Investor verfolgt Baumwipfelpfad in Wiesensteig nicht weiter – Landkreis und Stadt enttäuscht
Über allen Wipfeln ist Ruh‘

Die Erlebnis Akademie (EA) Bad Kötzting lässt den Baumwipfelpfad bei Wiesensteig sterben. Das umstrittene Projekt wird nicht mehr weiterverfolgt, wie EA-Vorstandssprecher Bernd Bayerköhler gestern dem Göppinger Landrat Edgar Wolff und Wiesensteigs Bürgermeister Gebhard Tritschler mitteilte.

Wiesensteig. Sowohl Landrat Edgar Wolff als auch Wiesensteigs Bürgermeister Gebhard Tritschler zeigten sich sehr enttäuscht über diese unerwartete Entscheidung. „Sowohl der Landkreis Göppingen als auch die Stadt Wiesensteig haben in diesem Projekt eine riesige Chance für die touristische und auch wirtschaftliche Weiterentwicklung gesehen.“

Beide waren nach dem Verlauf der Bürgerversammlung positiv gestimmt und glaubten daran, dass der Stelzenpfad im Bronnen/Feldkopf zustande käme. „Wir haben jedoch Verständnis dafür, dass die Erlebnis Akademie AG ihren deutschland- und europaweit guten Ruf durch die Veröffentlichungen und Aktionen in den letzten Wochen nicht weiter beschädigen lassen will“, sehen sowohl Wolff als auch Tritschler die Ursache in dem Rückzug bei den Gegnern des touristischen Mammutprojekts.

Die Entscheidung für das „Aus“ des „Leuchtturmprojekts“ fiel bereits am Sonntag einstimmig in einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung der Erlebnis Akademie. „Nach Abwägung aller Fakten und bei Bewertung aller Risiken, nach Würdigung der letzten Monate, der Entwicklung und Dynamik mit all den Leserbriefen, Meinungsäußerungen, Anfeindungen, Behauptungen und auch nach Betrachtung der Veranstaltungen der letzten Woche in Wiesensteig, konnten wir zu keiner anderen Entscheidung kommen“, teilte Bernd Bayerköhler der Presse mit.

Die Erlebnis Akademie wolle das Projekt nicht mehr weiterverfolgen, weil sie das Risiko von weiteren Störungen durch die Baumwipfelpfad-Gegner, bis hin zu einstweiligen Verfügungen, Baustopps und ähnlichem, als bei weitem zu hoch einschätzt. „Die unternehmerische Vorsicht gebietet uns, keine weiteren Ressourcen in das Projekt zu stecken, zumal jeder weitere Schritt auch weitere finanzielle Anstrengungen sowohl des Landkreises, der Gemeinde aber auch der Erlebnis Akademie nach sich ziehen würden.“

Die Erlebnis Akademie schätzt den Wind, der ihr selbst nach einem für sie positiven Ausgang des Bürgerentscheids ins Gesicht blasen würde, als sehr rau ein. Demnach befürchtet Bayerköhler einen „Gutachterstreit“ bezüglich der Artenkartierung und des daraus entstehenden Umweltgutachtens. Außerdem wollte ein Grundstücksbesitzer geplante Parkflächen nicht bereitstellen, was die Umsetzung der Parkkonzeption als zumindest zweifelhaft erscheinen lasse.

Mit dem massiven Widerstand aus Neidlingen und Weilheim „und einer ganzen Region“ rechnete der Investor offensichtlich ebenfalls nicht. „Unabhängig vom Projekt finden wir die Art und Weise wie eine Stadt in diesem Zusammenhang in ihrer eigenen Bürgerversammlung von den höchsten Vertretern ihrer Nachbargemeinden auf politischer Ebene angegriffen wurde, völlig ungewöhnlich und deplatziert.“