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Ein „Gegenspieler“ fürs Rathaus?

Städtebau Planer Tilman Sperle stellt dem Owener Stadtrat seine ersten Ideen für die Erweiterung des Rathauses und die Umgestaltung des Platzes vor. Die Neukonzeption könnte sich bis zum Backhaus erstrecken. Von Iris Häfner

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Owen will mit dem städte­baulichen Wettbewerb für das Rathaus und den Vorplatz nun ernst machen. „Wir wollten 2020 weiter sein, als wir es jetzt sind. Wir müssen einen Zeitplan entwickeln, sodass wir in den Wettbewerb einsteigen können“, erklärte Bürgermeisterin Verena Grötzinger.

Mit Vergnüngen hatte Dr. Tilman Sperle von der Stadtentwicklung STEG den Faden wieder aufgenommen, wie er versicherte. „2019 sind wir gestartet - und vergangenes Jahr hängen geblieben“, erklärte er. Corona machte auch hier einen Strich durch die Rechnung. Gleich zu Beginn seiner Präsentation sprach er ein heißes Eisen an: Eventuell muss nicht irgendein Gebäude in Owen dem Rathausanbau weichen, sondern das „Bürgermeisterhaus“, das direkt neben dem denkmalgeschützten Rathaus steht.

Im April nahm der Planer die „Sanierung und Erweiterung Rathaus mit Umfeld“ in den Blick. Dabei schaute er sich im und ums Rathaus alles genau an, um den Raumbedarf ermitteln zu können. Dass das historische Gebäude aus sämtlichen Nähten platzt, ist nichts Neues. Der Gemeinderat hat den Sitzungssaal geräumt, um Platz für die Rathausmitarbei­terinnen zu schaffen. Nach den Zwischenstationen ­Evangelisches ­Gemeindehaus und Katholisches Gemeindehaus kann das ­Gremium nun mittelfristig den Herzog-­Konrad-Saal in der frisch sanierten Teckhalle als seine vorübergehen­de Heimat nutzen.

Nach der detaillierten ­Analyse hat der Planer die ­Zielsetzung benannt. Dieses Raumprogramm stellte er in groben Zügen den Stadträten vor. Es wird dringend Platz für Akten und Büros gebraucht. Einen Sozialraum sucht man in dem altehrwürdigen Rathaus vergebens, die Kaffeemaschine steht zwischen den Akten.

Zudem befasste sich Tilman Sperle mit der Umgestaltung des Rathausplatzes. Dazu gehört auch der barrierefreie Zutritt zum Bürgerbüro. Hier hat das Landesdenkmalamt ein gewaltiges Wort mitzureden. An der Frontfassade darf nichts verändert werden, einzig an der Ostwand kann ein Aufzug außerhalb des Gebäudes installiert werden. Allerdings sind hier jedoch die Garagen des Bürgermeisterhauses im Weg.

Wohin mit dem Ratssaal, den Büro- und Nebenräumen, in denen der Kopierer steht und das Papier gestapelt wird? Diese Frage beschäftigte den Planer, denn das Dachgeschoss ist tabu - die Holzkonstruktion für den Turm ist denkmalgeschützt. Soll die Erweiterung mit einem Anbau realisiert werden, bleibt laut Denkmalamt nur die Ostfassade. Das könnte die Architekten vor die Alternative stellen, das Bürgermeisterhaus abzureißen - oder eben nicht. Über diese weitreichende Entscheidung hat der Gemeinderat jedoch das letzte Wort. Im Herbst soll das ­Gremium die Parameter für den Wettbewerb bestimmen. Im Gespräch ist auch eine dritte Variante: ein freistehendes Gebäude als „Gegenspieler“ und Spiegelbild gegenüber der Hauptfassade. „Hier stellt sich die Frage, wie mit dem Baum umgegangen werden soll und wie viel Parkplätze erhalten bleiben müssen“, sagte Tilman Sperle. Er schlug vor, dem Realisierungsteil des Wettbewerbs auch einen Ideenteil anzufügen. Letzterer ist vor allem für die Landschaftsarchitekten interessant, denn für Tilman Sperle ist es denkbar, den Platz bis zum Backhaus neu zu gestalten, und nicht nur bis zur Schulkindbetreuung Schatzkis­te im einstigen ­Notariat. Der Planer rechnet mit Verfahrenskosten in Höhe von knapp 140 000 Euro. Architekten und Landschaftsplaner arbeiten zusammen und geben im Team ihre Bewerbung ab.

„Mir kommt es so vor, als bauen wir eine Staatsgalerie. Reden wir über zehn oder eine Million Euro? Wir sollten dringend einen Rahmen stecken, was uns das kosten soll“, erklärte Jochen Eberhardt. Hier konnte ihn Tilman Sperle beruhigen. Die Kosten sind grob vorgegeben. Er rechnet mit 250 Euro je Quadratmeter und geht damit von insgesamt etwa 3,5 Millionen Euro aus. „Uns muss klar sein, dass es dann losgeht und es kein Zurück gibt“, sagte Hans-Jörg Schmid im Blick auf den Zeitplan. Der sieht vor, im Herbst Nägel mit Köpfen zu machen, um den Wettbewerb ausloben zu können.

Das Owener Rathaus (im Vordergrund) muss erweitert werden. Es erhält entweder einen Anbau oder einen Gegenpart auf dem Vorplatz.
Das Owener Rathaus (im Vordergrund) muss erweitert werden. Es erhält entweder einen Anbau oder einen Gegenpart auf dem Vorplatz. Die ganze Flucht bis zum Backhaus in der Rathausstraße könnte bei der Außengestaltung in die Planung aufgenommen werden. Fotos: Jean-Luc Jacques