Zum Leserbrief „Deutsches Vorrecht?“ vom 5. Juli
„Absaufen lassen“ - Dies war, aus 1 000 Kehlen gegrölt, der Beitrag rechter Demonstranten zur Lösung des Flüchtlingsdramas im Mittelmeer. Ich hatte den Eindruck, die geistige Patenschaft für diesen Lösungsansatz findet sich im Leserbrief „Deutsches Vorrecht“ von Herrn Stefan Kromer wieder.
Bewundernswert an diesem Leserbrief ist, wie in der gebotenen Kürze ein bizarres Weltbild, dem die moralischen Grundwerte abhanden gekommen zu sein scheinen, unters Volk gebracht wird: Die Rettung von Ertrinkenden, verglichen mit dem Handtuchkampf am Urlaubspool, um die deutsche Arroganz gegenüber italienischem „Recht“ zu illustrieren. Der unverhohlene Triumph, dass italienische Justiz jetzt unter rechtem Diktat steht, mit dem Seitenhieb auf die doch so „abhängige“ deutsche Justiz. Und das Recht, das endlich gilt, wenn es nur nicht wieder von „links-grünen“ Vorbehalten gebeugt wird. Ach ja, nicht zu vergessen, diese Presse, die aus der Piratin eine Heldin macht. Ein bisschen Pegida, ein bisschen Gegeifer, ein bisschen Zündeln, nicht mehr anonym im Internet!
Wir werden sehen, ob ein rasch durchgepeitschtes nationales Gesetz zur Leitlinie eines juristischen Urteils wird, oder ob internationales Seerecht, Menschenrechte und christliches Leitbild stärker ins Gewicht fallen. „Recht“ im Kromerschen Sinn gibt es nicht.
Eins allerdings geht mir zu weit. Politisch Andersdenkende mit dem Ausdruck „grüner Faschismus“ zu belegen, ist nicht nur maßlos, es ist schlichtweg unanständig.
Günther Baltz, Kirchheim