Kirchheim. Das Versprechen war eindeutig. Bis 2015 sollten weltweit nur noch halb so viele Menschen hungern müssen wie 1996: Dieses Ziel setzten sich die Staaten der Welt auf dem Welternährungsgipfel in Rom vor 16 Jahren. Um es zu erreichen, bleiben noch drei Jahre. Die Bilanz aber fällt ernüchternd aus: „Wir sind weit davon entfernt. Das bedeutet, das Menschenrecht auf Nahrung wird nicht verwirklicht“, sagte Songard Dohrn, Vorsitzende des Eine-Welt-Vereins Kirchheim und Sprecherin der örtlichen Initiative „Fair Trade Town“, als sie die Ausstellung „abgeerntet. Wer ernährt die Welt?“ im Kirchheimer Rathaus eröffnete. Die beiden Gruppen haben die Wanderausstellung aus Berlin, die sich mit den Zusammenhängen zwischen Hunger, Globalisierung und Landwirtschaft beschäftigt, nach Kirchheim geholt. Dort ist sie bis Freitag, 9. März, im Rathaus zu sehen.
Derzeit hungert weltweit fast jeder Siebte – annähernd eine der sieben Milliarden Menschen der Weltbevölkerung. Schätzungen zufolge sterben täglich 30 000 Menschen an den Folgen des Hungers. Dabei könnte die Landwirtschaft die doppelte Zahl der Weltbevölkerung ernähren. Diese Zahlen präsentierte Professor Franz Heidhues, der an der Universität Hohenheim über Entwicklungstheorie und ländliche Entwicklungspolitik forscht, bei der Ausstellungseröffnung in Kirchheim.
Es war still im großen Sitzungssaal des Rathauses, als Heidhues diese Zahlen nannte und die wirtschaftlichen wie politischen Konsequenzen schilderte, die nötig wären, dies zu ändern. Lebhaft aber war die anschließende Diskussion unter den rund 60 Besuchern über Heidhues‘ Thesen und Lösungsansätze.
Warum leiden vor allem in den Entwicklungsländern Asiens, Afrikas und Südamerikas so viele Menschen an Hunger? Welchen Sinn hat es, wenn Lebensmittel, die auf den Tellern dieser Hungernden landen könnten, als Biosprit in den Auto-Tanks der westlichen Welt verbrannt werden? Was können einzelne tun, etwa mit ihrem Einkaufs-Verhalten? Zwei Wochen lang will die Ausstellung Wege gegen Hunger und Unterernährung aufzeigen. „Entdeckerpfade“ greifen die Aspekte Gentechnik, Zugang zu Ressourcen, Kleinbauern, Fairer Handel und Agrokraftstoffe auf. Neben Informationstafeln mit Bildern laden interaktive Lernelemente ein, das eigene Wissen über globale Landwirtschaft zu vertiefen.
Nicht nur in Berlin ruht die Ausstellung auf starken Schultern. Auch vor Ort arbeitet ein Netzwerk verschiedener Akteure zusammen. Neben der lokalen Initiative „Fair Trade Town“ und dem Eine-Welt-Verein Kirchheim tragen Agenda, Volkshochschule, Familien-Bildungsstätte, Landfrauen, evangelische und katholische Kirchengemeinden, das Evangelische Bildungswerk, die Katholische Erwachsenenbildung, die Scholderbeck-Bäckereien und die Kinobetriebe Frech mit eigenen Aktionen und Veranstaltungen zu einem vielfältigen Rahmenprogramm bei.
Ein Flyer zur Ausstellung und zum damit verbundenen Programm liegt an vielen öffentlichen Stellen der Stadt aus und kann auch von der Homepage des Eine-Welt-Vereins im Internet heruntergeladen werden unter www.weltladen-kirchheim.de. Geöffnet ist die Ausstellung montags bis freitags von 7.30 Uhr bis 17 Uhr, samstags von 10 bis 13 Uhr.
Junge Menschen in Schulklassen, Konfirmations- und Firm-Gruppen wollen die Ausstellungsmacher ganz besonders ins Blickfeld nehmen. Einige dieser Gruppen haben sich auch bereits angemeldet. Für Interessierte bietet Hans-Werner Schwarz vom Eine-Welt-Verein geführte Rundgänge an. Wer sich für eine Führung interessiert, ruft im Weltladen unter der Telefonnummer 0 70 21/509797 an oder schreibt eine E-Mail an hwum.schwarz@t-online.de.