Lokalsport

TSVÖ-Schützen auf den Spuren des VfB

Sportschießen Als frisch gebackener Meister der 2. Liga peilen die Ötlinger Luftpistolenschützen nun via Relegation die Rückkehr ins Oberhaus an. Von Klaus Schlütter

Gut gezielt ist halb getroffen: Stefan Scharpf und die Ötlinger Luftpistolenschützen sind dem Wiederaufstieg in die 1. Bundeslig
Gut gezielt ist halb getroffen: Stefan Scharpf und die Ötlinger Luftpistolenschützen sind dem Wiederaufstieg in die 1. Bundesliga einen großen Schritt näher gekommen. Foto: Markus Brändli

Was verbindet die Pistolenschützen des TSV Ötlingen mit den Profikickern vom Cannstatter Wasen? Krasser Vergleich, klare Antwort: Beide nahmen sich 2017 nach Jahrzehnten in der jeweiligen Bundesliga eine schöpferische Pause im Unterhaus. Der VfB hat sich nach nur einer Saison ins Oberhaus zurückgeschossen. Das Team vom Rübholz ist als frisch gebackener Meister der 2. Bundesliga Südwest auf dem besten Weg, nachzuziehen.

Möglich macht dies ein Doppelsieg am vierten und letzten Wettkampftag auf der eigenen Schießanlage neben der Vereinsgaststätte. Die Halle, in der sonst die Rundenkämpfe stattfinden, war anderweitig belegt. Der TSV zog sich in seine mit moderner Technik ausgestatteten „gute Stube“ zurück, sparte damit Kosten zwischen 1 500 und 2 000 Euro - das war schon mal der erste Gewinn.

Der zweite folgte im Auftaktmatch gegen den SV Eckartshausen. Fünf Luftpistolen-Duelle Mann gegen Mann. Jeweils 40 Schuss auf Ringscheiben, stehend freihändig mit ausgestrecktem Arm auf eine Entfernung von zehn Metern. Die begehrte „Zehn“ mit einem Durchmesser von 11,5 Millimeter, in etwa die Breite eines kleinen Fingernagels. Das Ötlinger Quintett nutzte den Heimvorteil, gewann ungefährdet mit 4:1. Ein erwartetes Ergebnis gegen eine Mannschaft, die (letztlich erfolgreich) gegen den Abstieg kämpfte. Kommentar von TSV-Schützenchef und Wettkampfleiter Joachim Poppek: „Bei uns ist noch Luft nach oben.“

Nach einer Erholungspause von fünf Stunden mit Mittagessen nebenan beim Griechen Georg der zweite Auftritt der Gastgeber gegen die SGi Ebersbach. In der Zwischenzeit hatte Verfolger SSV Sandhausen durch Siege gegen Ebersbach (4:1) und Eckartshausen (3:2) nach Mannschaftspunkten zu Ötlingen aufgeschlossen. Um Meister zu werden, durften sich die Gastgeber keine hohe Niederlage leisten. Höchstens ein 2:3, dank des vor Wochen gewonnenen direkten Vergleichs. Das erhöhte den Druck.

Die Zuschauer, die das Geschehen auf zwei großen Videoleinwänden verfolgten, erlebten einen Krimi mit Musikbegleitung von der CD. Je spannender, desto temperamentvoller Beifall und Zwischenrufe wie „klasse Achim“ oder „super Markus“. Als es ganz eng wurde, feuerte Trainer Herbert Rieke seine Mannen an: „Lasst euch nicht abkochen. Ihr müsst Rückgrat zeigen!“ Ob‘s die Schützen gehört haben, ist fraglich - alle trugen Ohrenschützer.

Kurz vor Ablauf der erlaubten 50 Minuten stand es 2:2. Alles offen. Stefan Scharpf und Torben Engel punkteten für Ötlingen, Sebastian Windhab und Robin Walter aus dem Junioren-Nationalkader für die Filstäler. Wobei Walter nach schwachem Start (88 Ringe) drei Serien hinlegte (98, 96, 95), die jeden Revolverhelden aus dem Wilden Westen hätten vor Neid erblassen lassen.

Schließlich waren nur noch zwei Schützen im Anschlag: Markus Greipel, der für die verhinderte ausländische Verstärkung (wir berichteten) eingesprungen war, und Manuel Windhab. Ein Duell Lehrer gegen Schüler - der Ebersbacher hat im Landeskader schon unter Greipel trainiert. Lange ein Zweikampf auf Augenhöhe. Bis Windhab die Nerven verlor. Nach zwei Ausreißern, einer Sechs und einer Sieben, war die Sache mit 364:359 Ringen für den schwergewichtigen Ötlinger Routinier entschieden.

Zuversichtlich in die Relegation

Nach einjähriger Abwesenheit von der Bundesliga ist die Meisterschaft eine Klasse tiefer eingetütet. Aber der Wiederaufstieg noch nicht. Am 28. Januar steigt in Pforzheim die Relegation zur ersten Liga. Qualifiziert haben sich neben Ötlingen der SSV Sandhausen als Zweiter der Gruppe Südwest sowie die HSG München und der SV Kelheim-Gmünd II aus der Gruppe Süd. Die beiden punktbesten Mannschaften nach jeweils zwei Durchgängen ersetzen die Absteiger Edelweiß Scheuring und SV Willmandingen in der obersten Klasse. Jörg Kobarg, die Nummer eins im TSV-Team, zur Aufstiegschance: „Ich bin zuversichtlich, dass wir es schaffen.“