Der 64-jährige ehemalige Leiter des Bissinger Bauhofs ist braun gebrannt und vermittelt ein Gefühl von Urlaub, während er auf seiner idyllischen Terrasse sitzt und zusammen mit seiner Frau von der Radtour erzählt. Seit drei Jahren ist er nun zu Hause. Damals begann die passive Phase seiner Altersteilzeit. Seine Frau verließ vor zwei Jahren mit 60 die Grund- und Hauptschule Bissingen, an der sie als Schulsekretärin tätig war. „Damals ist die Idee mit der Spanien-Tour entstanden“, erzählt Marianne Pangerl. „Denn vorher hatten wir ja gar keine Zeit für eine solch lange Reise.“
Die Pangerls sind nicht die typischen Rentner, wie man sie klischeeartig vor Augen hat. Die beiden sind überaus aktiv und sportlich – und kreativ obendrein. Denn Ernst Pangerl ist Hobbykünstler mit Leib und Seele. Er sammelt Altmetall und Schrott, zum Beispiel Abfälle von landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten oder altes Küchenzubehör, und gestaltet daraus die unterschiedlichsten Skulpturen – vor allem Tiere. „Schrottviecher“ nennt er seine Störche, Spinnen, Spatzen und Raben, von denen einige den Besuchern rund um das Haus der Pangerls frech entgegenblicken. Bekannt geworden ist den Menschen in der Region rund um die Teck vor allem das Pangerl‘sche Pferd, das im Rahmen des Kunst- und Aktionspfades bei der Ziegelhütte in Ochsenwang ausgestellt war. Das Kunstwerk besteht aus alten Rechen, Schaufeln, Gabeln, Abfallblech, Teilen einer Ackerfräse und vielem mehr.
Vor 15 Jahren wurde Ernst Pangerl auf die „Alteisenkunst“ aufmerksam. Damals befand er sich nach einer Bandscheibenoperation in Bad Buchau in Reha. Der Bissinger war außer Gefecht gesetzt und durfte nur wenig Sport treiben. Bei einer Ausstellung, die er zusammen mit seiner Frau besuchte, traf er auf einen „Alteisenkünstler“. Seine Skulpturen hatten es ihm sofort angetan, „und da habe ich mir gesagt: Das krieg‘ ich auch hin“, erzählt Ernst Pangerl.
Doch nicht nur ihn, auch seine Frau hat das Kunst-Fieber gepackt: Sie hat sich der Holzschnitzkunst verschrieben. Außerdem unterstützt sie ihren Mann, wo sie kann, und gibt ihm Tipps bei der Gestaltung seiner Skulpturen.
Doch daran ist momentan überhaupt nicht zu denken – schließlich sind die Pangerls fitter als so mancher 20-Jährige. Neben dem Radfahren und der Kunst hat es den Eheleuten das Wandern und Skifahren angetan. Außerdem sind sie liebend gerne mit Freunden unterwegs. „Freundschaften sind uns sehr wichtig“, betonen die beiden unisono. Da werden auch des Öfteren an gemütlichen Abenden Bergwachtlieder gesunden, die Ernst Pangerl mit der Teufelsgeige begleitet.
Der Erfinder der „Bissinger Meile“ gehört zahlreichen Vereinen an und wird hier immer wieder als tüchtiges und engagiertes Vereinsmitglied gebraucht. Außerdem kümmern sich die Pangerls um ihren kleinen Gemüsegarten am Haus, ihre Streuobstwiese am Waldrand Richtung Ochsenwang – und freilich um ihre beiden Kinder und fünf Enkelkinder. Marianne Pangerl ist darüber hinaus Schöffin am Landgericht Stuttgart, und Ernst Pangerl hilft ganz nebenbei noch bei der Gemeinde Bissingen aus – zum Beispiel, wenn Schweißarbeiten anstehen oder die Wasseruhren ausgetauscht werden müssen.
„Bei uns gab es keinen Stillstand. Und Angst, in ein Loch zu fallen, hatten wir nie“, winkt Ernst Pangerl ab. Kein Wunder – schließlich ist im Leben von Marianne und Ernst Pangerl immer was los. Langeweile ist für sie ein Fremdwort. Und eines ist gewiss: Die nächste Radtour kommt bestimmt . . .