Weilheim und Umgebung

Die Kirche soll im Dorf bleiben

Evangelische Kirchengemeinde braucht dringend Geld für die Sanierung des Gotteshauses

Rund 40 000 Euro fehlen zur Sanierung der Dorfkirche ­Ohmden, die es sogar zum Nachbasteln gibt. Aktionen wie Kirchenführung oder das Konzert „Spirituals und Ragtime“ sollen die Kasse füllen.

Sigrid Dolde erklärt, was es mit den insgesamt 20 Gemälden in der Ohmdener Dorfkirche „Sankt Cosmas und Damian“ auf sich hat. Fo
Sigrid Dolde erklärt, was es mit den insgesamt 20 Gemälden in der Ohmdener Dorfkirche „Sankt Cosmas und Damian“ auf sich hat. Foto: Sabine Ackermann

Ohmden. „Ohmdens Mittelpunkt, unsere Dorfkirche, muss dringend saniert werden. Wir bitten um Mithilfe, denn es fehlen die Mittel! Punkt.“, informiert der liebevoll gestaltete Flyer, auf dem sogar einige Fotos die „Baustelle“ dokumentieren. Von der Anhöhe Bergwald aufgenommen, zeigt sich die Dorfkirche „Sankt Cosmas und Damian“ idyllisch eingebettet in ganz viel Grün, dagegen steht eine witzige Comiczeichnung, auf der das Gotteshaus mit traurigen Augen und mehreren Pflastern buchstäblich mitleiderregend aus der Wäsche guckt. Eine außergewöhnlich hübsche Idee, so auf die umfassenden Sanierungsmaßnahmen aufmerksam zu machen. Und die stellt für die kleine Kirchengemeinde eine wirklich große Herausforderung dar.

Einen Blick hinter die Kulissen dieses Kleinods gab es von Sigrid Dolde. Vor etwa 40 Besuchern hatte sie in ihrem kurzweiligen Vortrag spannende Details über dieses 333 Jahre alte Gemäuer zusammengetragen. „Wie bei allen historischen Kirchen befindet sich auch hier der Altar im Osten, steht für den Sonnenaufgang, und der Turm symbolisiert die Auferstehung im Westen“, erklärt die ehemalige langjährige Kirchengemeinderätin. Anno 1150 wurde „Amindon“, das heutige Ohmden, in einem Besitzverzeichnis der Benediktiner von Sankt Peter erwähnt, aber von der Propstei, der Klosterverwaltung, aus Jesingen beaufsichtigt. Die dortigen Kirchenheiligen waren Petrus, Cosmas und Damian. Jesingen behielt den Klosterheiligen Sankt Peter, Ohmden wählte für seine Kapelle den Namen der als Ärzte und Märtyrer verehrten Zwillingsbrüder. Geografisch wurde der Ort in Oberdorf, Ortszentrum und Unterdorf aufgeteilt, ab dem Jahre 1360 zählte Ohmden kirchlich vollständig zu Kirchheim. „Seinerzeit wurde nur am 27. September, dem Namenstag von Cosmas und Damian, in Ohmden eine Messe gefeiert“, berichtet Sigrid Dolde aus der Kirchengeschichte. Infolge einiger Blitzeinschläge musste die Kirche immer wieder renoviert werden, unter anderem büßte deshalb die Kugel auf dem Dach ihren Glanz ein. „Die Älteren werden sich vielleicht noch an den Festgottesdienst mit Landebischof Dr. Hans von Keler erinnern, der 1984 eigens zur 500-Jahrfeier der Kirchengemeinde Ohmden kam. Das war beileibe nicht selbstverständlich“, erinnert die Rednerin an den hohen Besuch.

Lebendig nimmt Sigrid Dolde das mit großem Interesse lauschende Pub­likum mit auf die Reise durch die Jahrhunderte, geht auch näher auf die insgesamt 20 Gemälde in der Kirche ein. Vier davon sind aus den Sechzigern, gleich groß gestalteten spätgotischen Bilder aus Resten von Flügelaltären. Gut sichtbar umrahmen sie das barocke Kruzifix. „Die etwa 75 Zentimeter hohe Christusfigur wurde im 17. Jahrhundert geschnitzt und lag über 100 Jahre auf der Kirchenbühne“, weiß sie zu berichten. Die restlichen 15 Ölgemälde entlang der Empore stellen Szenen aus dem Leben Jesu dar, angefangen von der Verkündigung bis zu Himmelfahrt.

Lore Tode hat ihr Kommen nicht bereut. Die 67-Jährige wurde in dieser Kirche konfirmiert, gab dort ihr Ehegelübde ab und drei ihrer vier Enkelkinder wurden dort getauft. „Von der antiken Taufschale muss ich unbedingt Franziska, Emanuel und Korbinian erzählen“, hat sie sich vorgenommen. Gleichfalls viel Neues hat Lena Götz erfahren, auch sie hat eine persönliche Verbindung zu dem Gotteshaus. Zum gemütlichen Abschluss lud Rainer Bauer noch zur Weinprobe ins Gemeindehaus ein. Der launige Weilheimer Hobby-Wengerter kredenzte neben seinen bunten Geschichten verschiedene Bertoldweine aus sonnengereiften Limburger Trauben.