Lenninger Tal

Blumen statt toter Steingärten

Landkreis Esslingen lud zur Tagung „Blütenreichtum im öffentlichen Grün“

Insgesamt 27 Mitarbeiter aus 17 Städten und Gemeinden des Landkreises Esslingen ­trafen sich im Umweltzentrum Neckar-Fils in Plochingen zur Tagung „Blütenreichtum im öffentlichen Grün“. Dazu hatte der Landkreis im Rahmen des Projekts ­„Blühender Landkreis ­Esslingen“ eingeladen.

So sehen die blühenden Landschaften in Oberlenningen aus, wie sie sich Landrat Heinz Eininger wünscht. Foto: Werner Schulmeyer
So sehen die blühenden Landschaften in Oberlenningen aus, wie sie sich Landrat Heinz Eininger wünscht. Foto: Werner Schulmeyer

Kreis Esslingen. „Mit verschiedenen Projekten wollen wir das Blühangebot in den nächsten Jahren im ganzen Kreisgebiet ausweiten. Dabei sollen unterschiedliche Themen und Aktionen die Aufmerksamkeit immer wieder aufs Neue auf die Bedeutung blühender Flächen für unser Ökosystem lenken“, kündigte Landrat Heinz Eininger bei der Begrüßung im Umweltzentrum an. Auf der Tagung gaben vier Referenten Tipps und Anregungen, wie mehr Blühflächen in das Ortsbild integriert werden können und wie bestehende Grünflächen so umgestaltet werden können, dass ein Mehrwert für Natur und Umwelt entsteht. Neben Städten und Gemeinden sollen künftig auch weitere Zielgruppen wie Privatgartenbesitzer, Landwirte oder Firmen eingebunden werden. Als Wiedererkennungszeichen für alle Aktivitäten rund ums Thema wurde ein neues Logo „Blühender Landkreis“ vorgestellt. Das solle sich, so Landrat Eininger, in den nächsten Jahren auf immer mehr bunt blühenden Grünflächen in den Städten und Gemeinden im Landkreis wiederfinden. Der Landkreis wird die Kommunen bei der Beschaffung von Saatgut fördern und beispielsweise mit praxisnahen Workshops zur fachgerechten Einsaat und Anlage von Blumenwiesen unterstützen.

Mit rund 642 Quadratkilometern ist der Landkreis Esslingen einer der flächenmäßig kleinsten Landkreise in Baden-Württemberg. Gleichzeitig leben in den 44 Städten und Gemeinden 516 779 Menschen. Mit 806 Einwohnern je Quadratkilometer ist der Landkreis aber einer der am dichtesten besiedelten in ganz Deutschland. Der Strukturwandel in der Landwirtschaft und die zunehmende Ausdehnung der Siedlungsflächen haben auch hier zu einem Rückgang des Blütenreichtums geführt. Dabei ist ein stetes Blühangebot nicht nur für Bienen und wild lebende Insekten wichtige Nahrungsgrundlage, auch für den Menschen ist die Blütenbestäubung elementar zur Sicherung der Nahrungsgrundlagen und Bewahrung der biologischen Vielfalt. So ist etwa ein Drittel der weltweiten landwirtschaftlichen Pflanzenproduktion auf die Bestäubung durch Bienen angewiesen. Der monetäre Wert der Insekten-Bestäubung weltweit beträgt über 153 Milliarden Euro pro Jahr – in Deutschland sind es über 2,5 Milliarden Euro. Die Biene ist nach Rind und Schwein das wichtigste Nutztier des Menschen.

Durch gezielte Ansaaten von heimischen Wildkräuterblüten an Ackerrandstreifen wird im Bereich der Landwirtschaft bereits vielfach ein ausgedehntes, kontinuierliches Blühangebot bereitgestellt, um beispielsweise die Bestäubung der landschaftsprägenden Streuobstbäume zu sichern. In den bebauten Bereichen nehmen die Grünflächen jedoch zunehmend ab: Das „Gärteln“ macht Arbeit und in einer Zeit mit immer weniger Freizeit, versucht man das private Grün mit möglichst geringem Aufwand zu bewirtschaften – „Steingärten“ werden immer beliebter. Dabei bietet vor allem auch der innerstädtische Bereich viele und gute Möglichkeiten, gezielt Blühflächen anzulegen. Die Förderung des Blütenreichtums, insbesondere im öffentlichen Grün, hat dabei nicht nur eine wichtige ökologische und stadtklimatische Bedeutung, sondern steigert auch den Wohlfühlfaktor, macht das Ortsbild attraktiver und bietet Insekten eine wichtige Nahrungsquelle. Ganz nebenbei können diese Grünflächen auch mit einem geringen Zeit- und Pflegeaufwand bewirtschaftet werden.

Um die ökologische und stadtklimatische Bedeutung des öffentlichen Grüns in der Stadtplanung ging es beim ersten Vortrag von Professorin Waltraud Pustal, Freie Landschaftsarchitektin und Dozentin für Stadtökologie an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen und an der Hochschule für Technik in Stuttgart. Die Gestaltung von Lebensräumen und Wohlfühloasen mit Stauden war Schwerpunkt beim Vortrag von Reiner Wahl, Landschaftsgärtnermeister und Dozent an der Königlichen Gartenakademie Berlin. Ernst Rieger von der Saatgutproduktion Rieger-Hofmann in Blaufelden referierte zum Thema „Zukunft braucht Herkunft, die Evolution ist keine Laune“ und gab wertvolle Einblicke in die Möglichkeiten und Vorteile der naturnahen Begrünung mit gebietseigenem Saatgut. Dietmar Schmah vom Grünflächenamt der Stadt Esslingen berichtete über die bisherigen Erfahrungen mit Saatgutmischungen im öffentlichen Grün der Stadt Esslingen.

Für Privatgartenbesitzer gibt es im Februar weitere Tagungsangebote zum Thema „Blütenreichtum“: am Freitag, 19. Februar, im Freilichtmuseum Beuren und am Freitag, 26. Februar, im Naturschutzzentrum Schopflocher Alb. Die Tagungen finden jeweils von 14 bis 18.30 Uhr statt. Weitere Informationen gibt es beim Landratsamt Esslingen, Obst- und Gartenbauberatung, ­Corina Schweikardt, Telefon 07 11/39 02-24 21, E-Mail Schweikardt.Corina@LRA-ES.de, oder im Internet unter www.landkreis-esslingen/streuobstbau