Dettingen. „Mir war es wichtig, die Zäsur zu dokumentieren – vor allem, weil wir uns von rund 99 Jahren kommunalpolitischer Erfahrung trennen müssen“, erklärte Dettingens Bürgermeister Rainer Haußmann. Die Verwaltung hatte beschlossen, die Verabschiedung der altgedienten Mitglieder und die Einsetzung des neuen Gemeinderats in separaten Sitzungen abzuhandeln.
Haußmann nahm diese Sitzung auch zum Anlass, sich bei den 14 Gemeinderäten für die gemeinsamen fünf Jahre zu bedanken. „Es hat viel Gehirnschmalz gekostet, manchmal auch viel Sitzfleisch und mit Sicherheit die eine oder andere schlaflose Nacht. Da drückt die Verantwortung schon“, erklärte der Bürgermeister.
Auf 30 Jahre als Gemeinderätin brachte es Bärbel Weinacht. „30 Jahre, das entspricht einem Jahr und vier Monaten Gemeinderat am Stück. Sie waren 1984 schon im Gremium, da habe ich gerade meine Berufsausbildung begonnen“, führte der Bürgermeister sich die Zahl vor Augen. Weinacht sei laut Haußmann durch und durch Dettingerin, stets gut informiert und bestens vernetzt. „Sie hören gut hin, haben viel persönlichen Kontakt zu ihren Mitmenschen und bewiesen vor allem eine gesunde Portion Skepsis bei allem, was in den Sitzungen vorgetragen wurde“, zählte er ihre Stärken auf. Besonders in den Bereichen Soziales und Geschichte sei sie „unschlagbar“. Für ihre Verdienste als Gemeinderätin empfing sie aus den Händen von Haußmann die goldene Ehrennadel samt Urkunde des baden-württembergischen Gemeindetags.
Mit Dietmar Vogt (Dettinger Bürgerliste) verlässt laut Haußmann ein Dettinger „Urgestein“ nach 34 Jahren Engagement den Gemeinderat. „Ein Hansdampf in allen Gassen, bekannt wie ein bunter Hund – und das meine ich in keinster Weise negativ“, so Haußmann. Ein „Macher und Gestalter“, unter anderem jahrelanger Vorsitzender des Fördervereins Teckschule und Ausschussmitglied der Dettinger „Kulturecce“. Es war aber vor allem Vogts „kreative, dynamische, begeisterungsfähige Art“, die dem Bürgermeister in Erinnerung bleiben wird. „Unvergessen bleiben wird uns allen auch ihr Auftritt als Frontmann der Dettinger ‚Village People‘ beim Fest zu 750 Jahren Dettingen, das sie mitorganisiert haben“, erinnerte Haußmann.
Nach 34 Jahren verlässt mit Inge Schaufler eine weitere Dettinger Institution, laut Haußmann die „Mutter der Kompanie“, den Gemeinderat. „Hausfrau, Mutter, Oma, Bäckerin, Gärtnerin – Sie sind erfahren in allen Lebensbereichen und haben unsere Sitzungen damit bereichert. Man merkt, das Dettingen ihnen am Herzen liegt.“ Es sei ihr immer wichtig gewesen, dass es harmonisch zugeht und man sich wieder versöhnt, wenn es mal Krach gegeben habe. „Außerdem sind sie sehr beliebt. Häufig bekomme ich bei einer goldenen Hochzeit zu hören: ‚Wir dachten, Frau Schaufler kommt‘“, sagte Haußmann schmunzelnd. „Sie waren 15 Jahre lang die unangefochtene erste stellvertretende Bürgermeisterin. Das ehrt sie, und sie werden uns fehlen.“
Nicht ganz ein Jahr Mitglied im Gemeinderat war Holger Schmidt. Er hatte vier Monate vor der Kommunalwahl den Platz von Kathrin Räpple-Bader eingenommen. Leider war die Zeit laut Haußmann etwas zu kurz, um dem Wähler sein ganzes Potenzial zu zeigen. Dennoch zeigte er sich beeindruckt davon, wie sportlich Schmidt das Wahlergebnis nahm. „Ich würde sagen, halten Sie sich fit. Wer weiß, wann wir wieder Bedarf für Sie haben.“