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Kleine Schnitte – starke PositionInfo

Ruiter Klinik soll zu Zentrum der minimal-invasiven Chirurgie werden

Das Ruiter Paracelsus-Krankenhaus soll zu einem Kompetenzzentrum für die Schlüsselloch-Chirurgie aufgebaut werden. Der Nürtinger Chefarzt Klaus Kraft, der zu den Pionieren der minimal-invasiven Technik zählt, verstärkt mit seinem Oberarzt Steffen Huiss seit dem 1. Oktober die Ruiter Chirurgie.

Ostfildern. Mehrere Faktoren machen die neue Ausrichtung in Ruit möglich. Nach dem Beschluss, die Psychiatrie nicht in Plochingen, sondern in Kirchheim zu konzentrieren, muss die dortige Allgemeinchirurgie im nächsten Frühjahr Platz machen. Dadurch erhält Chefarzt Kraft, der bisher in Kirchheim und Nürtingen operierte, die Luft, um künftig Nürtingen und Ruit zu leiten.

Das funktioniere gut, sagt Kraft, die ersten drei Wochen sei er jeden Tag in Ruit gewesen. Das Paracelsus-Krankenhaus wiederum war auf der Suche nach einem Chefchirurgen, weil Privatdozent Wolfgang Schlosser das Haus verlassen hat. Er habe ein Angebot in Schorndorf angenommen, weil ihm die Zukunft in Ruit angesichts der anvisierten Fusion mit dem Esslinger Klinikum zu unsicher gewesen sei, berichtet Thomas Kräh, Geschäftsführer der ­Kreiskliniken.

Kräh selbst sieht dagegen Ruit auf gutem Weg. Das Haus habe die größte Leistungssteigerung innerhalb der Kreiskliniken und werde 2013 erstmals wieder schwarze Zahlen schreiben. Das minimal-invasive Kompetenzzentrum, das wie das Nürtinger zertifiziert werden soll, sei auch nicht als Zwischenlösung gedacht, betont Kräh.

Egal, wie die Zusammenführung der Kliniken von Kreis und Stadt Esslingen komme, sei dieses Leistungsfeld auf Wachstum ausgerichtet – nicht zuletzt in Richtung Stuttgart. Kraft selbst ist da sehr zuversichtlich, weil er einst am Stuttgarter Marienhospital die minimal-invasive Methode entwickelt hat und ihn die niedergelassenen Ärzte kennen.

Von Stuttgart hat Klaus Kraft auch Oberarzt Steffen Huiss nach Nürtingen mitgenommen. Der sitzt seit drei Wochen in Ruit und bildet mit Oberarzt Michael Dick das tägliche Operationsgespann.

Was Ruit zu besonderer Stellung verhelfe, so Thomas Kräh, sei die Kombination der Schlüsselloch-Chirurgie mit der ebenfalls minimal-invasiven Urologie und der Gastroenterologie. Urologe Serdar Deger zähle zu den Besten seiner Zunft. Auch in der Gastroenterologie werde zunehmend minimal-invasiv gearbeitet, sagt Chefarzt Bodo Klump: „Die Disziplinen wachsen medizintechnisch zusammen.“ Thomas Kräh siehtt in Ruit nun eine Qualität, die ihresgleichen suche.

Durch die Kooperation entstehe eine Art Bauchstation. Dass laut Gutachten die Urologie nach der Fusion nach Esslingen soll, scheint Geschäftsführer Kräh kein Kopfzerbrechen zu machen. Eine andere Lösung will er nicht bestätigen, sagt jedoch: „Die gegenseitige Akzeptanz zwischen Kreiskliniken und Klinikum Esslingen ist gewachsen.“

 

Minimal-invasive Chirurgie: Durch einen Stich nahe am Bauchnabel führt der Chirurg eine Kamera und die Instrumente ein. Der Vorteil: ein großer Schnitt und das Risiko eines Bauchtraumas werden vermieden. Die Sicht ist für den Operateur nicht begrenzt. Chefarzt Kraft: „Wir schauen nicht durchs Schlüsselloch, sondern kommen durchs Schlüsselloch. Mit der Kamera sind wir dann mitten im Bauchraum.“ Die Instrumente über die Kamera zu bewegen, erfordert aber viel Erfahrung. Nur in einem Prozent der Fälle so Kraft, müsse er während der OP doch den großen Schnitt machen.