Kirchheim. Warum ist das Weindorf so beliebt? Was macht es so besonders? Diese Fragen mag man sich stellen, wenn man auf die täglich voll besetzten Bierbänke schaut. Sicher trägt auch die Kulisse, der von der historischen Stadtmauer und Bäumen eingerahmte Rollschuhplatz, dazu bei. Doch es muss noch etwas anderes geben, das dieses zweieinhalbwöchige Fest zum Sommerhighlight für viele macht. „Es ist einfach die Atmosphäre – alle sind entspannt und locker, es läuft alles ganz ungezwungen ab.“ So versucht Hendryk Hahn die Stimmung zu beschreiben. Er fügt aber auch hinzu: „Man kann es nicht erklären, man muss es einfach erleben.“ Der 25-Jährige arbeitet seit einem Jahr im Wilden Mann und ist zum ersten Mal als Mitarbeiter auf dem Weindorf dabei. Ihn faszinieren vor allem die „gemischten Tische“. Er hat schon oft beobachtet, dass einander wildfremde Menschen an einem Tisch zusammenkommen und sich gut unterhalten.
Das bestätigt Rolf Ziegler, der seit zwei Jahren die Toilettenaufsicht auf dem Weindorf innehat. „Man lernt viele neue Leute kennen. Deshalb macht es auch so viel Spaß, hier zu arbeiten“, erzählt er begeistert. Er trifft viele „interessante Gäste“, mit denen er sich gerne unterhält. „Die Besucher hier sind sehr nett“. Besonders beeindruckt ist er von einem Mann, der das Weindorf jeden Tag besucht, aber immer ein anderes Kostüm trägt. „Der ist schon eine Kultfigur.“
Auch Katrin Kälberer, die zum 13. Mal als Kellnerin mithilft, sieht in den Gästen die Besonderheit des Weindorfs. „Alle sind gut drauf, keiner hat es eilig“, fasst sie die Stimmung zusammen. Es sei wichtig, dass die Gäste ohne Zwang und Stress das Weindorf erleben. „So entsteht diese unvergleichliche Atmosphäre.“ Dazu trage auch „die Mischung von Jung und Alt“ bei. Als persönliches Highlight nennt sie den Besuch der Jahrgänge 1927 und 1928, die jährlich im Weindorf einkehren. „Es ist schön, wie breit gefächert das Alter unserer Besucher ist.“
Die Gaststätte Bären, der Wilde Mann und die Weinlaube bieten auf dem Weindorf ihre edlen Tropfen aus Württemberg, Baden, aber auch aus dem Ausland an. Einen Konkurrenzkampf gebe es keinesfalls, beteuert Hendryk Hahn: „Die Gastronomen haben ein sehr gutes Verhältnis untereinander.“ Das bestätigt Jérôme Mestre, der seit sechs Jahren als Koch für die kulinarischen Genüsse in der Bärenlaube sorgt. „An Spitzentagen haben wir 480 Bestellungen. Sehr beliebt ist der Bauernrostbraten.“ Als Besonderheit sieht er die Vielfältigkeit der Veranstaltung an. „Jeder Tag ist anders, die Gäste, das Programm – es ist nie gleich.“
So wie die Helfer sehen das auch die Gäste: Sie sind ebenfalls begeistert vom Weindorf, das noch bis Sonntag zum Genießen einlädt. Bis dahin zieht es wohl wieder zahlreiche Besucher auf den Rollschuhplatz. Und wenn es eng wird? „Es wird nicht eng“, sagt Hendryk Hahn. „Es wird kommunikativ.“