Aus den Vereinen

Landesjagdgesetz stößt auf massive Kritik

Hauptversammlung der Jägervereinigung Kirchheim – Zahlreiche Ehrungen

Zur Hauptversammlung der Jägervereinigung Kirchheim wurden kurzfristig die Landtagsabgeordneten des Wahlkreises Kirchheim, Karl Zimmermann, CDU, und Andreas Schwarz, Grüne, eingeladen. Der Grund war die Diskussion über die Novellierung des Landesjagdgesetzes. Als weitere Gäste konnten Forstdirektor Anton Watzek und Bezirksjägermeister Jochen Sokolowski begrüßt werden.

Bissingen. Mit dem Jagdsignal Begrüßung durch die Jagdhornbläsergruppe eröffnete Kreisjägermeister Bernd Budde vor knapp 90 Personen die Jahreshauptversammlung. In einem Kurzdurchlauf gab Budde seinen Geschäftsbericht und den der Obleute ab, der unter anderem auf Spendeneingänge, Mitgliederentwicklung, Fuchsräude und Staupeepidemie im Landkreis Esslingen einging. Ferner wurde die Wichtigkeit der Hasenzählung erwähnt. Eine wichtige Einrichtung ist die Kleintiersammelstelle der Jägervereinigung, die sich an der Kläranlage in Nabern befindet. Die 18 Jahre alte Kühlanlage musste für 2 500 Euro erneuert werden. Sie dient zum Entsorgen von durch Unfällen verendeten Füchsen, Mardern und Dachsen sowie der durch Staupe und Räude verendeten Tiere.

Durch würdigende Worte über die Arbeit des Vorstandes im abgelaufenen Berichtszeitraum von Bezirksjägermeister Sokolowski an die Mitglieder, beantragte er die Entlastung des Vorstandes ohne Kassier. Die Entlastung erfolgte einstimmig. Eine gute, solide Arbeit wurde im Kassenbericht dem Kassier bescheinigt, der ebenfalls einstimmig entlastet wurde. Der bisherige Kreisjägermeister Bernd Budde stellte sich ohne Gegenkandidat wieder zur Wahl und wurde mit einer Gegenstimme in seinem Amt bestätigt. German Kälberer stellte sich als einziger Kandidat zum Stellvertreter zur Wiederwahl und wurde von den Mitgliedern einstimmig gewählt.

Karl Zimmermann richtete sein Grußwort an die Mitglieder mit der Prämisse, dass die CDU-Fraktion im Landtag den jetzigen Entwurf des Jagd- und Wildtiermanagementgesetzes nicht mittragen werde. Der Gesetzentwurf beinhalte zu viel Diktat von anderer Seite, die die im Entwurf hoch gelobte Eigenverantwortung nicht hinnehmbar einschränke.

Andreas Schwarz, stellvertre­tender Vorsitzender der Grünen im Landtag von Baden Württemberg, nahm Bezug auf die Koalitionsvereinbarung, in der es heißt: „Wir werden das Jagd- und das Fischereirecht überarbeiten und stärker an wildökologischen Anforderungen und Tierschutz ausrichten. Die Wildfütterung werden wir abschaffen.“ Dies erfolgt mit der Neugestaltung des Gesetzes, das sich den veränderten wildökologischen Anforderungen stellt und die von der Jagd berührten Belange des Natur- und Tierschutzes wahrt. Es ist auch zu berücksichtigen, dass der Tierschutz Verfassungsrang erlangt hat.

Bezirksjägermeister Sokolowski führte in seinem Bericht aus, dass der Gesetzentwurf praxisfremd sei. So ist seiner Ansicht nach auch das Verbot der Fütterung nicht nachvollziehbar. Mit den Verboten der Naturbaujagd und der Verwendung von Totfangfallen werde den Jägern zur Kontrolle der Prädatoren sowie zur Vorbeugung von Krankheiten ein wichtiges Ins­trument genommen. Den Jägern kann mit dem Gesetz eine Teilnahme an Monitoringaufgaben auferlegt werden. Dies stößt auf großen Widerstand, zumal bisher vielfältige Erhebungen auf freiwilliger Basis von den Jägern, ohne Kostenerstattung, durchführt wurden und werden. „Mit der gesetzlichen Regelung ergibt sich eine Pflicht, die wohl kaum akzeptiert wird“, so Sokolowski, der in seinen Ausführungen noch auf viele andere Details des Gesetzentwurfes einging.

Anton Watzek, der seit Juni vergangenen Jahres Leiter des Forstamtes beim Landratsamt Esslingen ist, wies darauf hin, dass die Zusammenarbeit zwischen Forst und Jagd wichtig sei. Er strebt ein vertrauensvolles Verhältnis an und hat für die Sorgen der Jäger ein offenes Ohr.

In der Diskussion wurde von einem Mitglied der Ablauf eines Jagdjahres beschrieben mit dem Hinweis auf praxisfremde Forderungen des Gesetzes. Kreisjägermeister Budde vertrat die Ansicht, dass viele im Gesetzentwurf geforderte gesetzliche Maßnahmen bisher auf freiwilliger Basis zum Wohl der Tiere und der Jagd erfolgen. Mit einer gesetzlichen Forderung würde es keine Akzeptanz geben. Für ihn ist ausschlaggebend, ein Gesetz auf den Weg zu bringen, das die Akzeptanz der am meisten Betroffenen gewährleisten muss. „Dies ist mit dem jetzigen Gesetzentwurf nicht gegeben, zu viel Bürokratie, unverständliche Schachtelsätze im Gesetzestext, Einschränkung der Eigenverantwortung, keine konsequente Trennung von Jagd-, Natur- und Tierschutzrecht“, kritisiert Budde.

Ein Höhepunkt des Abends waren die Ehrungen der Mitglieder, die in diesem Jahr reichlich ausfielen. Für 25 Jahre Mitgliedschaft erhielten die Treuenadel Karl Ederle, Bissingen; Hans Gölz, Bissingen; ­Dr. Walter Sigel, Weilheim; und Ralf Hoyler, Heroldsbach; für 40 Jahre Heinz Ott, Dettingen; Edgar Schmauder, Deizisau; und Robert Kuch, Neidlingen; für 50 Jahre Irene Goll, Bissingen; und Helmut Steudle, Owen; für 60 Jahre Hans Schopf, Neidlingen; sowie für 65 Jahre Karl Hoyler, Bissingen. Die Verdienstnadel in Bronze des Deutschen Jagdschutzverbandes bekam Martin Doll aus Kirchheim überreicht, die Verdienstnadel in Gold des Deutschen Jagdschutzverbandes wurde auf dem Landesjägertag in Oppenau Alfred Stark aus Weilheim verliehen. Mit den Stimmen der Mitglieder wurde Peter Maier aus Neidlingen zum Ehrenmitglied der Jägervereinigung ernannt. Martin Doll aus Kirchheim, Robert Kuch aus Neidlingen, Heinz Ott aus Dettingen sowie Gerhard Gienger aus Weilheim wurden für 40  Jahre aktives Jagdhornblasen mit der Bläsernadel in Gold ausgezeichnet.

Thematisiert wurde auch die Bitte der Veterinärverwaltung: Im Rahmen der Staupeepidemie im Landkreis Esslingen sollen tot aufgefundene oder erlegte Marder, Dachse, Iltisse und Waschbären bei Verdacht auf Erkrankung zur Untersuchung abliefert werden. Ferner sind für den Kreis Esslingen wie jedes Jahr von 57 Stück Schwarzwild Blutproben erforderlich. bb