Kirchheim

„Langsamer wäre viel relaxter“

Umfrage Ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen wird bereits seit längerer Zeit heiß diskutiert. Fast alle der vom Teckboten Befragten sprechen sich dafür aus. Von Heike Siegemund

Noch gilt das Motto „frei Fahrt für freie Bürger“. Doch die Stimmen für ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen werden lauter.Fo
Noch gilt das Motto „frei Fahrt für freie Bürger“. Doch die Stimmen für ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen werden lauter. Fotomontage: Jean-Luc Jacques

Tempolimit

Halten Sie ein generelles Tempolimit von 130 km/h auf Autobahnen für sinnvoll?

Ja, für die Sicherheit und den Umweltschutz ist es sinnvoll.
26%
Nein, eine generelle Begrenzung ist überflüssig.
73.4%
Ich habe keine Meinung zu diesem Thema.
0.59999999999999%
Stimmen gesamt 289

Ute Näckel aus Leverkusen spricht sich klar für ein Tempolimit auf Deutschlands Autobahnen aus: „Ich würde das gut finden. Es wäre ein viel entspannteres Fahren“, sagt die 59-Jährige. Karl-Heinz Newiadomsky, ebenfalls aus Leverkusen, pflichtet ihr bei: Durch ein Tempolimit würde „die Kapazität der Autobahn besser ausgenutzt werden“, sagt er. Außerdem könnte man CO2 einsparen, die Auto- und Lastwagenfahrer hätten „weniger Stress“, und es käme zu weniger Unfallsituationen, ist der 66-Jährige überzeugt. In Holland beispielsweise fahre jeder nur maximal 120 Stundenkilometer. Ute Näckel und Karl-Heinz Newiadomsky selbst besitzen gar kein Auto, das besonders schnell fahren kann. Ab einer Geschwindigkeit von 140 „wird es anstrengend“, findet die 59-Jährige. „Langsamer zu fahren ist viel relaxter. Und so viel Zeitunterschied macht das nicht aus.“ Die meisten Autofahrer in Deutschland seien „übermotorisiert“, haben die beiden beobachtet. Da gehe es nur ums Prestige.

Ute Näckel und Karl-Heinz Newiadomsky aus Leverkusen
Ute Näckel und Karl-Heinz Newiadomsky aus Leverkusen. Fotos: Heike Siegemund

Dorothea Reiff aus Bodels­hofen ist selbst nicht oft auf Autobahnen unterwegs. „Deshalb betrifft mich das Thema eigentlich nicht“, sagt sie. Trotzdem plädiert auch sie für ein Tempolimit. „Dann würde die Raserei auf der Autobahn aufhören, und die Unfallgefahr wäre geringer“, betont die 66-Jährige. Außerdem seien Elektroautos die Zukunft, „und die fah­ren gar nicht so schnell“. Einen Negativ-Aspekt des Tempolimits sieht Dorothea Reiff allerdings - und dieser bezieht sich auf die heimische Autoindustrie und die dortigen Arbeitsplätze: Firmen wie Porsche produzierten Autos mit starken Motoren; würde ein Tempolimit kommen, „wären diese schwerer verkäuflich“.

Dorothea Reiffaus Bodelshofen
Dorothea Reiff aus Bodelshofen

Überhaupt nicht begeistert von einem Tempolimit ist Bernd Schindlatz aus Bad Urach. An vielen Stellen auf deutschen Autobahnen sei die Höchstgeschwindigkeit bereits limitiert. Andernorts könne man durch zu viel Verkehr und Baustellen gar nicht schnell fahren. „Da bleiben doch nur noch ein paar Straßen übrig“, sagt der 65-Jährige und fragt: „Warum muss man alles verbieten und regeln?“. Dass die Unfallgefahr größer ist, wenn die Verkehrsteilnehmer schnell fahren dürfen, bestreitet Bernd Schindlatz nicht. Aber der Umweltaspekt durch ein Tempolimit sei zu vernachlässigen, betont der Bad Uracher. Mit dem Auto sei er selbst nie besonders schnell unterwegs - schon gar nicht, wenn seine Familie dabei sei. Anders sehe es da schon mit dem Motorrad aus: Hier fahre er schon gerne mal schneller - „aber alles im Rahmen und so, wie es zulässig ist“.

Bernd Schindlatzaus Bad Urach
Bernd Schindlatz aus Bad Urach

„Wir reden immer über Europa - aber wir sind das einzige Land in Europa, das noch kein Tempolimit hat“, sagt hingegen Thomas Stolk aus Kirchheim, der eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen aus mehreren Gründen befürworten würde. „Es würde der Umwelt gut tun und die Zahl der Unfälle würde sicher abnehmen. Wenn dadurch nur ein Menschenleben gerettet werden könnte, ist es ein Grund, das umzusetzen“, betont der 55-Jährige. Bis vor Kurzem sei er oft Richtung Stuttgart und zurück auf der Autobahn unterwegs gewesen. „Aber ich war dann irgendwann so genervt, dass ich auf die S-Bahn umgestiegen bin.“ Generell hat er beobachtet, dass die Leute „vernünftiger fahren“ und die Drängler weniger werden. Aber es seien schlichtweg immer mehr Autos unterwegs.

Thomas Stolkaus Kirchheim
Thomas Stolk aus Kirchheim

„Auf jeden Fall“ plädiert Bettina Sommer aus Köngen für ein Tempolimit. Vom Lärm der nah gelegenen A8 sei sie täglich „massiv betroffen“, klagt die 48-Jährige. „Das ist so laut - es ist furchtbar.“ Im Sommer könne sie nachts nur mit Ohrstöpseln schlafen, wenn sie das Fenster öffnen wolle. Ein Tempolimit würde dafür sorgen, dass „der Verkehr gleichmäßiger fließt und dass keine Tempospitzen mehr entstehen“, ist sie überzeugt. Außerdem würden weniger Unfälle passieren, und auch mit Blick auf den Umweltschutz wäre langsameres Fahren angebracht, ergänzt Bettina Sommer. Eine Höchstgeschwindigkeit von 120 Stundenkilometer wäre ihrer Ansicht nach völlig ausreichend.

Bettina Sommer aus Köngen
Bettina Sommer aus Köngen