Kirchheim

Unredlich

Man braucht kein Wirtschaftsexperte zu sein, um zu wissen: Das Sicherste an jedem Konjunkturboom ist sein Ende. Deshalb kommt kaum überraschend, dass man im Berliner Regierungskabinett ins gewohnte Muster verfällt, nachdem die sogenannten Wirtschaftsweisen zu Beginn der Woche offiziell verlautbart haben, was jedem längst dämmert: Die fetten Jahre sind vorbei.

Seitdem wird quer durch alle Ressorts nach Kräften zurückgerudert und so getan, als sei die schlechte Botschaft über Nacht vom Himmel gefallen. Versprochenes Geld für moderne Signaltechnik, die dem Schienenverkehr im Kreis Esslingen pünktlichere Züge und kürzere Taktzeiten bescheren würde - plötzlich auf der Kippe. Seit Anfang der Woche zeichnet sich ab, dass der Bund auch Zuschüsse in der Flüchtlingshilfe drastisch kürzen will. Der Finanzminister verweist auf gut gefüllte Kassen in Ländern und Kommunen und mag damit sogar recht haben.

Der Aufschrei in Landratsämtern und Rathäusern, wo nicht nur bilanziert und verwaltet, sondern in Schulen, Kindergärten und bürgerschaftlichen Projekten konkret gehandelt wird, ist trotzdem berechtigt. Es geht um Kontinuität, Verlässlichkeit und verbindliche Planung. Die Basis für all diejenigen, die im Alltag Hilfe zur Selbsthilfe leisten und die dazu beitragen, dass friedlich gelingen kann, was die Politik mutig aufgezeichnet hat. Wer Willkommenskultur predigt und sich danach aus der finanziellen Verantwortung stiehlt, handelt unredlich.