Lokales

Miteinander lachen und schwitzen

Kirchheimer Laufgruppe des „Aktionskreises Behinderte“ wurde für großes Engagement ausgezeichnet

Die Freude war den Mitgliedern der Laufgruppe des Kirchheimer ¿Aktionskreises Behinderte¿ ins Gesicht geschrieben. Sie erhielten
Die Freude war den Mitgliedern der Laufgruppe des Kirchheimer ¿Aktionskreises Behinderte¿ ins Gesicht geschrieben. Sie erhielten den ¿Bridge-Preis¿ in der Kategorie ¿Inklusive Freizeitangebote im Bereich Sport- und Vereinsleben¿.Foto: Jean-Luc Jacques

Es war eine große Überraschung für die Laufgruppe des Kirchheimer „Aktionskreises Behinderte“: Am Montagabend erhielten die Sportler mit und ohne Behinderung den „Bridge-Preis“, den der Landesverband der Lebenshilfe zum zweiten Mal ausgelobt hat.

Stuttgart/Kirchheim. Alles begann mit dem Rennsteiglauf in Thüringen. Ein ehrenamtlicher Mitarbeiter des Kirchheimer „Aktionskreises Behinderte“ (AKB) nahm regelmäßig an dieser Veranstaltung teil. Mit der Zeit konnte er zahlreiche weitere AKB-Mitarbeiter dazu animieren, ebenfalls in Thüringen an den Start zu gehen – teilweise begleitete ihn eine Läufer- und Fantruppe von bis zu 20 AKBlern.

Im Herbst 2003 kam schließlich die Idee auf, auch die Menschen mit Behinderung innerhalb des Aktionskreises für das Hobby Laufen zu begeistern. Viele waren sofort Feuer und Flamme – und so war die Laufgruppe des AKB aus der Taufe gehoben.

Mittlerweile gehören ihr rund 20 Läufer an – darunter befinden sich sowohl Menschen mit als auch ohne Handicap. Jeden Samstag treffen sie sich um 15 Uhr im Rübholz in Ötlingen zum gemeinsamen Ausdauertraining. Dabei gibt es drei oder vier „Geschwindigkeitsgruppen“, sodass jeder die für sich machbare Strecke absolvieren kann. Außerdem nehmen die Läufer regelmäßig am Notzinger Panoramalauf, am Bissinger Burgenlauf, an der „Bissinger Meile“ und natürlich am Rennsteiglauf in Thüringen teil. Und auch beim Spendenlauf „Die gelaufene Spur der Erinnerung“ von Grafeneck nach Stuttgart waren die AKBler im Jahr 2009 mit von der Partie. Der Lauf sollte an die systematische Ermordung von Menschen mit Behinderung während des Dritten Reichs in Grafeneck erinnern.

Die Kirchheimer Laufgruppe zählt zu den herausragenden Beispielen inklusiver Freizeitangebote für Menschen mit und ohne Behinderung. Und genau deshalb durften die Läufer am Montagabend im Bürgerhaus in Stuttgart-Rot den „Bridge-Preis“ 2011 in der Kategorie „Inklusive Freizeitangebote im Bereich Sport- und Vereinsleben“ entgegennehmen. „Als ich sah, wie viele tolle Projekte sich für den Preis beworben hatten, dachte ich: Das wird wohl nichts“, sagte Jürgen Hahn, ehrenamtlicher Mitarbeiter des AKB. Umso größer war schließlich die Überraschung, als Rudi Sack vom Landesverband Baden-Württemberg der Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung die AKB-Mitglieder auf die Bühne bat. Die Freude war den Läufern geradezu ins Gesicht geschrieben. „Es macht so viel Spaß, zusammen mit den Menschen mit Behinderung Sport zu treiben“, erzählte Jürgen Hahn und betonte, dass der Gruppe inzwischen viele sehr gute Läufer angehören.

Stellvertretend für Matthias Berg, der bei der Preisverleihung nicht anwesend sein konnte, las Rudi Sack die Laudatio des ersten Landesbeamten des Kreises Esslingen und elffachen Goldmedaillen-Gewinners der Paralympics vor. „Bei der AKB-Laufgruppe besteht die Möglichkeit, sich durch gemeinsame Aktivität kennenzulernen, sich aneinander zu gewöhnen, miteinander zu lachen, zu schwitzen und sich aufeinander zu freuen“, schrieb Matthias Berg. Die Mitglieder würden Verantwortung füreinander übernehmen und nicht an „den vermeintlichen Schwächen herumlaborieren, sondern sich auf das Können eines jeden Einzelnen konzentrieren“. Die Laufgruppe fördere einen gesunden Ehrgeiz, Erfolgserlebnisse und damit auch das Selbstbewusstsein der Sportler. Deshalb und weil sie den Gedanken der Inklusion nachhaltig und mit viel Engagement leben, habe sich die Jury für die AKBler entschieden.

Die Wahl sei aufgrund der vielen anderen herausragenden Projekte allerdings nicht leicht gefallen, verdeutlichte Prof. Dr. Ulrich Bauder, Vorsitzender des Landesverbandes der Lebenshilfe. Insgesamt haben sich 36 Gruppen und Institutionen beworben, in drei Kategorien gab es jeweils einen Preisträger.

Bei der Veranstaltung in Stuttgart-Rot sprachen außerdem Sabine Frömke, Ministerialdirigentin im Kultusministerium, und Dr. Susanne Eisenmann, Stuttgarts Bürgermeis­terin für Kultur, Bildung und Sport, Grußworte. Musikalisch umrahmt wurde die Preisverleihung von der Band „Dienstagsrocker“, der Musiker mit und ohne Behinderung angehören.