Lokale Kultur

Von Gernhardt bis ins Wirtshaus

Das Kirchheimer Kulturring-Programm wartet für 2015 wieder mit einer großen Bandbreite auf

Zum fulminanten Auftakt der Kulturring-Konzertreihe 2015 gibt es am Sonntag, 18. Januar, einen großen Klavierabend mit Daniel Rö
Zum fulminanten Auftakt der Kulturring-Konzertreihe 2015 gibt es am Sonntag, 18. Januar, einen großen Klavierabend mit Daniel Röhm, der sich besonders Franz Liszt widmet.Foto: pr

Kirchheim. Mit sechs interessanten Theateraufführungen und gleich sieben attraktiven Konzertangeboten geht der Kirchheimer vhs-Kulturring in die Spielzeit 2015. Wer noch auf der Suche nach einem passenden Weihnachtsgeschenk ist, kann sich neben einem Theater- oder Konzertabonnement auch in der neuen Saison wiede r für ein spezielles Jugendabonnement entscheiden, um sich selbst oder anderen eine Freude zu bereiten. Zu einem erstaunlich günstigen Preis können sich damit junge Menschen im Alter von 14 bis 20 Jahren je zwei Sitzplätze für den „Robert-Gernhardt-Abend“ sowie die Theaterinszenierungen „Die Verwirrungen des Zöglings Törleß“, „Hoimetaberau“ und „Hamlet“ sichern.

Das Theater Lindenhof Melchingen eröffnet am 27. Januar die Theaterreihe in der Kirchheimer Stadthalle mit einer szenisch-musikalischen Hommage an den unvergessenen Poeten und Satiriker Robert Gernhardt. Mit vielseitigem Instrumentarium, aber auch mit Schattenspielen oder Scherenschnitten, bringt das Ensemble um Theatermusiker Heiner Kondschak den ebenso brillanten wie intelligenten Sprachwitz Gernhardts zu unterhaltsamer Entfaltung.

Ein aberwitziges Theatervergnügen verspricht das Gastspiel des Landestheaters Tübingen, das am 17.  März die Broadway-erprobte Kriminalkomödie „Die 39 Stufen“ nach Alfred Hitchcock aufführt. Vier Schauspieler in mehr als fünfzig Rollen begleiten die abenteuerliche Reise des unschuldig in einen Mord verwickelten Protagonisten mit feiner Ironie ebenso wie mit gewagten Theateraktionen.

Einen Klassiker der literarischen Moderne hat die Badische Landesbühne Bruchsal am 12. Mai im Gepäck. Robert Musil, dessen Werke mit dem Beginn der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland verboten wurden, thematisiert in den „Verwirrungen des Zöglings Törleß“ am Beispiel des Erwachsenwerdens das menschliche Streben nach Macht und die damit ambivalent verbundene Lust an der Unterdrückung Schwächerer.

Die Württembergische Landesbühne Esslingen ist am 7. Juli mit Franz Xaver Otts „Hoimetaberau“ zu Gast. Zwei schwäbische Originale und Eigenbrötler raunzen, singen und bruddeln vor sich hin. Zugleich tüfteln, hämmern und schrauben sie mit den höchsten Erwartungen an einer seltsamen Universalmaschine, deren letztliche Funktion jedoch in den Sternen steht. Zum Protagonisten wird schließlich auch der schwäbische Dialekt selbst, den der Autor zelebriert, analysiert und von einem sprachlichen Höhepunkt zum nächsten treibt.

Mit William Shakespeares „Hamlet“ steht am 29. September eines der wohl berühmtesten Bühnenwerke überhaupt auf dem Programm, das bei der Badischen Landesbühne in dramaturgisch ebenso bewährten Händen liegt wie der leichtfüßige Ausklang der Theaterreihe mit Truman Capotes Hollywood-Klassiker „Frühstück bei Tiffany“ am 24. November.

Mit einem großen Klavierabend feiert die Konzertreihe am 18. Januar ihren Auftakt. Pianist Daniel Röhm, der seine künstlerische Meisterschaft in Kirchheim schon mit mehreren Solo-Récitals unter Beweis stellen konnte, widmet sich mit Franz Liszt einem seiner erklärten Lieblingskomponisten.

Als Stipendiaten des Deutschen Musikrats kommt das „SonARTrio“ am 15. Februar in die Teckstadt. Den jungen Musikern, die sich auf die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts konzentrieren, ist es ein besonderes Anliegen, mit ihrer einzigartigen Besetzung aus Violine, Cello und Bajan – einem spezifisch osteuropäischen Akkordeon – den Stimmen ihrer Zeit Ausdruck zu verleihen und in Kommunikation mit dem Publikum zu treten.

Ein Wiedersehen mit den Kammersolisten Minsk unter der Leitung von Dmitri Subow steht am 26. April an. Diesmal entfalten die (weiß-)russischen Ausnahmemusiker ein klingendes Panorama der schillernden europäischen Musikkultur des 17.  und 18. Jahrhunderts. Auf dem Programm stehen unter anderem Kompositionen von Purcell, Händel, Vivaldi und Haydn.

Der musikalischen Romantik widmet sich das Et-Arsis-Klavierquartett am 14. Juni. Das noch junge, dennoch bereits international gefeierte Spitzenensemble interpretiert Gustav Mahlers Quartettsatz in a-Moll und macht sich ebenso mit einer Aufführung seines E-Dur-Klavierquartetts um den großen russischen Komponisten Sergej Tanejew verdient, der hierzulande oftmals nur als Lehrmeister Rachmaninoffs und Skrjabins wahrgenommen wird.

Am 20. September gibt sich das Schemann-Klavierduo die Ehre, das zu den führenden Klavierduos gezählt werden darf. Mit Donizettis D‑Dur Sonate, Schuberts f-Moll-Fantasie und Rachmaninoffs „Sechs Stücken“ op. 11 bringen Susanne und Dinis Schemann Repertoire zu Gehör, das nicht nur bekennende Freunde der Klaviermusik begeistern dürfte.

Einige ihrer größten Triumphe feierten sie in der New Yorker Carnegie Hall: Die Yale- und Juilliard-Absolventen Lachezar Kostov (Cello) und Viktor Valkov (Klavier) sind im amerikanischen Musikleben längst eine feste Größe. Vor wenigen Jahren erfolgte ihr gefeiertes Europa-Debüt. Für das Kirchheimer Publikum interpretieren die beiden Kammermusiker Werke von Bach, Chopin, Kabalewski und Rachmaninoff.

„Vom Wirtshaus ins Konzerthaus“ bewegt sich schließlich am 13. Dezember das „Ensemble Rheinfall“. In ihrem kurzweiligen Konzert gehen die Musiker aus den Reihen des SWR-Sinfonieorchesters den Spuren großer Komponisten nach, die im Grenzbereich zwischen „ernster Klassik“ und „Unterhaltungsmusik“ verlaufen, denn selbst Größen wie Beethoven, Schubert oder Brahms haben nicht wenig Zeit in Wirtshäusern verbracht und dort tatsächlich auch komponiert.

Das ausführliche Programmheft ist erhältlich bei der Geschäftsstelle des vhs-Kulturrings im Kirchheimer Spital, Telefon 0 70 21/97 30 32.fs