Lokales

Autobesitzer stehen Schlange

Auch bei den Kfz-Versicherungen liefen gestern die Telefondrähte heiß

Die Mitarbeiter der Autowerkstätten in der Region haben derzeit alle Hände voll zu tun.Foto: Jean-Luc Jacques
Die Mitarbeiter der Autowerkstätten in der Region haben derzeit alle Hände voll zu tun.Foto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Zerstörte Scheiben sowie Dellen und Beulen an der Karosserie: Der heftige Hagelsturm am Sonntag hinterließ auch an zahlreichen Fahrzeugen Schäden. Die Telefone der Kfz-Versicherungen standen gestern nicht still, und in den Autowerkstätten der Region haben die Mitarbeiter alle Hände voll zu tun: Sie kümmern sich mit Hochdruck um die beschädigten Fahrzeuge.

Auch bei Ramsperger Automobile in der Kirchheimer Sudetenstraße ist jede Menge Betrieb. „Bei uns stehen die Leute Schlange wie bei 35 Grad an der Eisdiele“, sagt Betriebsleiter Andreas Gruber. Vorrang hätten nun die Autos, deren Scheiben zerschlagen wurden oder gerissen sind und mit denen man deshalb nicht mehr fahren kann. Besitzer von Fahrzeugen mit Blechschäden „müssen wir leider erst mal wieder wegschicken“, bedauert Gruber. Das Wichtigste sei nun, neue Autoscheiben zu bestellen – „allerdings wird es schon jetzt mit der Lieferung schwierig“.

Hinzu kommen die Schäden an den Autos, die zum Kauf angeboten werden. Auf dem Gelände an der Sudentenstraße standen etwa 70 Fahrzeuge. „Wir gehen davon aus, dass sie alle beschädigt sind“, sagt Gruber. Erwischt hat es auch eine Überdachung aus Glas und Plexiglas, unter der Gebrauchtwagen abgestellt sind: Sie ist von Löchern durchzogen.

Ähnlich sieht es beim Autohaus Schmauder in Kirchheim aus: „Das Büro stand unter Wasser“, erzählt Bettina Schmauder. „Die Computer und Unterlagen an den Arbeitsplätzen waren alle nass.“ Ein solches Unwetter habe sie in Kirchheim noch nie erlebt. „Es war beängstigend.“

Die Mitarbeiter des Autohauses Schmauder kamen gestern ebenfalls kaum zum Durchschnaufen: Es herrschte ein riesiger Andrang. Auch dort werden nicht mehr fahrbereite Autos vorrangig behandelt, alle anderen kommen „in absehbarer Zeit“ an die Reihe. Dafür hätten die Kunden durchaus Verständnis, betont Bettina Schmauder. „Generell ist es wichtig, dass sie jetzt ruhig bleiben“, sagt sie und ergänzt: „Totalschäden gibt es nur in den seltensten Fällen.“ Außerdem könne man Hagelschäden sehr gut beheben, „da sieht man hinterher nichts mehr“, verspricht Bettina Schmauder.

So schnell wie möglich versuche man nun, neue Autoscheiben herzubekommen. „Es wird sich zeigen, wann wir diese erhalten, denn unter Umständen kriegen die Zulieferer mit der Logistik Schwierigkeiten“, sagt Bettina Schmauder.

Sicher ist jedenfalls, dass auf ihre Mitarbeiter die eine oder andere Überstunde zukommen wird. Dass Kollegen aus dem Urlaub zurückgeholt werden, kommt für Bettina Schmauder nicht infrage. „Das ist eine Frage des Respekts“, verdeutlicht sie. „Wir müssen schauen, wie wir zurechtkommen. Alles hängt jetzt von einer guten Organisation ab.“

Heftig sieht es auch bei der Kirchheimer Spedition Mosolf aus: Beschädigt sind hier 700 Autos, die auf dem Areal des Autotransportunternehmens standen, und 300 Autos, die bereits auf Lastwagen verladen waren. Die Lkw selbst hätten zum Glück wenig abbekommen, sagt Geschäftsführer Dr. Jörg Mosolf. Nun müsse man mit den Kunden des Unternehmens klären, wessen Versicherung den Schaden zu tragen hat.

Die Telefondrähte sind gestern auch bei der Allianz-Versicherung in Kirchheim heiß gelaufen. „Die Kunden müssen Geduld mitbringen“, bittet Kundenbetreuer Francesco Brogni um Verständnis. „Es ist auch noch Urlaubszeit. Die Bearbeitung dauert also ein bisschen länger als sonst.“

Brogni rät allen Betroffenen, die Schäden zu fotografieren und sie bei ihren Versicherungen zu melden. „Diese schicken dann einen Sachverständigen vorbei, der ein Gutachten erstellt“, erklärt er. Bei Blechschäden solle man mit der Reparatur warten, bis der Sachverständige vor Ort war; bei Glasschäden könne man sofort die nächste Werkstatt ansteuern.

Der Schaden werde bei einer abgeschlossenen Kfz-Teil- oder Vollkaskoversicherung übernommen – bis auf den Selbstbeteiligungsanteil des Versicherten. Wer nur über eine Haftpflichtversicherung verfüge, müsse für die Autoreparatur selbst aufkommen.