Lokale Kultur

Multischwäbische Harmonien

90 Jahre Chor Holzmaden mit „Pepper & Salt“ und „TonArt“ – Rundum gelungenes Geburtstagskonzert

Feste soll man bekanntlich feiern wie sie fallen. Warum also bis zum 100. Vereinsgeburtstag warten, dachte sich der Chor Holzmaden und bejubelte am vergangenen Wochenende sein 90-jähriges Bestehen, wie es sich für Sänger gehört: mit Gesang und Harmonie(n). Das Ständchen brachte das legendäre Schwaben-Quintett „Pepper & Salt“ Chor und Gästen.

Der Holzmadener Chor stellte beim Jubiläumskonzert seine Gesangskraft unter Beweis.Foto: Daniel Kopatsch
Der Holzmadener Chor stellte beim Jubiläumskonzert seine Gesangskraft unter Beweis.Foto: Daniel Kopatsch

Holzmaden. Seit 90 Jahren bereichert der „Frohsinn“, wie der Chor sich bei Gründung 1928 noch nannte, das kulturelle Leben in der Urweltgemeinde. „Ich bin froh, dass ein so traditionsreicher Verein aus den Anfängen geworden ist“, gratulierte Bürgermeister Jürgen Riehle zum runden Vereinsgeburtstag.

Und dass sich die Holzmadener glücklich schätzen dürfen, einen Gesangverein wie den Chor Holzmaden in ihren Reihen zu haben, das bewiesen die Sänger beim Geburtstagskonzert am Samstagabend in der Gemeindehalle einmal mehr. Zum Auftakt überreichte der Stammchor dem Publikum einen bunten Melodienstrauß. Bekannte Schlager aus den 20ern wie „Veronika, der Lenz ist da“ oder das beschwingte „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“ zauberten einen Hauch von Frühling in den Herbstabend. Für stille Momente sorgte das Volkslied „Erlaube mir, feins Mädchen“, das Johannes Brahms vertonte. Zum Schmunzeln war hingegen die „Obstliebe“ zwischen Apfel und Birne, die schließlich im Kompott vereint werden. Ein altes Kinderlied aus Masuren stach besonders heraus: Mit seinen Akzenten und abwechslungsreichen Tempi krönte der Stammchor seinen Part des Abends mit der alten Weise „Ging ein Weiblein“.

Modernere Töne schlug der Frauenchor „TonArt“ an: Die Literatur der Sängerinnen hat spürbar einen internationaleren Einschlag. Gefühlvoll eröffneten sie ihren Vortrag mit „Sing Songs of Joy“ von Donald Moore. Folk von der grünen Insel gab es gleich zweimal: Mit „Erin Shore“ und dem schlichten wie ergreifenden Segenslied „An Irish Blessing“ zeigten die Frauen Seele – ebenso beim Traditional „Greensleeves“, dessen Text Heinrich VIII zugeschrieben wird. Dass sie auch den Swing haben, zeigten sie bei Ben Oaklands „Java Jive“. Hingegen gab es beim 80er-Hit der Münchner Freiheit „Solang man Träume noch leben kann“ noch Steigerungsfähigkeit.

Zum Abschluss dankten beide Chöre ihrem Publikum mit dem Udo-Jürgens-Evergreen „Vielen Dank für die Blumen“ für den begeisterten Beifall. Blumen gab es übrigens auch, und zwar für Dirigentin Natalia Katsnelson, die musikalische Leiterin des Chors Holzmaden.

Zum Geburtstag machte der Chor sich – und seinem Publikum – noch ein tolles Geschenk mit dem Gastspiel des A-cappella-Quintetts „Pepper & Salt“. Die kongeniale Truppe, die leichtfüßig brillanten Harmonie-Gesang mit urschwäbischer Komik mischt, zeigte Ausschnitte aus ihrem neusten Programm „Seng Shui“. Von ihrer Weltreise packen die fünf immer neue musikalische Mitbringsel aus: mal brasilianische Rhythmen, mal pfeffriger Balkan-Touch, mal Kehliges aus Afrika. Immer aber strickt das Quintett dazu satten Schwabenwitz, der reizvoll im Gegensatz zu den feinen Arrangements mit eleganten Anleihen aus dem Common Jazz und Swing steht.

Es sind aber vor allem die beiden Sängerinnen, die dem Ensemble ihren Stempel aufdrücken: Jeschi Paul und Annette Kienzle-Ehrlich erleuchteten mit ihren Urschrei-Jodlern die Gemeindehalle bis hin zur letzten Reihe. Und Kienzles Stimm- und Gesichtsakrobatik beim Hafer-Bananen-Blues, den ehemaligen SWR-Maskottchen Äffle und Pferdle gewidmet, brachte den Saal zum Toben.

Wahrlich kein Wunder also, dass das Holzmadener Publikum die fünf erst nach einigen Zugaben ziehen ließ. Ein rundum gelungenes Geburtstagskonzert endete mit lauten Beifallsstürmen, die das Publikum allerdings mit einer Frage zurückließen: Was lässt sich der Chor Holzmaden noch einfallen, um in zehn Jahren beim 100. diesen Abend noch zu toppen?