Kirchheim

Altinger begeistert „junggebliebene 68er“ in der Bastion

Kabarett Publikum wird über Notausgänge sowie über Sinn und Unsinn von Gabionen und Smoothies aufgeklärt.

Foto: Markus Brändli
Foto: Markus Brändli

Kirchheim. Michael Altinger kann das: beleidige, und dabei sympathisch bleiben. Das Publikum in der Bastion hatte er deswegen von der ersten Sekunde an in der Tasche - als nicht er, sondern die Notausgänge vorgestellt wurden. 80 Gäste lachten lauthals, sangen inbrünstig mit und quittierten es mit wohlgemeinten Buh-Rufen, als er Kirchheim als Vorort von Nürtingen bezeichnete.

Altinger bezog das Publikum immer wieder ein. Etwa, als er einen Gast darauf hinwies, dass eine Pointe schwer zu verstehen ist. Oder als er sich Hilfe holte und sich von zwei Gästen wieder auf die Füße ziehen ließ, als er sich zuvor auf die Bühne gekniet hatte. Das er trotzdem beweglich ist, zeigte er bei den musikalischen Einlagen, die er mit eigensinnigen Choreografien untermalte. Mit dabei hatte Altinger seinen „Rhythmusknecht“ Martin Julius Faber. Mit Gitarre und Keyboard begleitete diese Ein-Mann-Band Altingers musikalische Ergüsse über Intimfrisuren, den kategorischen Imperativ und Aperol-Spritz-Tussis.

Das Publikum bestand, wie es Altinger formulierte, aus „junggebliebenen 68ern“. Menschen, die es nachfühlen konnten, als er sich auf die Bühne kniete und laut aufstöhnte. Menschen, die bestimmt schon mal bei der Haftpflichtversicherung beschissen haben. Oder die Gabionen im Garten stehen haben. Wer komme überhaupt auf so eine Idee, fragte Altinger in die Runde? „Helmut Lux“. Eines hatten alle im Lauf des Abends gelernt: Dem ominösen Helmut Lux sind Erfindungen zu verdanken, die sinnlose Bedürfnisse stillen. Gabionen kaufe man nur, um aller Welt zu zeigen, dass man sich einen ungewöhnlichen Namen merken kann. Ebenso sinnlos sind für den Künstler das Stand Up Paddling oder Smoothies, die nichts anderes seien als Kompostabfälle. Das entlockte dem Publikum immer wieder herzhaftes Lachen. Vielleicht auch, weil sich einige Gäste ertappt fühlten.

„Darf ich mir was darauf einbilden, oder sind Sie immer so?“, fragte Altinger die begeisterten Gäste. Das Publikum bestätigte nicht nur am Ende des Abends mit tosendem Applaus, dass er sich durchaus etwas auf seinen Auftritt einbilden darf. Von den Notausgängen sprach nach diesem Auftritt niemand mehr.Monika Läufle