Lenninger Tal

„Tauschhandel“ erhöht Rentabilität

In Owen legen Landwirte ihre Felder zusammen und sparen so Zeit und Kosten

Um Agrarflächen effizient und gleichzeitig rentabel zu bewirtschaften, sind große zusammenhängende Parzellen unabdingbar.

„Tauschhandel“ erhöht Rentabilität
„Tauschhandel“ erhöht Rentabilität

Owen. Trotz Strukturwandel in der Landwirtschaft sind solche Flächen rar gesät. Ursache ist die über Jahrhunderte praktizierte Realteilung, die zu einer Zersplitterung von Flurstücks- und Verpächterstrukturen führte. In Owen beendete ein freiwilliger Nutzungstausch die ungünstige Situation.

Vor zwölf Monaten krempelte Andreas Munk die Ärmel hoch. Der Landwirt wollte auf seinen Ackerflächen endlich ökonomisch arbeiten. Ein Wunsch, den viele Bauern hegen – auch in Owen. Deshalb holte der Initiator seine Kollegen ins Boot und setzte den freiwilligen Tausch landwirtschaftlicher Nutzflächen in Gang. Unterstützung erhielten die Beteiligten von Jens Rieso, der schon viele Projekte dieser Art moderiert hat. Nach einem Jahr und sieben Sitzungen mit zehn Landwirten und 60 Grundstückseigentümern gehören, nach dem Tausch von 100 Flurstücken, kleine und ungünstig geformte Bewirtschaftungseinheiten in Owen heute der Vergangenheit an.

Das Ziel, größere und besser zugeschnittene Flurstücke zu schaffen, ist laut Hans-Otto Schilling geglückt. „Heute habe ich rund 30 Prozent weniger Grundstücke zu bewirtschaften, als noch vor einem Jahr“, erzählt der Bauer. „Die Fläche, die ich bearbeite, ist die gleiche geblieben. Dafür spare ich jetzt lästige und zeitraubende Wendemanöver und Anfahrtswege, weil das Ackerland nicht mehr kreuz und quer in der Landschaft verteilt liegt.“ Der Zersplitterung von Agrarflächen infolge der Realteilung wurde ein Ende bereitet und eine Win-win-Situation für alle am Tausch Beteiligten geschaffen.

Aus der Neustrukturierung resultiert laut Jens Rieso eine Kraftstoffersparnis, die nicht nur die Ausgabensituation verbessert. Sie reduziere auch den Kohlenstoffdioxid-Ausstoß und damit die Ökobilanz lokal und regional erzeugter Nahrungsmittel. „Also ein Grund mehr, beim Landwirt um die Ecke einzukaufen und zum Klimaschutz beizutragen“, resümiert Rieso. „Und die Kosteneinsparung beim Diesel lässt sich gewinnbringend in den Betrieb investieren.“

Für Grundstückeigentümer Gerhard Hummel war der Landtausch eine längst überfällige Maßnahme. „Früher herrschte die Meinung vor, dass ein Bauer in jeder Himmelsrichtung einen Acker besitzen muss, um Unwetterschäden auszugleichen“, berichtet der Owener. „Wer glaubt, dass die Schäden infolge von Starkwetterereignissen auf einer großen, zusammenhängenden Fläche gravierender ausfallen als auf einer kleinen Parzelle, täuscht sich.“ Die Ertragseinbußen, die die Bewirtschaftung kleiner Flächen nach sich ziehe, bringe einem Landwirt auch bei Unwettern keine Ausgleichsvorteile.

Hinzu kommt, dass die Neustrukturierung so manchen Zufahrtsweg zum Acker überflüssig macht. „Ein Verbindungs- und ein Stichweg lassen sich jetzt in Ackerfläche umwidmen“, erzählt Jens Rieso. „Die Kommune, deren Verkehrssicherungspflicht sich auch auf Feldwege erstreckt, spart Pflege und Geld.“ Die Teilstücke werden im Zuge der Umwidmung an die Landwirte verpachtet und können im Bedarfsfall jederzeit wieder in einen Feldweg umgewandelt werden. Schlussendlich lassen sich so noch bessere Arbeitsbedingungen schaffen, wie Rieso feststellt.

Andernorts betreut der Moderator Landwirte, die die im Zuge des Landtausches freigesetzten Potenziale so umfänglich nutzen, dass sie den Unternehmer, der mit dem Mähdrescher die Felder aberntet, sogar gemeinschaftlich bestellen. Das spart Jens Rieso zufolge erneut Zeit, Kosten und jede Menge Planungsaufwand. „Dank GPS und ausgefeilter Technik kann auf dem Mähdrescher genau bestimmt werden, wo und in welcher Zeit eine bestimmte Menge geerntet wurde“, sagt der Fachmann. So lasse sich die Ernte am Ende aufs Gramm genau unter allen Kooperierenden aufteilen.

In Owen stehen die am Flächentausch beteiligten Landwirte noch in den Startlöchern. Ab Herbst werden sie ihr neustrukturiertes Ackerland bewirtschaften. „Der Anfang ist gemacht“, sagt Andreas Munk, der schon jetzt auf die mittel- bis langfristigen Effekte der Neustrukturierung gespannt ist.

Nach einem Jahr ist der Tausch landwirtschaftlicher Nutzflächen in Owen abgeschlossen. Von links: Hans-Otto Schilling, Jens Ries
Nach einem Jahr ist der Tausch landwirtschaftlicher Nutzflächen in Owen abgeschlossen. Von links: Hans-Otto Schilling, Jens Rieso, Andreas Munk und Gerhard Hummel sind nun gespannt, was die Zukunft bringt.Fotos: Daniela Haußmann