Kirchheim

Hier wird alles von Hand gemacht

Strippenzieher Uwe und Maggie Heitel reisen mit ihrer Marionettenbühne durchs Land. Angefangen hat alles, als ihr Sohn seine Puppen in der Garage abstellte. Von Linda Kircheis

In der Werkstatt kreiert Uwe Heitel seine Puppen. Fotos: Mirko Lehnen
In der Werkstatt kreiert Uwe Heitel seine Puppen. Foto: Mirko Lehnen

Frau Holle, der Froschkönig oder der Grüffelo - diese drei Stücke kann man sehen, wenn man die mobile Marionettenbühne zu sich nach Hause einlädt. Die Stücke gehen zwischen 30 und 45 Minuten und sind sehr beliebt bei Kindern. Mit Witz und zum Teil ein paar dazugedichteten Zeilen wird alles so aufgelockert, dass auch die Kleinsten der Geschichte mit Begeisterung und vielen Lachern folgen können.

Momentan arbeiten Maggie und Uwe Heitel an einem neuen Theaterstück: Die Weihnachtsgeschichte, wie sie im Lukasevangelium steht. „Es dauert so ungefähr ein Jahr, bis wir alles für ein neues Stück fertig haben“, sagt Uwe Heitel. Das ist verständlich, denn das Ehepaar macht alles selbst - von der Marionettenpuppe bis zu Bühne und Tontechnik. Dafür haben sie zu Hause im Keller eine Werkstatt, wo die Puppen angefertigt werden.

Jede Puppe hat zehn Fäden

Einen Monat braucht es, um eine einzelne Puppe zu machen. „Das dauert solange, weil jede Puppe ungefähr zehn Fäden hat. Die muss man zurechtschneiden, durch die Kleidung fädeln und um die Gelenke wickeln“, erklärt Uwe, der lieber geduzt werden möchte. Manchmal stelle man fest, dass nur ein Marionettenbein auf dem Boden steht, weil ein Faden zu kurz ist. Dann müsse man alles noch einmal machen.

Das Tonstudio ist auch im Haus des Ehepaars. Da Uwe Heitel nebenher unter dem Namen „friscobrisco“ auch Musik macht, hat er solch ein professionelles Equipment, dass die Kinder das Platschen des Froschs im Brunnen beim „Froschkönig“ für echt halten und fragen, ob im Brunnen wirklich Wasser ist.

Es ist eine ungewöhnliche Leidenschaft, der die Heitels nachgehen. Wie kommt man überhaupt auf die Idee, Puppenspieler für Marionetten zu werden? Den Gedanken haben Uwe und Maggie Heitel schon seit ihrer Ausbildung zum Erzieher. Sie haben ihn jedoch nie umgesetzt. Als ihr Sohn dann in Bochum eine Ausbildung beim Figurentheater machte, lernte er einen Lübecker kennen, mit dem er dort eine Marionettenbühne eröffnete. Als er zurück in den Süden kam, verstaute der Sohn all seine Utensilien in der Garage im Haus der Eltern.

Ein magischer Moment

Uwe und Maggie Heitel fanden, es sei eine Verschwendung, das alles in der Garage versauern zu lassen. Sie fingen an, die Puppen selbst zu nutzen. So führen sie die Arbeit des Sohnes, der inzwischen zwei Kinder hat, heute weiter. „Es ist jedes Mal ein magischer Moment, wenn der Vorhang aufgeht und das Licht so auf die Bühne scheint“, führt Uwe Heitel fort.

Nicht nur die Vorbereitung eines Stücks braucht seine Zeit. Auch der Auf- und Abbau vor und nach einem Auftritt dauern in etwa zwei Stunden. Daher ist es nicht verwunderlich, dass ein Privatauftritt, etwa bei einem Kindergeburtstag, 250 Euro kostet.

Wer nicht so viel Geld zur Verfügung hat, kann Uwe und Maggie Heitel auch bei anderen Gelegenheiten ihre Puppen schwingen sehen: in der Begegnungsstätte „Casanova“ in Rechberghausen oder zur Weihnachtszeit im Kirchheimer Teckkeller. Man muss sich allerdings noch ein wenig gedulden: Denn der nächste öffentliche Auftritt steht erst im Dezember an.

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Foto: Mirko Lehnen