Die Bilanz des Kunst- und Aktionspfads am Randecker Maar fällt ausgesprochen positiv aus
Über 10000 Zuschauer beim Kunst- und Aktionspfad

Hendrik van Woudenberg zieht im Rückblick auf den Kunst- und Aktionspfad am Randecker Maar ein überaus positives Fa­zit. Eines freut den Leiter der Ziegelhütte dabei ganz besonders: „Unsere Jugendlichen haben ein Stück Normalität erlebt.“

Eröffmung Kunst - und Aktionspfad am Randecker Maar - Ziegelhütte
Eröffmung Kunst - und Aktionspfad am Randecker Maar - Ziegelhütte
Bissingen. Der Erfolg des Kulturfestivals lässt sich schlecht in Zahlen messen. Schließlich gab es weder Eintrittskarten noch ein Eingangstor, an dem alle Besucher hätten gezählt werden können. Hendrik van Woudenberg geht aber von „mindestens zehntausend Menschen“ aus, die während der sechs Festival-Wochen ans Randecker Maar gekommen sind. Eine weitere Schätzung würde diese Zahl rein rechnerisch noch deutlich erhöhen: „An den Sonntagen waren fast immer wesentlich mehr als tausend Leute hier. Das macht bei sieben Sonntagen allein schon mehr als siebentausend.“

Was sich außer nackten Zahlen aber auch zur Auswertung eignet, das sind die Rückmeldungen – seien sie nun telefonisch, per E-Mail, im Gespräch oder durch die eigens dafür vorbereiteten Zettel erfolgt. In großer Zahl sind speziell die Rücklaufbögen abgegeben worden. Die meisten hätten bei der Bewertung „sehr gut“ angekreuzt, stellt Hendrik van Woudenberg erfreut fest. Und selbst die weniger enthusiastischen Zeitgenossen fanden den Pfad oder auch die dazugehörigen Veranstaltungen zumindest noch „gut“. Nur einmal ist der Leiter der Ziegelhütte auf ein „geht so“ als Bewertung gestoßen.

Führung durch Jugendliche am Kunst- und Aktionspfad
Führung durch Jugendliche am Kunst- und Aktionspfad
Genauso deutlich wird die positive Resonanz auf den Kunst- und Aktionspfad an den vielen Anfragen, ob er sich nicht noch verlängern lasse – zumindest bis die Sommerferien vorbei sind. Solche Fragen musste Hendrik van Woudenberg aber aus den verschiedensten Gründen heraus verneinen. Da wäre zum einen der formelle Grund: „Es war gar nicht so einfach, für alles eine Genehmigung zu bekommen. Ich habe dabei immer argumentiert, dass es ja nur sechs Wochen dauert, und dass danach alles aufgeräumt wird und wieder so ist, wie es vorher war. Wenn ich dann später eine Verlängerung beantragt hätte, würde ich mich damit doch unglaubwürdig machen.“

Den Mitarbeitern des Landratsamts dankt Hendrik van Woudenberg ausdrücklich dafür, „dass sie sich mit viel Engagement in unser Projekt eingearbeitet haben. Sie haben sich damit auseinandergesetzt und uns geholfen, es umzusetzen.“

Ein weiterer Grund, warum sich der Kunst- und Aktionspfad nicht verlängern ließ, ist die Ferienzeit, die inzwischen angebrochen ist. „Unsere Mitarbeiter und Jugendlichen sind jetzt fast alle im Urlaub“, sagt der Initiator des Kulturfestivals, „wir könnten also gar nichts mehr anbieten.“ Schließlich ging es ja um mehr als um den reinen Skulpturenpfad. Theater, Konzerte, Kino und Tanzabende haben das Programm bereichert. Es gab Führungen sowie Mitmachaktionen: auf dem Abenteuerspielplatz, auf dem Barfußparcours oder beim Trampolinspringen. Auch in die Bewirtung der Gäste waren fast alle eingebunden – Jugendliche wie Mitarbeiter. Das alles hätte sich in den Sommerferien nicht mehr aufrechterhalten lassen: „Wir haben aufgehört, als es am schönsten war.“

Kunst und Aktionspfad am Randecker MaarSkulptur
Kunst und Aktionspfad am Randecker MaarSkulptur
Gerade für die Jugendlichen sei es wichtig gewesen, vielen anderen Menschen in ganz normalen Situationen zu begegnen, sei es eben bei einer Führung, beim Bewirten oder beim Ausschank von Getränken. Was die Führungen durch Jugendliche betrifft, sagt Hendrik van Woudenberg: „Die ersten paar Mal bin ich mitgegangen, wenn ich Zeit hatte. Ich hätte dann helfen können bei bestimmten Fragen. Aber ich habe bald gemerkt, es ist gar nicht nötig, dass da jemand mitgeht.“ Die Teilnehmer der Führungen seien erwachsene Menschen gewesen, die sich ein eigenes Bild machen könnten, wenn ihnen ein Schüler die Kunstwerke erklärt.

Das Ziel, die Jugendlichen einzubinden, ist also voll und ganz erreicht worden. Der große Erfolg gilt aber auch für weitere Zielsetzungen – nicht zuletzt für die Finanzierung: „Unsere Einnahmen durch Sponsoren, Spendengelder und Bewirtung decken aller Voraussicht nach sämtliche Kosten.“ Vor allem die beiden Hauptsponsoren, das Biosphärengebiet Schwäbische Alb und die Weihnachtsaktion des Teckboten, seien ein großer Glücksfall gewesen: „Es gab zwar viele Hürden und Hindernisse, aber es gab auch viel Glück für uns und ganz viele Hilfen.“

Ein weiteres Ziel bestand darin, die Ziegelhütte und die Kommune stärker zusammenzubringen. Das ist mehr als gelungen, auch durch die Einbindung lokaler Künstler. Die Gemeinde Bissingen habe das Kulturfestival in vielfacher Hinsicht unterstützt – unter anderem durch den Bauhof und die Feuerwehr. Beim Dankeschönfest für alle Beteiligten waren circa 120 Personen eingeladen.

„Auch die Ochsenwanger haben unseren Pfad angenommen und waren unterwegs“, freut sich der Leiter der Ziegelhütte. Ei­ne Frau habe von ihren großen Bedenken im Vorfeld berichtet, zum Beispiel wegen möglichen Mülls auf der Strecke. Jetzt habe sie aber gesagt: „Von mir aus können Sie jedes Jahr einen Skulpturenpfad machen.“

Jedes Jahr, das wäre dann wohl selbst für Hendrik van Woudenberg und seinen unerschütterlichen Optimismus zu viel. Aber nächstes Jahr stehe die 900-Jahr-Feier Ochsenwangs an, und da werde sich die Ziegelhütte selbstverständlich beteiligen. Und was den Müll angeht, meint er: „Wir haben immer wieder Jugendliche auf die Strecke geschickt, um Abfall einzusammeln. Aber es gab da gar kein Problem.“ Erfreulicherweise sei auch nichts beschädigt worden – zumindest nicht in böser Absicht.

Die Landschaft war von vornherein ein Teil des Konzepts, und die Besucher haben das offensichtlich auch so gesehen. Schön findet es Hendrik van Woudenberg deshalb, „dass alle Arbeiten einen passenden Platz gefunden haben“. Als Beispiele zählt er die „Zeitfenster“ auf, die mit Blick auf das Randecker Maar das Jurameer und einen Vulkanausbruch zeigten, die Figur der Irene Maria von Byzanz – der Gattin des Barbarossa-Sohns Philipp von Schwaben –, in deren direktem Blickfeld der Hohenstaufen lag, oder auch den Drachen von der Limburg, wie er sich umschaut nach dem Weilheimer Hausberg, der weit unterhalb von ihm liegt.

Der Drache soll stehen bleiben, wie auch etliche andere Kunstwerke im direkten Umfeld der Ziegelhütte. Bis September soll sogar ein passender Name für das Ungeheuer gefunden werden. Vorschläge für den Namen gab es jede Menge – ebenfalls auf eigenen Rückmeldezetteln. Was Hendrik van Woudenberg außerdem vorschwebt, das ist ein Kalender für 2013, der die schönsten Bilder des Kunst- und Aktionspfads und damit den Skulpturenweg selbst noch ein ganzes Jahr lang in Erinnerung rufen kann.