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Immobilien in Kirchheim sind gefragt

Der Häuser- und Wohnungsmarkt in der Teckstadt ist praktisch leer gefegt

Für junge Familien wird es immer schwieriger, in Kirchheim eine Bleibe zu finden. Schuld daran ist laut Kirchheimer Immobilienberatern vor allem die unsichere Lage an den Finanzmärkten. Sie führt dazu, dass Sparer ihr Geld in Immobilien statt in Aktien anlegen.

Gerade gebaut, schon verkauft: In Kirchheim wird es vor allem für junge Familien immer schwieriger, Häuser oder Wohnungen zu fin
Gerade gebaut, schon verkauft: In Kirchheim wird es vor allem für junge Familien immer schwieriger, Häuser oder Wohnungen zu finden. Foto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Wer in Kirchheim aktuell ein Haus oder eine Mietwohnung sucht, braucht einen langen Atem. Betroffene und Immobilienberater berichten, dass der Markt praktisch leer gefegt ist. „Wir haben aktuell eine unwahrscheinlich hohe Nachfrage von Menschen, die Häuser oder Wohnungen in Kirchheim kaufen wollen“, berichtet Bernd Buchele, Immobilienverkäufer bei der Volksbank Kirchheim-Nürtingen. Allerdings seien die Käufer nicht primär junge Familien, sondern Kapitalanleger. „Ich habe in diesem Jahr mehr Immobilien an Kapitalanleger als an Eigennutzer verkauft“, so Bernd Buchele. Wenn dieser Trend sich fortsetze, würden die Immobilienpreise weiter ansteigen. Das sei für junge Familien schon jetzt ein Problem.

Mietwohnungen in Kirchheim zu finden, wird laut Bernd Buchele ebenfalls immer schwieriger. „In den letzten neun bis zwölf Monaten hat das Angebot stark abgenommen“, berichtet der Immobilienberater. Der Markt sei praktisch leer, viele Wohnungen würden zum Kauf angeboten oder gleich unter der Hand weitervermietet.

Die Ursache für die hohe Immobiliennachfrage sieht Bernd Buchele in der unsicheren Lage an den Finanzmärkten. „Die Leute haben Angst und legen ihr Geld lieber in Sachwerten an“, glaubt er. Das Kapital stamme häufig aus dem Aktienmarkt. Gefragt sind laut Bernd Buchele hauptsächlich Häuser und Wohnungen in Kirchheim und der nächsten Umgebung. „Richtung Göppingen und Reichenbach lässt die Nachfrage wieder etwas nach, auch in den Voralborten gibt es noch Potenzial“, so der Immobilienberater. Dass hauptsächlich Stadtimmobilien gefragt sind, liege an der guten Versorgung mit Schulen und Kindergärten. Außerdem könne man sich ein Auto sparen.

Dasselbe beobachtet Torsten Hammelehle, Leiter des Immobiliencenters der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen in Kirchheim. „In Oberlenningen bekommen Sie fast alles“, berichtet Hammelehle. In Owen gebe es auch noch ein paar Objekte, in Dettingen werde es schon schwierig. In Kirchheim seien bezahlbare Immobilien aktuell Mangelware. „Ab 500 000 Euro aufwärts gibt es noch Objekte, aber das können junge Familien nicht aufbringen.“ Bei normalsterblichen Familien höre es bei 400 000 Euro auf.

Laut Torsten Hammelehle hat die hohe Immobiliennachfrage schon kurz nach der Lehman-Krise 2008 begonnen. „Seitdem ist die Flucht in Sachwerte extrem“, weiß der Immobilienberater. Bei der Suche nach Erklärungen für die hohe Immobiliennachfrage müsse man zwei Dinge beachten. Erstens sei Kirchheim aufgrund der schönen Innenstadt und der S-Bahn-Anbindung für viele attraktiv. Weil aber die Anlagemöglichkeiten aufgrund der unsicheren Lage an den Finanzmärkten so unattraktiv seien, würden Immobilien nicht verkauft, sondern gehalten. Deshalb kämen keine neuen Häuser und Wohnungen auf den Markt. Nachfrage und Angebot klafften also stark auseinander. Dasselbe Phänomen beobachtet Torsten Hammelehle als Mietpreisberater bei Haus und Grund. Auch hier übersteige die Nachfrage das Angebot bei Weitem.