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Muss der Konsum steigen?

Zum Leserbrief „Grüne: Raubbau verschweigen“ vom 16. Juni

Warum hört man eigentlich immer wieder das gleiche Argument, dass Deutschland nur für zwei Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich sei und man daher nicht so viel dagegen machen sollte?

Ist das eine faire und gerechte Betrachtungsweise? China zum Beispiel hat ein Vielfaches der Einwohnerzahl und deshalb höhere absolute CO2-Emissionen.

Eine Bewertung pro Kopf und Jahr wäre gerecht, und da sieht Deutschland wesentlich schlechter aus: 8,5 Tonnen im Vergleich zu China mit 8,1 Tonnen, Indien mit 1,9 Tonnen, weltweiter Durchschnitt 4,8 Tonnen laut EDGAR (Emissions Database for Global Atmospheric Research von 2019)!

Und wie sieht es mit der historischen Verantwortung aus, das heißt, wie groß ist der Anteil der CO2-Emissionen in der Vergangenheit, der zu der jetzigen Klima-Situation erst geführt hat? Hauptverursacher sind die Industriestaaten.

Dritte-Welt- und Schwellenländer erheben den berechtigten moralischen Anspruch auf denselben Wohlstand. Wird dieser Wohlstand auf dieselbe Weise wie bei uns erreicht, wäre das fatal für das Klima und die Ressourcen.

Daher haben die Industrieländer die Pflicht, Vorbild zu sein und die anderen Länder mit Technologien zu unterstützen, mit denen Wohlstand ohne Klimaschädigung erreicht werden kann.

Ob das alleine ausreicht, ist fraglich. Zusätzlich sollten wir deshalb unsere Definition von Wohlstand hinterfragen: Muss Wohlstand unbedingt mit hohem oder sogar steigendem Konsum beziehungsweise Ressourcen- und Energieverbrauch verbunden sein?

Frank Nowatzki, Kirchheim