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Das Essen hat im Hospiz einen besonderen Stellenwert

Hilfe Martina Fricker hat als Mitarbeiterin im Hospiz Esslingen eine schwierige, aber erfüllende Aufgabe.

Hauswirtschaftsleiterin Martina Fricker bereitet Frühstück für einen Hospiz-Gast

Esslingen. Martina Fricker ist im Hospiz Esslingen vor allem für das leibliche Wohl der Sterbenskrankenzuständig. Die 51-Jährige ist als Hauswirtschaftsleiterin im Team. Zugleich ist sie als ausgebildete Pflegefachkraft im Hospiz tätig.

Martina Fricker hat lange in einer Sozialstation und später in einem Privathaushalt gearbeitet, wo sie ebenfalls gepflegt hat. Doch die Arbeit im Hospiz, die sie schon in ihrer Pflegeausbildung kennengelernt hatte, mag sie nicht mehr missen – die Arbeitsatmosphäre sei besonders. „Hier kann ich ganz individuell und ganzheitlich auf die Gäste eingehen, und wir haben alle viel Zeit für sie.“

Frickers Tag beginnt damit, dass sie Frühstück zubereitet. Das darf jeder einnehmen, wann er möchte: „Hier gibt es keine festen Essenszeiten.“ Wer will und kann, nimmt am großen Esstisch in der Küche Platz, die anderen bekommen ihre Mahlzeiten im Zimmer serviert. Das Mittagessen liefert eine Großküche, Kaffee, Kuchen und Abendessen sind Frickers Domäne. Immer versucht sie, individuelle Wünsche zu erfüllen. Das kann die oberschlesische Wurst sein, die ein Stück Heimat vermittelt, oder eine bestimmte Marmelade, das besondere Müsli oder ein Spaghetti-Eis. „Das Essen hat im Hospiz einen besonderen Stellenwert, da gehe ich gerne auf spezielle Anliegen ein.“ Was nicht im Haus ist, wird auch kurzfristig besorgt.

Manchmal kann sie die Gäste einbeziehen – beim gemeinsamen Ostereier-Färben zum Beispiel. Auch Weihnachtsgebäck wurde schon zusammen gebacken und mit einem Gast hat Martina Fricker eine Bolognese-Sauce gekocht. Über solche Aktivitäten kommt man ins Gespräch: „Oft erlebe ich eine große Freude über Kleinigkeiten.“

Spontan zu handeln und flexibel zu sein ist im Hospiz wichtig: „Es ist nichts planbar. Was heute geht, kann morgen schon unmöglich sein.“ Deshalb ergreift Martina Fricker gerne die Gelegenheiten beim Schopf. Hat ein Gast Geburtstag, arrangiert sie vielleicht ein kleines Fest. Und als jüngst einer Frau ein Urenkelkind geboren wurde, gab es ganz spontan eine Flasche alkoholfreien Sekt.

Die Arbeit im Hospiz hat Martina Fricker verändert: „Das Leben ist nicht planbar und es ist sehr kostbar. Dinge, die mir wichtig sind, schiebe ich nicht mehr auf die lange Bank.“ Sie lebe mehr im Hier und Jetzt. „Wenn ich meine Dienstkleidung ausziehe, lasse ich sie ganz bewusst hier.“ Die Dankbarkeit, die sie von Gästen und Angehörigen erfährt, nehme sie jedoch gerne mit. pm