Lenninger Tal

Beim Hüten der Nichte hat es gefunkt

Fest Rosemarie und Pieter Noordzij aus Unterlenningen feiern am morgigen Sonntag diamantene Hochzeit. Der holländische Nachname ist für viele Schwaben bis heute eine Herausforderung. Von Anke Kirsammer

Auch nach 60 Ehejahren wird bei Noordzijs viel gelacht.Foto: Carsten Riedl
Auch nach 60 Ehejahren wird bei Noordzijs viel gelacht.Foto: Carsten Riedl

Diamantene Hochzeit zwischen Weihnachten und Neujahr? „Ja, mein Vater hat damals auch gefragt, wie wir auf die Idee kommen, im Winter zu heiraten“, sagt Pieter Noordzij. Ob warm oder kalt - das spielte für ihn und seine Frau Rosemarie keine Rolle. Eine romantische Hochzeit im Schnee gab es am 30. Dezember 1958 in Unterlenningen zwar nicht: „Es war kalt, aber wir hatten wunderschönes Wetter“, erinnert sich Rosemarie Noordzij.

Vor- und Nachnamen ihres Mannes bereiten den Schwaben bis heute mitunter Probleme. Dass aus Pieter Dieter oder Peter wird, ist an der Tagesordnung. Die Schreibweise und Aussprache des Nachnamens „Noordzij“ bedeutet für viele ebenfalls eine Herausforderung. „Daran habe ich mich gewöhnt“, sagt der 85-Jährige lachend.

Doch wie lernten sich der Holländer aus Rotterdam und die Unterlenningerin Rosemarie Raichle überhaupt kennen? Pieter Noordzijs Bruder hatte eine Frau aus Oberlenningen geheiratet. Deshalb kam er öfter zu Besuch an den Fuß der Schwäbischen Alb. Gefunkt hat es zwischen den beiden auf Spaziergängen zwischen Ober- und Unterlenningen. „Ich musste meine Nichte hüten, und dabei hat er mich begleitet“, so Rosemarie Noordzij mit einem schalkhaften Blitzen in den Augen. Mit 25 heirateten beide. Ein Jahr später kam die erste, 1964 die zweite Tochter zur Welt. Inzwischen gehören vier Enkel und drei Urenkel zur Familie.

Bereits in Holland hatte Pieter Noordzij eine Landwirtschaftsschule besucht. Nachdem er in Nürtingen Agrarwirtschaft studiert hatte, sattelte er noch den Betriebswirt drauf. „Auf dem Laufenden“, wie er es nennt, blieb er auch als Rettungssanitäter der Bergwacht mit permanenten Weiterbildungen. „Zwei meiner Schwager haben mich dorthin mitgenommen“, sagt er und bezeichnet die Kameradschaft in der Bergwacht und die Familie seiner Frau als große Hilfe bei der Eingewöhnung in der neuen Heimat. Als er in Unterlenningen Fuß gefasst hatte, übernahm er in der evangelischen Kirchengemeinde in Unterlenningen Verantwortung: 23 Jahre lang übte er das Amt des Kirchenpflegers aus. Im Urlaub zog es das Ehepaar in seine Heimat. Zu Hause wurde in der Freizeit gerne gewandert.

„Langes Fädchen, faules Mädchen“ - an solche Weisheiten erinnern sich ehemalige Schülerinnen, die Rosemarie Noordzij als Lehrerin in Handarbeit hatten. Bis zu ihrem Ruhestand unterrichtete sie an der Hauptschule in Oberlenningen. Der Alltag mit ihrem Mann ist trotz ihrer Bettlägerigkeit mit jeder Menge Humor gewürzt. „Wir sind manchmal auch läppisch miteinander“, sagt die 85-Jährige. Natürlich hat sie auch ein Rezept für eine lange, glückliche Ehe parat: Die etwas derbere schwäbische Variante sei so übersetzt: „Wenn mir etwas nicht passt, halte ich einfach den Mund.“