Kirchheim

War‘s Betrug oder die Gier der Anleger?

Verhandlung Im Betrugsprozess gegen einen Kirchheimer Finanzberater sind neue entlastende Fakten aufgetaucht.

Kirchheim. Das Strafverfahren vor der Stuttgarter Wirtschaftsstrafkammer gegen einen 42-jährigen Kirchheimer Finanzberater und drei seiner Geschäftsführer wegen Betrugs und Gründungsschwindel ist nach mehreren Prozesstagen gestern abgespeckt worden. Ein Großteil der Vorwürfe wollen die Richter der Strafkammer einstellen. Mehrere Zeugen werden gar nicht mehr gebraucht.

Seit dem 23. Januar verhandelt die 16. Große Wirtschaftsstrafkammer des Stuttgarter Landgerichts gegen die drei Männer und eine Frau wegen Darlehens- und Anlagen-Betrugs in großem Stil sowie Insolvenzverschleppung und Gründungsschwindel. Mehrere Zeugen, darunter auch gutgläubige Geldanleger, denen das Unternehmen der Angeklagten hohe Renditen vorgegaukelt haben soll, haben große Summen verloren. Diese, so die Anklage, hätten die Beschuldigten nicht als die versprochenen Fonds angelegt, sondern anderweitig verbraucht. Den Schaden beziffert die Anklagebehörde auf mehr als 330 000 Euro.

Es gab eine Gewinnwarnung

Bereits am vorletzten Prozesstag stellte sich heraus, dass einer der vier Angeklagten den Geldgebern offensichtlich eine Gewinnwarnung mitteilte und dadurch die Geschädigten wussten, dass es sich bei der Fond-Anlage um ein hohes Risiko handelte. Damit, so eine vorläufige Einschätzung der Richter, könne möglicherweise der Anlagen-Betrug in Zweifel gezogen werden. Die Folge: Große Teile der Anklage könnten und sollten nach Meinung der Verteidiger somit eingestellt werden. Die Vorwürfe gegen einen der drei männlichen Angeklagten hat das Gericht bereits eingestellt und den 63-Jährigen aus dem Verfahren entlassen. Möglicherweise wird die Anklagebank am nächsten Prozesstag noch lichter, vielleicht sogar ganz leer, wenn die Richter der Anregung Folge leisten. Bernd Winckler