Lokale Kultur

Hommage an Kinogeschichte und Chormusik

Happy-Voices-Ensemble erntete Beifallsstürme – Konzert in der Waldorfschule

Kirchheim. Fürwahr einen Glückstreffer landete, wer Lieder und Geschichten unter dem Titel „Director‘s cut – reloaded“ in Ötlingen genießen durfte. Das Happy-Voices-Ensemble der Eintracht Kirchheim

sang zum wiederholten Mal Lieder zu Genres der Kinogeschichte. Beim Einmarsch auf die Bühne – fürs Konzert in eine Bahnhofswartehalle und später einen Kinosaal umfunktioniert – trugen die zwölf Akteure Reisegepäck bei sich. Da der imaginäre Zug „16 Uhr 50 ab Paddington“ zwei Stunden Verspätung hatte, konnte die gewonnene Zeit glücklicherweise für einen Liederabend genutzt werden. Mit einer Cover-Version von „Somebody that I used to know“ begann der bunte Melodienreigen.

Viele Stücke wurden von Chorleiter Robert Kast, der vom Stuhl am Pult aus mit kurzen Fingerzeigen dirigierte, selbst arrangiert. Beim Vortrag von Stings „Don‘t stand so close“ nahm das Ensemble unter dem Vorwand „wir gehen eine rauchen“ auf einem kleinen Planquadrat am Bühnenrand Aufstellung. Solche vermeintliche Kleinigkeiten sind oft das Salz in der choreografischen Suppe.

Meistens waren den Liedern Dialoge vorangestellt, die auf Filmhandlungen eingingen. Auch szenische Darstellungen und Ansagen bereicherten das Geschehen. So führte Robert Kast bei Bill Withers Klassiker „Ain‘t no sunshine“ zu Beginn einen Monolog zum Thema Sonne.

Wohlklingend und mit deutschem Text wurde der Singsang „Parkplatzregen“ intoniert. Dem Publikum gefiel das Stück, und es klatschte beim Refrain „Komm, komm und gib mir deine Hände“ kräftig mit. Da die meisten Lieder a cappella zur Aufführung kamen, schaute der Chor zuweilen selbst nach passender Unterstützung. So sorgten bei „Royals“ die Männer mit Brustklopfen, Fingerschnalzen und Händeklatschen für eine erstklassige Percussion.

Der Dirigent begleitete am Klavier bei „The things we do for love” das Ensemble. Dieses sang vorzüglich und unterstrich mit fleißiger Bein- und Fußarbeit seine Bühnenperformance und die visuelle Wirkung auf die Zuhörer. Musikalische Beweglichkeit war beim folgenden Männer-Pop-Medley stark gefordert. Die Songs von Tim Bendzko, Unheilig und Co. wurden mit Inbrunst und nahezu perfekt vorgetragen. Den acht Frauen und vier Männern war die Freude am Singen und an der Schauspielerei anzumerken, und für die Gäste das „Ergebnis“ ob der guten Raumakustik und Beleuchtung stets bestens hör- und sichtbar.

Eines der Glanzlichter war Leonard Cohens „Hallelujah“. Jan Hammermann brillierte mit seinem Gesang beim Solopart, aber auch die anderen Partien gefielen durch eine ausdrucksstarke und ans Herz gehende Interpretation. Überaus heiter kam der Song „Gummibaum“ von Oliver Gies daher. Vom Blickwinkel muslimischer Deutschtürken aus wurden Ereignisse in der Vorweihnachtszeit gnadenlos – und herrlich überzogen – aufs musikalische Korn genommen.

Bevor nach der Pause „Engel“ von Rammstein erklingen konnte, musste die Kartenabreißerin zuerst der einlaufenden Sängerschar ihre Kinokarten entwerten. Humorvolle Dispute und diverse Requisiten waren ebenso angenehme Begleiter bei den Stücken „Viva la vida“, „I‘ve got the music in me“ und „Fields of gold“. Das Lied „Ain‘t no mountain high enough“ enthielt gewollt leicht schräge Töne, die schwer zu singen waren, dem Chor jedoch keine Probleme bereiteten.

Obwohl man mit der Bond-Titelmelodie „Skyfall“ und deren gefühlvoller Klavierbegleitung eigentlich Tiefgründiges im Blick hatte, überlagerte beim männlichen Teil des Chors die Erinnerungen an diverse Bond-Girls die hierzu geführte Debatte. Die Zugabe „Lullabye“ beendete einen schönen Liederabend, bei dem die Interpreten Ingrid Benz, Ulrike Göltenboth, Marleen Hilbig, Tanja Krummenauer, Sabine Reinert-Hahn, Jan Hammermann, Monika Renz, Thomas Roth, Christa Rüb, Andreas Schlieper, Susanne Seinemeyer und Jürgen Wolpert gut aufgelegt und mit hoher Qualität dem Chorgesang Tribut zollten.