Kirchheims Oberbürgermeister ist ein neuer. Die Fragen, die den Basketball beschäftigen, sind die alten. Was dürfen die Knights vom neuen Rathauschef erwarten und wie stehen die Chancen für eine zweitligataugliche Basketball-Arena in der Teckstadt? Ein Gespräch.
Herr Bader, in einem Interview mit der Sport-Region haben Sie verraten, dass Ihr Lieblingssportler Dirk Nowitzki heißt. Ist Kirchheims neuer Rathauschef ein großer Basketballfan? Sie dürfen daraus schließen, dass ich durchaus ein großer Sportfan bin. Für Basketball war ich immer zu klein. Ich bin eher der Volleyball-Typ. Im Schulsport jedenfalls hat Basketball meine Schulnote eher heruntergezogen. Was mir an dem Sport aber gefällt, ist, dass er sehr schnell und gleichzeitig fair ist. An Dirk Nowitzki schätze ich neben seinen sportlichen Erfolgen auch sein soziales Engagement.
Ihre Vorgängerin hat, wie man weiß, fast kein Heimspiel der Knights verpasst. Haben Sie Ihre Dauerkarte schon reserviert? Nein, das habe ich tatsächlich noch nicht. Im Moment ist mein Terminkalender so voll, dass ich ehrlich gesagt nicht weiß, wie ich mir diese Termine verlässlich freihalten könnte.
Wie gut kennen Sie die Knights? Ich war mit meiner Familie bei Spielen, bevor ich mich für das Amt des Oberbürgermeisters beworben habe. Ich weiß nicht mehr, gegen wen das war. Wenn man die Stimmung bei den Heimspielen in der Halle mitbekommt, ist das schon toll. Nach meiner Wahl wollte ich wieder hingehen, doch dann kam der Lockdown und die Saison war vorbei. Diesen Herbst wird es aber auf jeden Fall noch einen Kennenlerntermin mit den Verantwortlichen geben. Frau Schmauder (die kaufmännische Geschäftsführerin der Knights, Anm. d. Red.) hat das angeregt.
Die Knights werden bundesweit als Sportmarke mit Kirchheim in Verbindung gebracht. Ist das für Sie ein schöner Nebeneffekt oder schon handfestes Stadtmarketing? Eine erfolgreiche Sportmannschaft strahlt natürlich über die Stadt hinaus. Kirchheim gibt es viele in Deutschland. Wenn man sagt, das ist dort, wo die Knights herkommen, dann ist das schon noch mal etwas anderes. Sport ist daher immer auch Marketing. Aber nicht nur nach außen. Es geht auch darum, Kinder anzuziehen und ihnen ein Vorbild zu sein. Da machen die Basketballer ja auch in der Stadt und darüber hinaus unheimlich viel.
Die Knights sind nicht nur sportlich erfolgreich, sie stehen in der zweiten Liga auch seit 13 Jahren für Integrität und solides Wirtschaften. Gleichzeitig stellt wachsender wirtschaftlicher Druck die Zukunft infrage. Was kann eine Stadt unterstützend tun und was sollte sie besser nicht? Mein Eindruck ist, dass die Liga eine Linie fährt, die es kleineren Vereinen immer schwerer macht, zu überleben. Indem Anforderungen nach oben gefahren werden, die irgendwann nicht mehr erfüllbar sind. In den zurückliegenden Jahren hatte es den Anschein, dass vor allem die erste Liga gepusht wurde. Dann ist die Lücke zu groß geworden, jetzt zieht man unten nach. Der Eindruck drängt sich schon auf, dass Kleine bewusst hinausgedrängt werden sollen. In der Öffentlichkeit stellt sich dann die Frage, wer finanziert so etwas, wenn es um Investitionen geht. Ist es der Verein oder ist es die Stadt? Eine Stadt hat natürlich viele Aufgaben. Wenn das Geld sprudelt, ist das kein Thema. Zurzeit sind wir aber in einer Situation, in der wir damit rechnen müssen, dass es in den kommenden Jahren finanziell eng werden wird. Das sehe ich schon mit Sorge. Es wird dazu führen, dass wir noch strenger abwägen müssen.
Ist Spitzensport also eine Aufgabe von Metropolen und hat in einer Stadt wie Kirchheim dauerhaft keinen Platz? Die Linie, die die Liga verfolgt, wird wohl tatsächlich dazu führen, dass ihn sich irgendwann nur noch große Städte werden leisten können. Ja, das glaube ich schon. Wenn man diesen Weg geht, trifft das ja auch andere Standorte, nicht nur Kirchheim. Ich finde es schade, dass man Vielfalt auf diese Weise einengt und billigend in Kauf nimmt, dass kleinere Vereine abgehängt werden.
Wissen Sie, was im Basketball die Crunchtime ist? Nein, tut mir leid.
Das sind die letzten Minuten und Sekunden, in denen sich ein Spiel endgültig entscheidet. Die Knights sehen sich selbst in der Crunchtime, was die Zukunft des Zweitliga-Standorts Kirchheim betrifft. Eine Zukunft, die vor allem an einer Frage hängt: Wird es eine zweitligataugliche Halle hier geben und wann? Im Moment läuft ja die Sportentwicklungsplanung. Da schauen wir, wie viele Sporthallen haben wir, wie viele Außenanlagen haben wir für Schulen und für Vereine. Es zeigt sich jetzt schon, dass insbesondere für den Schulsport eine größere Halle fehlt. Ob man über eine Ballsporthalle nachdenken kann, die sich ertüchtigen lässt, um auch den Anforderungen der Knights zu entsprechen, vermag ich im Moment nicht zu sagen, weil ich die Anforderungen im Detail nicht kenne. Diese Idee, sozusagen eine Schulsporthalle plus, wäre etwas, das man aus meiner Sicht weiterverfolgen könnte.
Sie sind kein Freund privater Investorenmodelle, wenn es um kommunale Belange geht. Was stört Sie daran? Aus meiner Sicht ist das ein Stück weit eine Modeerscheinung. Dass man gesagt hat, bei Kommunen, die Vorhaben nicht finanzieren können, macht man ein Finanzierungsmodell über einen privaten Investor. Herausgekommen sind dann aber Modelle, die Verträge vorsehen mit einer Laufzeit von bis zu 30 Jahren. Das verlagert nicht nur Kosten in die Zukunft, das sind Verträge, die in ihrer Komplexität kaum mehr zu durchschauen sind. Was man da allein an Anwaltskosten investieren muss, dafür bekommt man, überspitzt gesagt, schon eine halbe Halle. Es zeigt sich ja, dass sich diese PPP-Modelle auf breiter Front nicht durchgesetzt haben. Ich denke da eher konservativ. Wenn ein Verein sagt, ich habe einen privaten Investor, wir machen das, kann man darüber nachdenken. Für uns als Stadt würde ich das jedenfalls nicht empfehlen.
Trotzdem plant die Stadt im Moment ein neues Verwaltungsgebäude mit einem privaten Investor. Das ist zufällig derselbe, der ein fertiges Konzept für eine Sport-Arena mit multipler Nutzung am Bahnhof in der Schublade hat. Ich kenne den Entwurf bisher nicht. Es gab aber eine Diskussion im Gemeinderat mit dem Ziel, dort einen städtebaulichen Wettbewerb zu machen, auch früh mit Bürgerbeteiligung. Von daher denke ich, müssen wir an das Thema Bahnhof ganz offen herangehen, nicht mit einem fertigen Konzept.
Städtebaulicher Wettbewerb, Bürgerbeteiligung, das klingt nach dicken Brettern und viel Zeit. Die Knights, die schon seit einem knappen Jahrzehnt für eine Lösung kämpfen, haben zu Beginn 2019 deutlich gemacht, was es fürs Überleben braucht: einen Baubeschluss bis zum kommenden Jahr. Ich kenne den Zeitdruck. Einen Baubeschluss innerhalb eines Jahres wird es aber sicher nicht geben. Ich werde in den nächsten Wochen Gespräche mit den Verantwortlichen der Knights führen, um auszuloten, was ist der Bedarf, wie lässt sich das kombinieren, was sind die Anforderungen der Liga und welcher Zeitplan ist realistisch. Beim Bahnhof würde ich uns nicht unter Zeitdruck sehen. Dass muss gut geplant sein. Eine Bürgerbeteiligung kostet Zeit, da haben Sie völlig recht. Oft ist es dann aber so, dass das anschließende Verfahren sich verkürzt, weil die Einsprüche deutlich geringer sind. Dass die Bürgerschaft so ein Konzept mitträgt, halte ich für wichtig.
Kirchheim hat bekanntlich gleich mehrere ungelöste Probleme. Am fehlenden Hallenbad müssen Sie sich ganz persönlich messen lassen, weil es ein zentraler Punkt Ihres Wahlkampfs war. Daneben gibt es eine Stadthalle, die man so am liebsten nie gebaut hätte. Wäre ein Konzept auf Grundlage privater Finanzierung und mit der Stadt als Mieter nicht die Chance für eine Gesamtlösung? Sie haben ganz viele andere Baustellen vergessen, die mir eigentlich noch mehr Sorgen machen. Dass Thema kommunaler Wohnungsbau zum Beispiel, außerdem braucht es eine städtebaulich attraktive Lösung für das Areal Teck-Realschule. Das sind alles Bereiche, da muss etwas geschehen. Dass einem die Stadthalle als Besucher nicht anspricht, sehe ich genauso. Ich will damit nur sagen, es gibt noch viele andere Baustellen, die man auf eine Zeitschiene setzen muss. Wir haben viele Themen, wo wir investieren müssen. Deshalb gilt es, zu schauen, was können wir uns als Stadt leisten. Ich bleibe dabei. Wir werden mit den Knights reden und wir werden versuchen, das Thema gemeinsam einzugrenzen. Welche Standorte kommen infrage, welche Bedarfe gibt es auf beiden Seiten, welche Kombinationsmöglichkeiten und wie könnten wir das Ganze finanzieren. Am Ende muss der Gemeinderat eine Entscheidung treffen.