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Ungereimtheiten beim Tierschutzverein

Der ehemalige Vorsitzende Bertram Baresel soll ohne Wissen der Vereinsgremien Gelder kassiert haben

Betram Baresel, ehemaliger Vorsitzender des Tierschutzvereins, soll Aufwandsentschädigungen aus der Vereinskasse entnommen haben – ohne Wissen seiner Kollegen in Vorstand und Verwaltungsausschuss. Die Mitglieder haben ihm deshalb auf der Jahreshauptversammlung die Entlastung verweigert. Baresel sieht sich im Recht: „Ich habe dem Verein nicht geschadet“, sagt er.

Der Tierschutzverein Esslingen und Umgebung betreibt das Tierheim auf der Neckarinsel. Um die rund 200 Tiere zu versorgen, ist d
Der Tierschutzverein Esslingen und Umgebung betreibt das Tierheim auf der Neckarinsel. Um die rund 200 Tiere zu versorgen, ist der Verein dringend auf Spenden angewiesen.Fotos: Bulgrin, Stürmer

Kreis Esslingen. Als Bertram Baresel im Jahr 2009 die Leitung des Tierschutzvereins übernahm, war er in den Augen vieler Mitglieder so etwas wie ein Messias. Zupackend und eloquent im Auftreten und mit jahrzehntelanger Führungserfahrung in namhaften Unternehmen im Rücken, schien er genau der Richtige, um das Esslinger Tierheim, das seit Jahren ums finanzielle Überleben kämpft, in eine bessere Zukunft zu führen. Und tatsächlich hat Baresel in den vergangenen vier Jahren viel für den Tierschutzverein gearbeitet und einiges erreicht: Dank der von ihm ausgehandelten Fundtierverträge mit mehreren Kommunen steht das Tierheim heute auf stabileren Füßen als noch vor einigen Jahren. Umso größer ist nun die Enttäuschung im Verein über das, was bei der Hauptversammlung am 19. April ans Licht kam.

„Das war ganz furchtbar, einige unserer älteren Mitglieder saßen da und haben geheult“, berichtet ein langjähriges Vereinsmitglied. Trotz der kritischen finanziellen Lage des Tierschutzvereins, der zeitweise kurz vor der Insolvenz stand, ist nämlich immer wieder Geld aus der Vereinskasse auf die Konten von Bertram Baresel und der Beratungsfirma seiner Frau geflossen. Nach Baresels Darstellung handelte es sich dabei um rechtmäßige Aufwandsentschädigungen und Honorare.

So hat der ehrenamtliche Vorsitzende für jeden Kilometer, den er mit seinem Privatauto für den Verein gefahren ist, 30 Cent abgerechnet. Nimmt man die Parkgebühren hinzu, sind dem Verein allein dadurch im vergangenen Jahr Kosten von knapp 6 000 Euro entstanden. Baresel verweist auf die Satzung, die eine „angemessene Aufwandsentschädigung“ zulasse. Allerdings war er der Einzige in Vorstand und Ausschuss, der Fahrtkosten abgerechnet hat. „Das war absolut nicht üblich“, sagt Ausschussmitglied Thomas Ullmann. Außerdem habe Baresel die Gelder kassiert, ohne die Führungsgremien darüber zu informieren. Auch von den regelmäßigen Rechnungen der Firma Consens 3 wussten die Ausschussmitglieder nichts. Die Firma, bei der Baresels Ehefrau Jutta Geschäftsführende Gesellschafterin ist, hat laut Baresel verschiedene Leistungen, „zum Beispiel Recherchearbeiten“ für das Tierheim erbracht und diese zu einem Stundensatz von 15 Euro abgerechnet. Laut Sandro Schubnell, der für die Pressearbeit des Vereins verantwortlich ist, kam so im vergangenen Jahr „eine Summe im höheren vierstelligen Bereich“ zusammen. Für Ausgaben in dieser Höhe hätte Baresel eigentlich einen Beschluss des Ausschusses gebraucht, was er auch einräumt: „Das hätte ich mir sicher genehmigen lassen sollen“, sagt er. Im Ausschuss fragt man sich zudem, ob es Leistungen der Firma überhaupt gegeben hat, denn im Tierheim hat nie jemand einen Berater von Consens 3 zu Gesicht bekommen. „Das hätten wir doch mitgekriegt“, sagt die kommissarische Vorsitzende Daniela Besemer. Vielmehr vermuten sie und ihre Ausschusskollegen, dass sich Bertram Baresel auf diese Weise seine eigenen Arbeitsstunden hat honorieren lassen.

Zusätzlich hat der 61-Jährige auch noch eine Vergütung als Geschäftsführer der Holispital GmbH kassiert. Die Tierarztpraxis, die ihren Sitz im Tierheim auf der Neckarinsel hat, wurde 2010 auf Baresels Bestreben gegründet. Der Tierschutzverein ist mit 40 Prozent an der GmbH beteiligt, jeweils 30 Prozent halten die Tierärztin Alexandra Nadig und wiederum Consens 3, die Firma von Jutta Baresel. Trotz der Beteiligung an der Tierarztpraxis war im Tierschutzverein außer Bertram Baresel offenbar niemand über die Vorgänge in der GmbH informiert. Dass Baresel dort pro Monat 1 250 Euro als kaufmännischer Geschäftsführer kassierte, blieb den Ausschussmitgliedern deshalb ebenfalls verborgen: „Da waren wir wohl ein Stück weit zu unkritisch“, sagt Sandro Schubnell.

Das soll sich ändern: „Wir müssen Kontrollmechanismen einbauen, damit so etwas nicht noch einmal passieren kann“, sagt Thomas Ullmann. Wie es im Fall Baresel weitergeht, soll auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung entschieden werden. „Wir wollen das Geld, das ihm nicht zustand, natürlich wiederhaben“, sagt Ullmann. Andererseits fürchtet der Verein den Imageschaden, den ein monatelanger Rechtsstreit mit sich bringen würde. „Letztlich müssen die Mitglieder entscheiden, was wir machen“, sagt Ullmann.

Bertram Baresel sieht sich indes als Opfer eines Komplotts: „In dem Verein gibt es eine kleine Interessengruppe, die mir persönlich schaden will“, sagt er. Eine Rückzahlung der Gelder kommt für ihn nicht infrage, vor einem Rechtsstreit ist ihm nicht bange: „Dann gehe ich stolz und erhobenen Hauptes vor Gericht.“

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Betram Baresel