Bissingen. Am 9. September 1966 begann mit der Erstzulassung des Mercedes-Benz-Löschfahrzeuges 8/TS, Kennzeichen NT-T 511, die Motorisierung der Bissinger Feuerwehr. Dieses Fahrzeug, Typ 319, mit einem Aufbau der Firma Bachert, leistete 23 Jahre treue Dienste bis zu seiner Abmeldung am 16. Oktober 1989 und dem anschließenden Verkauf. Die Technisierung der Bissinger Wehr ging weiter, und das alte Löschfahrzeug geriet in Vergessenheit.
Wie durch ein Wunder entdeckte es der frühere Kommandant Karl Weil zufällig auf dem Hinterhof einer Werkstatt in Allmersbach im Tal bei Backnang. Dort stand es lieblos und vergessen im Schatten moderner Autos 6 394 Tage ohne jegliche Zuwendung. Es war auch nie wieder angemeldet worden. Glücklicherweise hatte der Werkstattbesitzer seine Pläne, das Löschfahrzeug in ein Partyfahrzeug umzubauen, nie in die Tat umgesetzt.
Im April und Mai 2007 erfolgten erste telefonische Verhandlungen mit dem Besitzer und am 24. September 2007 eine Begutachtung des Fahrzeugs durch Karl Weil und Fahrzeugexperten. Am 5. Dezember 2007 erfolgte der Beschluss des Bissinger Feuerwehrausschusses, das Fahrzeug zu erwerben und die „Vitalfunktionen“ (Motor) wieder herzustellen, jedoch mit dem schwäbischen Vermerk: „Bloß wenn‘s nex koscht“.
Am 22. Dezember 2007 kehrte das LF 8 an seine alte Wirkungsstätte zurück. Probleme gab es zunächst nur mit der Unterbringung des Oldtimers – einige Male musste der Standort gewechselt werden.
Ende November 2010 wurden von Patrik Stegmaier, Andreas Nägele und Karl Weil die Arbeiten am Fahrzeug aufgenommen. Ärmel hochkrempeln, hieß es bei Verteiler ausbauen, Zylinderkopf abschrauben und viele Teile reinigen. Anschließend galt es, Dichtungen und Filter zu bestellen, Kühlerdichtheit zu prüfen und einiges mehr.
Weiter ging es am 21. und 22. Januar 2011 mit der „Operation am offenen Herzen“: Ölwanne und Ölpumpe reinigen und Zylinderkopf montieren, Kraftstoffpumpe und Steuerkette mit Stirnrad ausbauen; alles säubern und überprüfen; Motor mit Starter bewegen, um die Ölversorgung zu gewährleisten. Ein wahrer Kraftakt in zwei Tagen.
13. April 2011: Finaler Teil der ersten Etappe – Kopfschrauben nachziehen, Ventile einstellen, Zündung, Kraftstoffpumpe und Kraftstofffilter überprüfen, Zündkerzen montieren; die Kraftstoffnotversorgung erfolgte über einen Kanister und erster Startversuch. „Hurra, der Motor läuft auf Anhieb.“ Mit einem erfolgreichen Fahrversuch war die Zielgerade der ersten Etappe erreicht. Dies war der Grundstock für die Entscheidung, das LF 8 komplett zu restaurieren. Hierzu wurde am 2. Februar 2012 eine Interessengemeinschaft „Löschfahrzeug 8 alt“ gegründet, der 23 Personen angehören. Eine komplette Zerlegung des Fahrzeuges war notwendig, um die Spuren, die der Zahn der Zeit hinterlassen hatte, beseitigen zu können. Ein Team von Idealisten im Alter von 17 bis 63 Jahren machte sich in 14-tägigem Rhythmus – in der Winterzeit wöchentlich – unermüdlich an die aufwendige Arbeit und leistete bisher über 750 Arbeitsstunden. Noch steht eine Menge Arbeit an, bis der Oldtimer wieder wie neu erstrahlt. Doch mit der bisherigen harmonischen Zusammenarbeit von Jung und Alt wird dieses Ziel erreicht. Sehr dankbar sind Karl Weil und sein Team darüber, dass Sponsoren ihre Arbeit unterstützen. In der Firma Merkle Holzbau fanden sie einen optimalen Raum für die Restauration des alten Feuerwehr-Klassikers.