und Klavier am Mittwochabend in der Waldorfschule. Vor den Teilnehmern der Meisterkurse und einigen Interessierten stellten sich Prof. Rudolf Gleissner (Violoncello, ehemals Musikhochschule Stuttgart) und Prof. Florian Wiek (Klavier, Musikhochschule Stuttgart) musikalisch mit Werken von Bach, Brahms und Mendelssohn Bartholdy vor.

Den Anfang machte Gleissner mit der anspruchsvollen Suite für unbegleitetes Solo-Violoncello Nr. 4 in Es-Dur von Bach. Das Präludium und die sechs anschließenden Tänze Allemande, Courante, Sarabande, zwei Boureen und eine Gigue unterscheiden sich jeweils stark im Charakter und zeigen so die komplette klangliche Bandbreite des Instruments. Sehr feinfühlig arbeitete Gleissner die verschiedenen Klangnuancen heraus, die das vielseitige Cello bietet. Ob lyrisch, kernig, dramatisch oder schwärmerisch, immer gelang es ihm, sein Instrument für die Anforderungen des nächsten Tanzes zu verwandeln. Ganz selbstverständlich meisterte er dabei die hohe technische Präzision und die Virtuosität, welche die zum Teil recht schnellen Sätze der Suite verlangen. Besonders der Courante mit ihrer vielseitigen Rhythmik verlieh er durch exakte Bogentechnik viel Spritzigkeit und dieselbe Leichtigkeit wie der schnellen und virtuosen Gigue.

Mit den sechs Klavierstücken op. 118 von Brahms widmete sich anschließend Florian Wiek einem weiteren der bedeutendsten deutschen Komponisten. Hier bewies er ebenfalls, dass er die schweren und virtuosen Stücke nicht nur technisch hervorragend beherrscht, sondern auch das nötige musikalische Gefühl hat. Mit äußerst differenzierter Phrasierung und empfindsamem Gefühl für Tempi kam der romantische Charakter des Werkes ausdrucksvoll zur Geltung. Es beginnt mit einem klangvollen, schwärmerischen Intermezzo in A-Moll, dem ein leises, verträumtes Intermezzo in A-Dur folgt. Dass ihm die schnelle, etwas sperrige Ballade g-moll nicht ganz so flüssig aus den Fingern strömte wie alle anderen Stücke, machte Wiek mit seiner perfekten Virtuosität beim aufregenden Intermezzo f-moll und vor allem mit der zauberhaften Romanze in F-Dur wieder wett. Wie leichter Frühlingsregen perlten die Töne scheinbar mühelos aus dem Flügel.

Nach dem klangvollen, gewichtigeren letzten Intermezzo in es-moll und einer kurzen Pause traten beide Musiker gemeinsam für die Sonate Nr. 2, op. 58 in D-Dur für Cello und Klavier eines weiteren Romantikers, Mendelssohn Bartholdy, auf die Bühne. Das schwungvolle Allegro assai vivace gab beiden die Möglichkeit, die Virtuosität des Einzelnen und zugleich ein aufeinander perfekt abgestimmtes Zusammenspiel zu zeigen. Das abwechslungsreiche Allegretto scherzando wurde von einem langsameren, getrageneren Adagio abgelöst. Das heftige, schnelle Molto allegro e vivace vervollständigte den Eindruck, dass den ganzen Abend über eine musikalische Feuerwerksrakete nach der anderen abgefeuert wurde.

Mendelssohn Bartholdy lieferte auch das allerletzte Stück des Konzerts, die Zugabe: op. 109, das Lied ohne Worte. Mit der sehr gesanglichen Melodie und dem ausdrucksstarken Vortrag der beiden Dozenten schloss das Konzert mit einem wunderschönen Nachklang von Leichtigkeit.

Nach dem Eröffnungskonzert steht der Unterricht der Meisterkurse bis Sonntag, 5. Januar, in der Musikschule Kirchheim für Schüler der Musikschule und Interessierte offen. Am Montag, 6. Januar, findet das Abschlusskonzert im Spitalkeller um 11 Uhr statt.