Aus den Vereinen

Pfarrkonvent auf Fortbildung in Nitra

Die Pfarrer des Evangelischen Kirchenbezirks Kirchheim besuchten das Partner-Seniorat in der Slowakei

Eine gemeinsame Fortbildung führte die Pfarrer des Evangelischen Kirchenbezirks Kirchheim für fünf Tage nach Nitra in der Slowakei. Seit 1993 besteht eine Partnerschaft zwischen dem Kirchenbezirk Kirchheim und dem Seniorat Nitra der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses.

Die Pfarrerschaft des Kirchenbezirks Kirchheim mit slowakischen Kollegen auf der Burg in Nitra vor der Statue Papst Johannes Pau
Die Pfarrerschaft des Kirchenbezirks Kirchheim mit slowakischen Kollegen auf der Burg in Nitra vor der Statue Papst Johannes Pauls II., der 2003 Nitra besucht hat.Foto: privat

Kirchheim. Außer für den Partnerschaftsbeauftragten Pfarrer Karlheinz Graf aus Oberlenningen und Dekanin Renate Kath war es für die meisten die erste Begegnung mit den Partnern in der Mitte Europas. Am ersten Vormittag stand die Besichtigung der Burg mit der Kathe­drale Sankt Emmeran und des Museums auf dem Plan. Das Denkmal der Slawenapostel Kyrill und Me­thod erinnert an die bedeutende Geschichte der heutigen Universitätsstadt Nitra als Zentrum des Großmährischen Reichs im 9. Jahrhundert, in dem das Slawische zur Schriftsprache wurde.

Beim Besuch der beeindruckenden Holzkirche von Hronsek am Nachmittag kam die schwierige Geschichte der evangelischen Kirchen in der Slowakei in den Blick. Bei dieser kreuzförmig erbauten Kirche mit 1 100 Sitzplätzen handelt es sich um eine „Artikularkirche“. Im 16. Jahrhundert hatte sich das Gebiet der heutigen Slowakei weitgehend der reformatorischen Bewegung angeschlossen, aber in der Zeit der Gegenreformation wurde unter habsburgischer Herrschaft die Rückkehr zum Katholizismus erzwungen. Erst durch zwei Artikel des Vertrags von Sopron 1681 (deshalb „Artikularkirche“) wurde der Bau von zwei evangelischen Kirchen in jedem Bezirk erlaubt, allerdings unter äußerst res­triktiven Bedingungen. Davon zeugt heute diese Kirche, die zum Weltkulturerbe gehört und viele Menschen anzieht. Wie die Pfarrerin dieser Kirche erzählte, finden jährlich etwa zwölf Hochzeiten und 35 Taufen statt.

Von solchen beeindruckenden Zahlen konnten die anderen Kollegen nicht berichten, denen die Kirchheimer Pfarrerschaft am folgenden Tag in der neu erbauten Kirche in Levice begegnete. Neben der Katholischen Kirche, der gut 60 Prozent der slowakischen Bevölkerung angehören, ist die Lutherische Kirche mit etwa sieben Prozent die zweitgrößte, aber deutlich eine Kirche in der Diaspora. Stieg die Zahl der Gemeindeglieder zunächst an, nachdem in nachkommunistischer Zeit wieder Religionsfreiheit herrschte, geht sie heute wieder zurück.

Die Pfarrer versorgen oft mehrere Gemeinden, die weit auseinander liegen können. Einer nannte sieben Gottesdienstorte. Manche feiern bis zu drei Gottesdienste am Sonntag. Eine Pfarrerin erzählte, dass sie Gottesdienste in slowakischer und ungarischer Sprache hält, denn zur Gemeinde gehört auch eine ungarische Minderheit. Die Gemeinden bemühen sich um Kinder- und Jugendarbeit, einige haben Frauenkreise und Chöre, die Pfarrer erteilen Religionsunterricht an den Schulen. Aber in manchen Gemeinden gibt es so wenige Gemeindeglieder, dass nicht in jedem Jahr eine Hochzeit oder eine Konfirmation stattfindet.

Auch unter fehlenden finanziellen Mitteln leiden die Gemeinden. Die Kirche in Levice, in der die Begegnung stattfand, feierte Anfang Mai das zehnjährige Jubiläum ihrer Fertigstellung. Erst mit finanzieller Un­terstützung – auch aus Württemberg – war es gelungen, für die in den 90er-Jahren begonnene Kirche ein Dach zu errichten. Vorher stand die Gemeinde buchstäblich im Regen.

Auf dem Programm standen noch ein Besuch in der Gemeinde des Seniors Jan Jantscho in Kalna, in der Kirche in Batovce und in Jablonovce, wo in den vergangenen Jahren auch mit Unterstützung aus dem Kirchenbezirk Kirchheim ein altes Pfarrhaus zum Jugendzentrum ausgebaut worden ist. Besonders dankbar war die Gemeinde über die Arbeitseinsätze, die von Oberlenningen aus organisiert und geleistet wurden. Überall herrschten Freude über den Besuch und große Gastfreundschaft.

Der letzte Tag führte den Konvent nach Bratislava. In der Theologischen Fakultät der Comenius-Universität gab es ein Gespräch mit Dekan Dr. Lubomir Batka, dessen Frau in Kirchheim geboren ist, und Professor Dr. Ondrej Prostrednik, früher Pfarrer in Nitra. Ein Besuch im Künstleratelier von Milan Lukac, der für die Heilig-Geist-Kirche in Nitra das Kreuz und das Taufbecken gestaltet hat und Einblicke in seine Arbeit gab, war ein weiterer Höhepunkt.

In dieser Kirche fand am Abend mit einem festlichen Gottesdienst mit der Gemeinde der Abschluss des Konvents statt. Auch wenn der Gottesdienst eine andere Ordnung hat, konnten doch alle in die Lieder einstimmen, denn die Melodie von „Ein feste Burg ist unser Gott“ oder „Nun danket alle Gott“ verbindet evangelische Christen über Sprachgrenzen hinweg. Noch einmal war zu spüren, wie eng die Partnerschaft durch das Engagement des Oberlenninger Pfarrers Karlheinz Graf und seiner Frau Ulrike geworden ist: Mit großer Herzlichkeit begegnete ihnen die Gemeinde und bedankte sich mit einem Geschenk.fr