Hurra wir leben noch! Der Titel eines bekannten Romans von Johannes Mario Simmel taugt seit dem unerwarteten 2:1-Erfolg in Blaustein auch als Leitsatz für den TSV Weilheim. Das Pflänzchen Hoffnung auf den Klassenerhalt in der Fußball-Landesliga soll morgen Abend im Kellerduell mit dem TSV Bad Boll im heimischen Lindachstadion weitere Nahrung bekommen.
„Einen Strohhalm haben wir ergriffen, jetzt soll der nächste her. Wenn wir unsere Hausaufgaben machen, haben wir alles in eigener Hand“, gibt sich Trainer Benjamin Geiger optimistisch. Bei noch sieben Heimspielen wären das 21 Punkte, plus neun aktuelle. 30 zusammen müssten reichen, um wenigstens den viertletzten Tabellenplatz zu erreichen, der nach jetzigem Stand die Relegation gegen einen Zweitplatzierten der Bezirksliga bedeuten würde.
Aber dazu muss vieles zusammenpassen. Schon bei einem Verbandsliga-Absteiger aus einem der drei Bezirke Neckar/Fils, Kocher/Rems oder Stuttgart würde diese Zielvorstellung wie eine Seifenblase zerplatzen. Das kann leicht der Fall sein. Calcio Leinfelden-Echterdingen liegt momentan nur einen Punkt über dem Abstiegsrelegationsrang, Aufsteiger Heiningen fünf.
Doch abseits aller grauen Theorie zählt nur die Realität, und die ruft in Weilheim gemischte Gefühle hervor. Einerseits geht die Mannschaft nach dem Blaustein-Coup mit neuem Selbstvertrauen in die restlichen zwölf Spiele. Andererseits führen unverhoffte Ausfälle zu Sorgenfalten. So muss der TSVW morgen auf Matteo-Pio Stefania, den zweifachen Torschützen von Blaustein, und Abwehrmann Can Kanarya verzichten. Beide fehlen aus beruflichen Gründen. Cagatay Ayyildiz ist nach seiner Gelb-Roten Karte in Blaustein gesperrt.
Geiger trifft alte Bekannte
Vorteilhaft könnte sich allerdings auswirken, dass Benny Geiger den Großteil der Boller Spieler mit all ihren Stärken und Schwächen kennt. Er war dreieinhalb Jahre Spielertrainer im Erlengarten, bevor er zu Beginn dieser Saison nach Weilheim kam. 2014/15 hatte er großen Anteil am Klassenerhalt, ein Jahr später führte er die Bäder-Elf in die Relegation zur Verbandsliga.
Unter Geigers Nachfolger Manuel Doll legten die Boller, die mit großen Erwartungen gestartet waren, einen klassischen Fehlstart hin: Ein einziges Pünktchen nach sieben Spieltagen, letzter Tabellenplatz. Doch sie stießen den Bock wieder um, sind jetzt mit 15 Zählern raus aus dem gröbsten Schlamassel. Vor zwei Wochen erkämpften sie in Waldstetten ein achtbares 1:1. Das Heimspiel gegen Geislingen vergangenen Sonntag fiel dann Sturm „Eberhard“ zum Opfer.
Kuriosum am Rande: An der Seitenlinie treffen sich gleich vier Kollegen. Sowohl Benjamin Geiger als auch Manuel Doll und dessen Co. Matthias Seidl sowie Spieler Fabian Ammon haben auch im Hauptberuf das Sagen: als Lehrer.