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Zebra, Kiwi und Prinzessin

Umfrage in der Fußgängerzone: Die meisten Kirchheimer sind Faschingsmuffel

„Helau“, tönt es durch die Straßen, wenn die Narren wieder ihr Unwesen treiben. Doch in Kirchheim? – Fehlanzeige! Einzelne werfen sich zwar in originelle Kostüme, doch die meisten rollen nur mit den Augen. Die Tendenz der Kirchheimer ist eindeutig: Die „Faschingsmuffel“ sind in der Überzahl.

Archivfoto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Zwei davon sind Mareike Cramer und Svenja Riepen. Die beiden Kirchheimerinnen können mit dem närrischen Treiben überhaupt nichts anfangen. Ihr Fazit: Guggenmusik ja, Umzüge und Faschingspartys lieber nicht. Das letzte Mal verkleidet haben sich die beiden vor vielen Jahren. Damals sind sie als Prinzessinnen in die Schule gegangen, „denn man will halt gut aussehen.“ Ebenfalls „aus dem Alter heraus“ ist Gerhardt Jobs aus Dettingen, zumindest empfindet er das so. Noch vor fünf Jahren nahm er immerhin als Zuschauer beim großen Wernauer Fasnetsumzug teil. Diesmal ging die große Sause allerdings ohne den Dettinger über die Bühne. Viel hält er ohnehin nicht von dem Schabernack. Ihm missfällt, dass Leute, die am Rande stehen, einfach ungefragt mitgerissen oder sogar ihrer Schnürsenkel beraubt werden.„Das ist nicht lustig“, findet er.

Neutraler sieht das Ingrid Richter aus Nürtingen. Fasching spricht sie nicht wirklich an. „Ich warte eben einfach ab, bis es vorbei ist“, lacht sie. Früher war das anders. Doch schon damals ging es ihr vielmehr ums Feiern als um die Verkleidung. Was die Tradition angeht, fände sie es aber schade, wenn Fasching abgeschafft würde, schließlich „gehört das ja irgendwie dazu.“ Nicht viel auf die Tradition gibt

Eberhard Munz. Dabei stammt der Wahlkirchheimer sogar aus einer Faschingsgegend. Seine Herkunft beeinflusst ihn aber überhaupt nicht – früher vielleicht noch eher als heute. „Jeder soll machen, was er will“, zeigt er sich tolerant. Seinen persönlichen Geschmack treffe das bunte Treiben aber nicht so ganz.

Ähnlich sieht das die junge Mutter

Kerstin Rosin aus Scharnhausen. Ihr selbst bedeutet Fasching gar nichts. Für die Kinder sei es aber etwas Besonderes, räumt sie ein. Das Angebot an Veranstaltungen sei ziemlich groß. „Als Kind geht man hin, weil man’s witzig findet, sich zu verkleiden. Dann ist man raus aus dem Alter und plötzlich geht man wieder mit den eigenen Kindern hin“, philosophiert sie.

Diese Erfahrung hat Daniel Märzlich aus Kirchheim auch schon gemacht. Auch er schätzt Fasching nur, weil sich dabei seine Kinder vergnügen können. Allerdings hat er beobachtet, dass die Veranstaltungen für Kinder und Erwachsene in den letzten Jahren immer weniger geworden seien. „Wo gibt es denn heute überhaupt noch Umzüge?“ fragt er und fordert: „Da müsste man unbedingt mehr machen!“

Melanie Akinci kann dem bunten Treiben durchaus etwas abgewinnen. Sie bekommt vom Fasching auch beruflich im Kindergarten etwas mit. Außerdem geht die Erzieherin privat schon mal auf Umzüge. Auch die mit Fasching verbundenen Traditionen findet sie gut. Sie verkleidet sich gerne, wobei sie ihrer Kreativität freien Lauf lässt: „Vor einigen Jahren war ich ein Zebra“, erzählt sie und ist zu Recht stolz auf ihre Idee.

Genauso kreativ ist Sophia Dunger, die gerade ein aufwendiges Dino-kostüm für ihren Kleinen näht. Sie selbst ging früher immer als freche Hexe zum Umzug nach Wernau. Heute jedoch feiert nur noch ihr Sohn im Kindergarten, sie selbst nicht mehr: „Ich weiß einfach nicht, wo ich hingehen soll“, bedauert sie, dass es rund um die Teck so wenig Angebote gibt. Wo man gut Fasching feiern kann, weiß dagegen Susanne Schuller.

Die Notzingerin fährt jedes Jahr zu ihrer Familie in die Pfalz, eine Faschingshochburg. Dort geht sie begeistert mit Freunden auf Umzüge oder sogar auf Prunksitzungen. Auch für sie spielt eine pfiffige Verkleidung eine sehr große Rolle. Beispielsweise ging sie schon als Obst, genauer als freches Früchtchen, zum Feiern.

Ungeschlagener Faschingsfan in der Runde der Befragten ist Carina Balz. Die junge Kirchheimerin liebt den Fasching seit Kindheitstagen und verpasst keine Saison. „Ich wurde hineingeboren“, lacht sie. Schon im Elternhaus wurde Fasching groß geschrieben. Mit ihrer Gruppe nimmt sie heute regelmäßig an Umzügen teil. Ihr heißer Tipp: „Wäschenbeuren. Da ist die Stimmung einfach am besten.“