Kirchheim

„War’s das jetzt oder kommt da noch was?“

Ruhestand Die ehemalige Spiegel-Autorin Bettina Musall hat in der Bastion über das Älterwerden gesprochen.

Bettina Musall (rechts) las aus ihrem Buch vor, moderiert von Christiane Euchner von der Stadt Kirchheim. Foto: pr

Kirchheim. Die Auftaktveranstaltung des Projekts „Gut gerüstet in den Ruhestand“ der Stadtverwaltung Kirchheim war ein voller Erfolg. In Zusammenarbeit mit dem Bürger-Treff wurde die Journalis­tin Bettina Musall zu einer Lesung ihres Buches „Das kann gut werden – Wie der Einstieg in den Ruhestand zum Aufbruch in ein neues Leben wird“ in die Bastion eingeladen.

Die musikalische Untermalung durch das Duo Linsenmayer/Aranello stimmt die Zielgruppe der Veranstaltung, die Babyboomer, mit einigen Songs aus den 60er- und 70er-Jahren auf die Thematik ein. Die Autorin ist selbst Teil der Boomer-Generation. Nach 37 Jahren als Spiegel-Redakteurin war es nicht leicht, dem Beruf den Rücken zu kehren, gewohnte Tagesabläufe zu ändern und finanzielle Abstriche hinzunehmen. Diese Situation war dann auch der Anlass für ihr Buch. Sie will es jedoch keinesfalls als Ratgeber, sondern als „Freund auf dem Nachttisch“ verstanden wissen.

Zahlreiche Interviews der Autorin mit ihren Altersgenossinnen und -genossen zeigen die vielen unterschiedlichen Wege, die sich aus dem Ruhestand ergeben. Da ist einerseits die Freude auf eine Zeit jenseits aller Pflichten, tun und lassen zu können, was man will, die Aussicht auf spätes Frühstück, ausgedehnte Reisen und die üblichen Ruhestandsträume – zum anderen aber auch die Sorge um die eigene Gesundheit, finanzielle Sicherheit und soziale Kontakte. „War’s das jetzt oder kommt da noch was?“

Eine Begegnung mit dem bekannten Schauspieler Mario Adorf wird erzählt. Dieser habe sich im Alter von 93 Jahren immer noch sehr schwer damit getan, „langsam von der Bildfläche zu verschwinden“ und nicht mehr gebraucht zu werden. Berichtet wird auch von Rentnerinnen, die mit 800 Euro ihren Lebensunterhalt bestreiten, aus der zu teuren Wohnung ausziehen müssen und nur mit einem Job ihr Auskommen sichern können. Ebenso kennt Musall Menschen, die diese Lebensphase als Neuanfang sehen und ihre neue Freiheit in vollen Zügen genießen. Ihr Rat für einen gelingenden Ruhestand an die Anwesenden: neugierig bleiben, Kontakte pflegen, seinen eigenen Weg suchen, aktiv bleiben – gerne auch ehrenamtlich.

Am Ende der Veranstaltung erzählt noch Ruheständler Jochen von seinem gelungenen Wohnprojekt, bei dem nach einem Umbau des Einfamilienhauses nun drei Generationen unter einem Dach gut und harmonisch zusammenleben. Ein Beispiel, das Mut macht. Bettina Musalls Buch lässt anregend und zuversichtlich auf die neue Lebensphase „Ruhestand“ blicken, wenn Chancen ergriffen und Gewohnheiten verändert werden, Neues ausprobiert wird und Neugier erhalten bleibt. pm