Lokale Kultur

Zufällig ein wichtiger Beitrag zum Jubiläumsjahr

Hommage der Theater-AG des Schlossgymnasiums an den größten Dramatiker aller Zeiten: „Shades of Shakespeare“

Kirchheim. Shakespeare im Zirkuszelt – das ist weder ein Widerspruch noch ein Stilbruch. Vielmehr entspricht es dem Theater im elisabethanischen England in weit stärkerem Maße als jeder Theater-Prunkbau des 19. Jahrhunderts mit seinem

Andreas Volz

ganzen Blattgold, dem roten Samt und den kristallenen Lüstern im Zuschauerraum. Shakespeares Theater war dagegen ein wesentlich einfacherer hölzerner Rundbau: das berühmte „wooden O“ des „Globe Theatre“, in dessen Mitte Schauspieler und Stehplatzbesucher den Unbilden der Witterung schutzlos ausgeliefert waren.

Insofern passt es ganz gut, wenn am Kirchheimer Schlossgymnasium eine Zirkusarena aufgebaut wird – die immerhin mit einem Dach, das alle Beteiligten komplett vor möglichem Regen schützt, und ausschließlich mit Sitzplätzen versehen ist –, um „Shades of Shakespeare“ auf die Bühne zu bringen. Bei diesem Stück handelt es sich um einen Mix von Auszügen aus vier Shakespeare-Werken, die durch eine selbsterdachte Rahmenhandlung miteinander verbunden sind. Wie in Shakespeares „Globe“, ist daran gedacht, manche Szenen mitten in den Zuschauerrängen im Parkett zu spielen – etwa Fechtszenen, bei de­nen es auch Anklänge an das Genre der Piratenfilme geben soll.

Berühmte Fechtszenen bei Shakespeare stammen natürlich aus „Romeo und Julia“ sowie aus „Hamlet“. Diese beiden Werke sind möglicherweise die bekanntesten, die Shakespeare je geschrieben hat. Hinzu kommen im Zirkuszelt-Theater-Projekt des Schlossgymnasiums noch „Macbeth“ und „Ein Sommernachtstraum“. So manchem Shakespeare-Kenner und -Liebhaber dürfte da sicher noch sehr viel mehr einfallen, was an Werken hätte einbezogen werden können. So ist zum Beispiel die große Gruppe der Historiendramen bei „Shades of Shakespeare“ überhaupt nicht vertreten.

Bei einem Presse-Probentermin hat sich einer der Nachwuchsschauspieler deswegen auch kurz beklagt: „Warum haben wir ,Richard III.‘ eigentlich rausgenommen?“ Die Antwort von AG-Leiter Bernd Löffler kam prompt, und sie war eindeutig: „Weil‘s zu viel war.“ Immerhin schätzt er die Länge der Aufführung auf zweieinhalb Stunden. Allerdings muss nicht alles, was lange dauert, deswegen automatisch langweilig sein. Alle Schauspieler sind davon überzeugt, dass sie ein ausgesprochen kurzweiliges Spektakel zu bieten haben.

Dafür spricht schon allein der Untertitel des Stücks: „100 Arten Shakespeare zu spielen“. Auch wenn es Ende Juni im Zirkuszelt nicht wirklich hundert Varianten zu sehen gibt, ist doch eine ungeheure Bandbreite zu erwarten. Sie reicht von ernsthaft gespielten Szenen, für die es sogar historisierende Kostüme gibt, über „total lächerlich“ bis hin zu „übertrieben emotional“. Außerdem ist auch die Variante „ganz schlecht“ vorgesehen. Schließlich geht es in der Rahmenhandlung um die Probenarbeit der Theater-AG. Die Gruppe nimmt sich also mit einem ordentlichen Schuss Humor auch selbst auf den Arm.

Da bleibt nicht einmal der Chef verschont: Nach dem Shakespeare-Stück fällt für Bernd Löffler nämlich ruhestandsbedingt der letzte Vorhang in der  Theater-AG. Folglich spielt er sich in der Rahmenhandlung selbst und wird dabei auch mit einer Gesangseinlage im Duett glänzen.

Musik spielt ohnehin eine wichtige Rolle bei „Shades of Shakespeare“. Und die Theater-AG ist beileibe nicht die einzige Gruppe des Schlossgymnasiums, die sich in dem Stück einbringt: Die Big Band der Schule ist ebenso mit von der Partie wie die Tanz-AG. Letztere wird sogar im Anschluss an die drei Theater-Tage im Zirkuszelt noch einen eigenen „Tanz-Kulturabend“ zusammen mit der Band „Bad Rain“ veranstalten.

Die Idee zum „Best of Shakespeare“-Stück stammt übrigens aus den Reihen der Theater-AG-Teilnehmer und hatte ursprünglich gar nichts damit zu tun, dass 2014 ein Shakespeare-Jahr begangen wird – zum 450. Geburtstag des Dramatikers. „Das haben wir erst später gemerkt“, gibt Bernd Löffler ehrlich zu, ohne zu vergessen, dass das Schlossgymnasium jetzt natürlich einen wertvollen Beitrag zum Shakespeare-Jubiläum leistet. Davon sind auch seine Schüler überzeugt: „Wir geben einen Einblick in Shakespeares Werk und in seine Fertigkeiten beim Stückeschreiben“, sagt Benni. Und Luisa ergänzt: „Besser als in unserem Stück kann man Shakespeare nicht kennenlernen.“

Gelegenheit dazu gibt es am Mittwoch, 25. Juni, ab 20 Uhr, am Donnerstag, 26. Juni, ab 20.30 Uhr (mit Fußball-Vorprogramm ab 18 Uhr), sowie am Freitag, 27. Juni, ab 20 Uhr. Der Tanz-Kulturabend am Samstag, 28. Juni, beginnt ebenfalls um 20 Uhr. An jedem Abend ist für Bewirtung gesorgt, denn auch in dieser Hinsicht will Bernd Löffler den elisabethanischen Sitten nacheifern: „Bei uns sollen die Zuschauer während der Vorführung essen und trinken können.“