Lokale Kultur

Sommerliche Serenade im Kirchheimer Schlosshof

Sommerliche Serenade im Kirchheimer Schlosshof

Kirchheim. „Schmetterlinge im Ohr“ – ein prickelndes Motto für eine sommerliche Serenade, bei der leichte und ernste Muse zu einer gehaltvollen Melange ineinanderflossen. Zugleich erlebten die zahlreichen Besucher im Kirchheimer Schlosshof eine Premiere, handelte es sich doch um den ersten konzertanten Schulterschluss zwischen Pädagogischem Fachseminar und der Musikschule Kirchheim.

Spirituals, Gospels und andere „neue Klänge“ standen im Mittelpunkt der ersten Programmhälfte. Den musikalischen Reigen eröffnete das Saxofonquartett Saxess der Musikschule mit drei Ungarischen Tänzen von Ferenc Farkas. Vom Sopran- bis zum Baritoninstrument einen breiten Ambitus abdeckend, glänzten die jungen Saxofonisten mit einer Quartettkultur, die hohes Differenzierungsvermögen ebenso auszeichnete, wie die Fähigkeit, als klangmächtiger Verbund aufzutrumpfen. Qualitäten, die sich auch in den beeindruckenden Interpretationen des „Libertango“ aus der Feder von Astor Piazolla und dem jazzigen „Brown and Blue“ hörbar Bahn brachen.

Unter der musikalischen Gesamtleitung von Renate Junginger schöpften Seminar- und Kurschor des Pädagogischen Fachseminars aus der anregenden Fülle des Gospel- und Spiritualrepertoires. „Come an‘

go“, „Lean on me“, oder „Oh happy day“ waren nur einige Höhepunkte, mit denen die Fachlehreranwärter ihre Hörer zu begeistern wussten. Entscheidenden Anteil hatten hierbei die solistischen Beiträge von Anne Buggle, Dagmar Conzelmann und Maike Löck, die mit teils erstaunlich authentisch „schwarzer“ Stimme, den Stücken zu expressivem Ausdruck verhalfen. Für einen poppig-leichten Ausklang in die Konzertpause sorgte schließlich das Ensemble der Kurse 2 unter Leitung von Eckhard Russ mit Jimmy Cliffs Ohrwurm „I can see clearly now“.

Mit einem Zeitsprung von rund fünfhundert Jahren eröffnete das Blockflöten- und Gemshornensemb­le „Uccelini“ die zweite Konzerthälfte. Unter Gertrud Junker hatten die Musiker mehrere „Branles“ – historische Reigentänze – einstudiert, die eine überraschend geschmackvolle Umrahmung für Auszüge aus Joseph Haydns Flötenuhrstücke und Johann Christian Schickhardts Trio in F-Dur boten.

Zu dieser geschmeidig-beweglichen instrumentalen Klangkultur bildete das anschließende A-cappella-Terzett, bestehend aus Anne Buggle, Martina Kecker und Melanie Wirth, einen reizvollen vokalen Kontrapunkt. Johannes Brahms „Guten Abend, gut‘ Nacht“ und Felix Mendelssohn Bartholdys „Hebe deine Augen auf“ wurden von den Künstlerinnen hoch konzentriert und fein ausgesungen, Synthax und Semantik der vertonten Sprache zur vollen Geltung verholfen.

Nach so viel geballter Seminaristen-Power war es nun an der Zeit, auch einmal den Lehrkräften das Podium zu überlassen. Das dachten jedenfalls Renate Junginger und Winfried Müller, die sich im Duett Robert Schumanns „An die Nachtigall“ und „An den Abendstern“ widmeten, somit zwei weitere Perlen der romantischen Kunstliedtradition zu Gehör brachten.

Mit Hornist Florian Stehle stand ein frischgebackener Preisträger des diesjährigen Kirchheimer Musikpreises auf der Bühne. Von Thomas Arnold an den Tasten begleitet, gab er Einblick in die Welt des D‑Dur-Konzerts von Wolfgang Amadeus Mozart. Angenehm auffallend die sensible, runde, geradezu weiche Intonation des Solisten, die seinem Instrument beinahe die Noblesse eines Holzbläsers zu verleihen schien.

Wechselten sich die Künstler des Pädagogischen Fachseminars und der Musikschule bislang mit ihren Beiträgen gegenseitig ab, kam das Konzertfinale mit einem gemeinsam bestrittenen Auftritt daher. Liedgut von Friedrich Silcher – „Am Brunnen vor dem Tore“, „Es löscht das Meer“, „In einem kühlen Grunde“ – und Max Regers „Der Mond ist aufgegangen“ erlaubten den Seminar-Choristen ein weiteres Mal, ihr beachtliches Können unter Beweis zu stellen. An ihrer Seite hatten sie das von Urs Läpple bestens präparierte Streichquartett der Musikschule mit Juliane Ziegler und Laura Mück an den Violinen, Max Kutzner an der Viola und Katharina Sigel am Violoncello.

Es war ein gelungener Abschluss des Konzertabends, der die vielschichtige Innenwelt der Romantik mit der Zugänglichkeit populären Repertoires wunderbar zu vereinen wusste.