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Branche will Frauenanteil erhöhen

Attraktive Perspektiven für weibliche Fach- und Führungskräfte

Jule Jansen hofft, dass sich die alten Rollenklischees langsam ändern und mehr Frauen in die Bauberufe einsteigen. Zumal heute durch den Einsatz von Maschinen die körperliche Belastung auf der Baustelle viel geringer geworden ist. Foto: Bauwirtschaft Baden-Württemberg e.V.

pm. Angesichts des hohen Personalbedarfs will die Bauwirtschaft deutlich mehr Frauen als Fach- und Führungskräfte gewinnen. „Wir haben in den nächsten Jahren enorme Bauaufgaben vor uns, beispielsweise im Wohnungsbau, in der Gebäudesanierung oder im Verkehrswegebau. Deshalb ist die Fachkräftesicherung ein zentrales Thema. Bereits heute melden uns mehr als die Hälfte unserer Mitgliedsbetriebe, dass ihnen Facharbeiter fehlen. Abhilfe kann hier unter anderem die verstärkte Beschäftigung von Frauen schaffen“, erklärt Thomas Möller, Hauptgeschäftsführer der Bauwirtschaft Baden-Württemberg. Da der Anteil der weiblichen Beschäftigten unter den gewerblichen Arbeitnehmern mit 1,9 Prozent nach wie vor gering ist, sieht Möller hier ein erhebliches Potenzial.
Attraktive Entwicklungsmöglichkeiten

Auch wenn die Zahl der Frauen in den Bauberufen derzeit noch gering ist, steigt sie langsam, aber stetig. Das gilt auch für die Ausbildung. So lag der Anteil der weiblichen Auszubildenden in den Hochbauberufen Ende 2023 in Baden-Württemberg um ein Fünftel höher als ein Jahr zuvor. In den Tiefbauberufen hat er sich sogar mehr als verdoppelt. „Die Bauwirtschaft bietet Frauen heute attraktive und vielfältige berufliche Entwicklungsmöglichkeiten. Von der Gesellin in einem der klassischen Ausbildungsberufe über die Vorarbeiterin und die Polierin bis hin zur Bauingenieurin in Führungsposition reicht das Spektrum. Hinzu kommt, dass sich die Arbeitsbedingungen am Bau durch die technische Entwicklung und die Digitalisierung in den letzten Jahren stark verändert haben: Auf den Baustellen kommen immer mehr komplexe Maschinen und Techniken zum Einsatz, die die körperliche Arbeit erleichtern. Deshalb ist in der Baupraxis heute zunehmend Wissen gefragt, Muskelkraft spielt eine geringere Rolle“, erläutert Thomas Möller.

Flexible Arbeitszeitmodelle gefordert
Um den Frauenanteil zu erhöhen, müssen aus Sicht des Hauptgeschäftsführers die Rahmenbedingungen weiter verbessert werden. „Wichtige Faktoren sind beispielsweise flexible Arbeitszeitmodelle oder auch ein diskriminierungsfreies Klima in den Betrieben. Außerdem muss die Politik die Kinderbetreuungsangebote weiter ausbauen, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern.“ Trotz einiger noch zu überwindender Hürden sieht Möller die Bauwirtschaft beim Thema „Beschäftigung von Frauen“ auf einem guten Weg: „Die Tatsache, dass inzwischen zahlreiche Facharbeiterinnen, Bauingenieurinnen und Unternehmerinnen in der Baubranche erfolgreich sind, zeigt, dass sich etwas bewegt. Wir sind deshalb sicher: Frauenpower am Bau hat Zukunft.“

Jule Janson ist dabei

Passgenaue Betonschalungen aus Holz oder Stahl herstellen, Bewehrungen vorbereiten und verlegen, dann den Beton einbringen, verdichten und nachbehandeln – die Tätigkeit als Beton- und Stahlbetonbauer/in ist anspruchsvoll und erfordert fundiertes Fachwissen. „In meinem Beruf kommt es darauf an, sehr exakt und gewissenhaft zu arbeiten. Schließlich bin ich als Betonbauerin dafür verantwortlich, dass die Gebäude stabil, sicher und qualitativ hochwertig sind“, erklärt Jule Janson, die ihre Ausbildung gleich nach dem Abitur begann. Nach bestandener Gesellenprüfung entschied sie sich, zusätzlich ein Bauingenieurstudium an der Hochschule Karlsruhe zu absolvieren: „Das Studium eröffnet mir neue berufliche Perspektiven, ich kann beispielsweise Aufgaben als Bauleiterin übernehmen.“