Weilheim und Umgebung

Zu Hause ist immer da, wo die Familie ist

Porträt Nadine Morrison ist weit gereist und hat viel gesehen. Inzwischen lebt sie mit ihrer Familie in den USA. Auch dort wechseln sie oft die Heimat. Von Anna-Leah Gebühr

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Wie ist es, in andere Kulturen einzutauchen? Und wie findet man eine neue Heimat auf einem anderen Kontinent? Diese Erfahrungen hat Nadine Morrison in ihrem Leben gemacht. Die gebürtige Weilheimerin, die viele hier noch unter dem Namen Nadine Gegner kennen, ist Lehrerin und hat an vielen Schulen im Ausland unterrichtet. Inzwischen lebt sie in den USA. Sie ist mit einem Militäroffizier der US-amerikanischen Navy verheiratet und hat zwei Kinder.

Ihre Tätigkeit als Lehrerin hat die Schwäbin schon in viele Städte geführt. Sie hat in Kapstadt und Unterlenningen, Manila und San Diego unterrichtet. Dabei waren die Unterrichtsbedingungen sehr unterschiedlich. Von kleinen Klassen mit guter Ausstattung bis hin zu Klassen mit 40 Schülern und kaum Unterrichtsmaterialien hat sie viel erlebt. Alle Orte hatten für sie etwas Besonderes. In Kapstadt ist ihr aufgefallen, wie viel Respekt der Schule als Institution entgegengebracht wird. In Manila hat ihr das internationale Ambiente der Schule gut gefallen. Und in San Diego war es die positive Arbeitsatmosphäre, die gegen Ende des Schuljahres auch mal Wasserbombenschlachten zuließ.

Die Kinder backen Plätzchen: Der Brauch wird bei Morrisons in den USA weitergeführt (oben). Im unteren Bild ist Nadine Morrison
Die Kinder backen Plätzchen: Der Brauch wird bei Morrisons in den USA weitergeführt. Foto: pr

Nadine Morrison unterrichtet zwar immer noch, aber nicht an Schulen. Sie hat sich einen Traum erfüllt und ist inzwischen als Coach tätig. In ihren Kursen kombiniert sie Fitness und gesunde Ernährung unter Einbeziehung psychologischer Faktoren. Sie absolvierte einige Weiterbildungen neben der Berufstätigkeit und hat dann eine Ausbildung zum professionellen „Life Coach“ und „Wellness Coach“ angehängt.

Unter anderem hat sie an einer Militärbasis in einem Fitnessstudio als Trainerin gearbeitet. Dort ist das Leben und Arbeiten ein bisschen anders. „Es ist eine sehr offene, freundliche Atmosphäre“, meint sie. Es gibt viele Militärfamilien, und Anschluss findet man schnell. Freundschaften werden rasch geschlossen, trotz oder vielleicht gerade wegen der Tatsache, dass man nur für einige Monate zusammenlebt. Eine Militärbasis ist nach außen abgeriegelt, es gibt strenge Sicherheitsvorkehrungen. Doch innen ist es eine Stadt in Miniaturausgabe: mit Geschäften, Post, Krankenhaus, Friseur und manchmal sogar eigenem Strand.

An das Leben einer US-amerikanischen Militärfamilie musste sich Nadine Morrison erst einmal gewöhnen. Alle 18 bis 24 Monate heißt es für die Familie: Koffer packen, weiter geht‘s. Die Zukunft ist für die Familie nicht sicher. 13 Jahre geht es im Militär noch weiter, der nächste Umzug steht schon im nächsten Sommer an. Darüber hinaus kann es auch sein, dass ihr Mann für mehrere Monate auf See muss.

Inzwischen ist zu Hause für Nadine Morrison immer da, wo ihre Familie ist. Doch die einzelnen Stationen ihres Lebens bleiben ihr in guter Erinnerung. So hat sie sich auf den Philippinen sehr wohl gefühlt, genauso wie in der charmanten Küstenstadt Newport in den USA.

Doch auch in diesem turbulenten und abwechslungsreichen Leben hat das Schwabenländle noch Platz. Dank dem Internet mit all seinen Möglichkeiten hat Nadine Morrison fast täglich Kontakt zu Familie und Freunden. Die beglücken sie auch mit Besuchen und „Care Paketen“: Pakete voll mit deutschen Süßigkeiten und anderen Dingen, die in den USA fehlen. So wird auch die Sehnsucht nach schwäbischem Essen etwas geringer. Spätzle, Kartoffelsalat und Backwaren vermisst Nadine Morrison sehr. Und auch ihr Mann schwärmt von dem Rehbraten aus der Region. Außerdem fehlt ihr manchmal die deutsche Pünktlichkeit und Ehrlichkeit. Also: Das Ländle bleibt dabei, auch wenn man am anderen Ende der Welt wohnt.