Lokale Kultur

Weitere wundersame Ermittlungen

Peter Wendlandts Kommissar quält sich in „Judika“ durch einen erneut unlösbar scheinenden Fall

Kirchheim. Der in Kirchheim lebende und arbeitende Nebenerwerbs-Krimiautor Peter Wendlandt ist nicht zu bremsen. Nach „Komplott“ und „Paroli“ liegt nun schon sein dritter Kirchheim-Krimi vor. So unterschiedlich die Fälle auch sind, eines bleibt immer gleich: Kommissar Affolter ist ein mürrischer eigenbrötlerischer und offensichtlich nicht alternder Grantler, löst aber selbst die verrücktesten und verwirrendsten Fälle mit Bravour. Er braucht nur genügend viel Zeit dazu – und die hat er zwischen den nicht allzu nah beieinander liegenden Buchdeckeln zur Genüge.

Der Mauer-Verlag aus Rottenburg am Neckar setzt mit dem Kirchhei- mer Autor auf die Hartnäckigkeit der Leser und auf das Prinzip der Wiedererkennbarkeit. Auch die vielen noch kommenden Romane sollen in der Teckstadt spielen und nach absurdesten Irrungen und Wirrungen von Kommissar Affolter aufgeklärt werden. Schon vom äußeren Erscheinungsbild her sollen die Bücher dank der von Grafiker Bernd Attinger gestalteten Titel zu einer sofort wiedererkennbaren „Marke“ werden, die all jenen eine Heimat bieten, die bereit sind, sich auf Peter Wendlandts anarchischen Humor einzulassen.

Mit Dr. h. c. Wilfried Kriese hat Peter Wendlandt einen Mitstreiter gefunden, dessen eigenes Leben so kurios wirkt, wie die von Kommissar Affolter zu lösenden Kriminalfälle. Wilfried Kriese wirbt auf seiner Homepage offensiv damit, dass er seit über 18 Jahren erfolgreicher Verleger, Autor und Legastheniker ist. Durch frühkindliche Sprach- und Lernprobleme gehandicapt, ist er trotzdem seinen Weg gegangen. Nach unterschiedlichen Kursen, Seminaren sowie einem Fernstudium, das ihm einen kanadischen Ehrendoktortitel einbrachte, konnte der Medienbetriebswirt und Autor zahlreicher eigener Bücher einen Verlag gründen, der in 18 Jahren bislang schon fast 300 Bücher von weit über 100 Autoren auf den Markt brachte.

Kommissar Affolter, den sein selbstbewusster Schöpfer irgendwo zwischen Schimanski und dem ‚Bullen von Tölz‘ ansiedeln würde – „nur etwas grantiger“ – war im 2006 erschienenen Premierenband „Komplott“ erfolgreich einem Serienmörder auf der Spur, der mit Giftspritzen sein Unwesen trieb. Mit einem knallroten Lippenstift, der in ein Wellholz übergeht, machte der zweite Buchtitel schon optisch auf eine mutige Mischung neugierig.

Wer erneut mit dem brummigen Kommissar auf Spurensuche gehen wollte, konnte mit ihm in Kirchheim verortete Höhen und Tiefen der Emanzipation durchleben und sich über die Auswüchse eines handfesten Geschlechterkampfes wundern, der rund um ein im Stadion errichtetes Frauencamp tobt. Ganz besonders kurios geht es in Peter Wendlandts drittem Roman zu, der den Titel ­„Judika“ trägt und mit einem blutigen Messer auf dem Umschlag schon wieder handfeste Warnsignale versendet und selbst für zartbesaitete Leser doch relativ harmlos beginnt:

„Langsam rollte der Wagen auf den Hahnweide-Parkplatz und hielt nahe der Gaststätte an. Dabei vermochte die Fahrerin nicht zu verhindern, dass er beim Drehen des Zündschlüssels zweimal hüpfte, bis er zum Stehen kam. Dabei wurden die beiden Insassen durchgeschüttelt und vermieden es mit knapper Not, sich die Köpfe anzuschlagen. ‚Was machst du?‘ fragte die Beifahrerin und sah vorwurfsvoll ihre Freundin an. „Hast du das Fahren verlernt oder Känguru-Benzin getankt? Man muss Glück haben, nicht durch die Scheibe zu fliegen!‘“

Seiten später entdecken die beiden Nordic-Walking-Neulinge zufällig zwei Männer, die leblos aufeinander am Boden liegen. „Der eine ist tot, der andere hat ein Seil um den Hals. Erste Untersuchungen am Tatort bereiten Kommissar Affolter keine Kopfzerbrechen, scheint der Fall doch klar zu sein: Ein Unfall, bei dem der eine Mann den anderen vor dem Suizid am Baum bewahren wollte. Dann die Überraschung: der verhinderte Lebensretter hat ein Messer im Rücken stecken“.