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Zeit für Gespräche und die Erfüllung von Wünschen

Pflege Heiko Kielmann ist Fachkraft im Hospiz in Esslingen. Er fühlt sich dort am richtigen Platz.

Heiko Kielmann schätzt die Arbeit im Hospiz.  Foto: pr

Esslingen. „Manchmal eröffnen sich neue Möglichkeiten“, sagt Heiko Kielmann. Für den gelernten Altenpfleger und Heilpraktiker ist die Stelle als Pflegefachkraft im Hospiz Esslingen so eine Chance. „Hier im Hospiz kann ich meinen Beruf gut aus­üben“, sagt der 55-Jährige. Denn anders als im Pflegeheim, wo Kielmann über Jahrzehnte arbeitete, hat er hier ausreichend Zeit für die von ihm betreuten Gäste, wie die Patienten im Hospiz genannt werden. „In der Pflege hat man sonst oft viel Stress. Das wirkt sich negativ auf das Personal und die Arbeit aus. Im Hospiz sind die Fachkräfte sehr motiviert. Wir können den Gästen eine viel größere Zugewandtheit bieten, haben auch Zeit für tiefere Gespräche.“ Das bedeute für die Gäste auch eine größere Selbstbestimmung. „Sie können etwa essen wann, wo und was sie wollen.“ Für das Personal bleibe auch Zeit, individuelle Wünsche zu erfüllen, etwa mal ein Rührei zuzubereiten oder mit jemandem in den Garten zu gehen. Das Hospiz, sagt Heiko Kielmann, sei „ein Ort, an dem gute Pflege möglich ist“.

Dass die Pflege, mit der er im Zivildienst in Berührung kam, der richtige Beruf für ihn ist, hat Kielmann schon früh erkannt. Menschen zu helfen und sie ein Stück weit auf ihrem Weg zu begleiten, motiviert ihn. Er absolvierte im Geriatrischen Zentrum in Esslingen-Kennenburg eine Ausbildung zum Altenpfleger und arbeitete danach in verschiedenen Pflegeheimen in Köngen, Kirchheim, Unterensingen und Denkendorf, teilweise in leitender Position.

Als im Hospiz Esslingen eine Stelle frei wurde, ergriff er die Chance. Seit 2022 ist er nun einer von drei Männern im Team mit 20 Frauen. Als Mann in einem klassischen Frauenberuf zu arbeiten, damit hat Kielmann kein Problem. Männer und Frauen hätten zwar zuweilen unterschiedliche Herangehensweisen, doch man profitiere voneinander.

Wichtig in seinem Beruf seien Zugewandtheit und Empathie. Und doch dürfe man Leiden und Sterben, die im Hospiz immer da sind, nicht zu sehr verinnerlichen. Professionelle Nähe bedeute, sich für die Gäste zu öffnen, ohne sich mit ihnen zu identifizieren. „Jeder Mensch hat seinen eigenen Weg. Unsere Wege kreuzen sich hier, man fühlt mit dem anderen mit, aber es bleibt sein Weg und sein Leben.“

Im Hospiz gehe es für die Pflegenden auch darum, körperliche Beschwerden der Gäste zu mildern. „Das gibt ihnen den gesicherten Rahmen, damit sie sich mit dem Sterben auseinandersetzen können.“ Oft sieht er die Dankbarkeit für das, was er tut, im Blick der Menschen. Wichtig sei aber, seinerseits nichts zu erwarten.

Schöne Erlebnisse seien unter anderem, wenn sich Dinge am Ende noch klärten, wenn Konflikte beigelegt würden, abgerissene Kontakte wieder aufgenommen oder Unausgesprochenes gesagt werde, und die Dankbarkeit der Angehörigen für den Beistand zu erleben. Schwer sei es, wenn in seltenen Fällen den Sterbenden nicht ausreichend Linderung verschafft werden könne. Hier sei aber der vertrauensvolle Austausch im Team sehr hilfreich.

„Ich habe noch nie an meinem Beruf gezweifelt, eher mal an meinem Arbeitsplatz“, sagt Kielmann. Er ist überzeugt, dass er im Hospiz am richtigen Platz ist. „Es ist eine sehr sinnhafte Tätigkeit. Ich kam noch keinen Tag ungern hierher.“

Mit seiner Frau redet der Vater zweier erwachsener Kinder zuweilen über die sinnerfüllten Momente seiner Arbeit. Die Basis, diese gut zu tun, sieht Kielmann vor allem in seiner spirituellen Praxis. Doch auch beim Bergsteigen, Radfahren und der Gartenarbeit spürt er Verbundenheit mit dem Leben. pm