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Songs aus der AffenstadtInfo

Die Kirchheimer Band Apetown spielt beim Finale des größten Nachwuchsbandfestivals Emergenza

Apetown aus Kirchheim rocken am Samstag das Lka Longhorn Stuttgart. Von links nach rechts: Berhold Warth, Vsevolod Katsnelson, M
Apetown aus Kirchheim rocken am Samstag das Lka Longhorn Stuttgart. Von links nach rechts: Berhold Warth, Vsevolod Katsnelson, Maximilian Adducchio, Achim Ernst.Foto: pr

Kirchheim. Im Proberaum in dem alten Fabrikgebäude zwischen Jet-Tankstelle und Südbahnhof haben die vier Jungs von Apetown ihre musikalischen Wurzeln. Ebenso wie viele andere namhafte Kirchheimer

Bands wie Quite a few oder Donnerstagabend. Während sowohl Proberaum als auch Kollegen-Bands nicht mehr existieren, halten sich Apetown tapfer seit vier Jahren. Obwohl sie in Kirchheims junger Musik-Szene zu den Fossilien zählen, starten sie als Nachwuchsband jetzt erst richtig durch. Dieses Jahr stehen sie als einzige Band aus der Teck-Region im Süd-West-Finale des größten Nachwuchsbandfestivals Emergenza im Lka Longhorn in Stuttgart.

Maximilian Adducchio (23), Achim Ernst (24), Berthold Warth (25) und Vsevolod Katsnelson (26), haben vielleicht in Bezug auf ihre Geburtsjahre etwas von Orgelpfeifen, musikalisch jedoch waren sie auch schon vor Apetown auf hohem Niveau unterwegs.

„Die Süd-Apotheke“, „Holzfellaz“, „Münchhausen“ oder die „Konficamp-Band“ boten dem ein oder anderen Apetownler eine musikalische Heimat, denn: „Wir sind die Opas, viele der alten Bands gibt’s nicht mehr“, meint Berthold Warth. Über gemeinsame Auftritte bei verschiedenen Veranstaltungen rund um die Teckstadt kristallisierte sich bei den Jungs aus Kirchheim und Owen ein gemeinsamer musikalischer Nenner heraus. Nach der Gründung der Band gingen die jungen Musiker zunächst in „Proben-Klausur“. „Wir wollten erst proben und gut werden, bevor wir vor Publikum gehen“, erklärt Berthold Warth. Nach einem Jahr im Probenkeller wurde der schwarze Rauch weiß, und es folgten Auftritte in der ganzen Teck-Region und darü­ber hinaus.

Heute findet sich bei Apetown eine Mischung dessen wieder, was jeder Einzelne aus anderen Bands mitbrachte. Durch langjähriges gemeinsames Proben und Spielen entstand ein eigener Stil, geprägt von definiertem, gefeiltem Gitarren-Sound und harmonisch melodischer Musik. Das Resultat ist „britischer Indie-Rock“, so Vsevolod Katsnelson, der auch zum großen Teil die Verantwortung für den Namen der Band trägt: „Ich fand Affen schon immer cool. Dann hab ich den Namen vorgeschlagen und keiner hat widersprochen.“ Überwiegend aus seiner Feder und seiner Gitarre stammen auch die selbst geschriebenen Songs. Thema ist „das, was man im Kopf und im Herz hat. Oft auch das zwischenmenschliche Missverstehen.“ Wer mit schwermütig, melancholischer Musik rechnet, liegt falsch. „Hauptaspekt dabei ist die Hoffnung“, ergänzt der Architektur-Student.

Und das merkt man der Musik auch an. Es sind schnelle Rhythmen, sphärische Klänge, und im Laufe der vier Jahre entstand ein Sound, der sich auf das Wesentliche beschränkt. „Während es früher mehr um Vielfalt und schönen Klang ging, ist heute oft weniger mehr“, sagt Berthold Warth, der ebenso am Songwriting beteiligt ist. „Wir haben auch Texte ohne Sinn“, meint er, „aber über die Musik kann man noch viel mehr ausdrücken. Da hat man Musik, die den Text unterstützt, da kommen die Emotionen zweikanalig. Worte reichen nicht, um das Wesentliche zu beschreiben.“ Und ganz klar ist für die Musik-Macher, dass das auch therapeutische Wirkung hat. In erster Linie geht es dabei ums Publikum, aber als Grundrezept für gute Musik gilt, dass es zunächst ihnen selbst Spaß machen muss.

Die Songs aus der „Affenstadt“ kommen nicht vom Fließband. „Jeder Song braucht so lange, wie er braucht. Es ist wichtig, dass die Songs ehrlich sind, das macht unsere Lieder aus“, meint Vsevolod Katsnelson. Ein Schema-F, wie die Lieder entstehen, gibt es nicht. „Es kann eine Situation sein, ein Satz, ein paar Akkorde oder die Idee einer Stimmung.“ Und schon greift der 26-Jährige zur Gitarre und komponiert drauflos.

Auch auf der Bühne ist er für Gesang und Rhythmus-Gitarre zuständig, Berthold Warth für Lead-Gitarre. Maximilian Adducchio spielt Schlagzeug, Achim Ernst Bass.

Den musikalischen Tellerrand überblicken die vier Teckler. Zwar gibt es persönliche Vorbilder in der Branche wie die Beatsteaks, The Intersphere, Queens of the Stone Age, Foo Fighters oder Coldplay, aber der Plattenschrank enthält auch christliche Musik, Hip-Hop, Elektro- und Volksmusik. „Man kann alles hören, wenn es musikalisch gut gemacht ist“, findet Vsevolod Katsnelson.

Apetown hat sich in den letzten Monaten gegen 19 Bands durchgesetzt, um am Samstag, 13. Juli, die musikalische Ehre der Teck-Region beim größten Nachwuchsbandfestival weltweit, dem Emergenza, zu vertreten. Das Publikum wählt die sieben besten Bands in den Jury-Entscheid. Dem Gewinner unter den 13  Teilnehmer-Bands winkt die Fahrt zum Deutschland-Finale nach Berlin. Dort wollen die vier aus dem Kirchheimer Raum in die Fußstapfen von Bands treten, die es über das Emergenza auch national geschafft haben wie „Emil Bulls“ oder „Itchy Poopzkid“. Neben all dem bleiben die Nachwuchsmusiker bodenständig und bescheiden. Sie studieren Architektur, Informatik, Mathematik und Geografie oder Software-Entwicklung. „Wir haben einen semi-professionellen Anspruch an uns, und wenn wir dabei noch etwas Geld verdienen können mit etwas, das uns Spaß macht – auch gut“, meint Berthold Warth.

Tickets und noch mehr Konzerttermine gibt es unter www.facebook.com/tinwoodmen oder per E-Mail an skatsnelson@gmail.com.