Ab sofort Voranmeldung zu Sonderführungen für Behinderte im Freilichtmuseum möglich
Alte Zeit mit verschiedenen Sinnen erleben

In der Saison 2013 bietet das Freilichtmuseum des Landkreises Esslingen in Beuren wieder Museumsführungen für Menschen mit Behinderung an. So können geistig behinderte Menschen, Rollstuhlfahrer, Blinde und gehörlose Menschen auf besondere Art und Weise das Museumsdorf erleben.

Beuren. Die Reihe mit insgesamt sechs Führungen startet am Donnerstag, 16. Mai, um 14 Uhr unter dem Motto „Die frühere Zeit mit verschiedenen Sinnen erleben“ und richtet sich an Menschen mit geistiger Behinderung und deren Familien. Eine weitere Führung für Besucher mit geistiger Behinderung findet dann am 26. Oktober ebenfalls um 14 Uhr statt. Für Rollstuhlfahrer mit Begleitung gibt es in der Saison 2013 zwei Angebote und zwar am Donnerstag, 20. Juni, und am Samstag, 14. September, jeweils um 14 Uhr. Das Freilichtmuseum hörend und fühlend entdecken können Blinde und sehbehinderte Gäste bei einer Führung am Dienstag, 16. Juli, um 14 Uhr.

Eine Gebärdensprachdolmetscherin und eine Museumsführerin begleiten am Samstag, 3. August, um 14 Uhr Hörgeschädigte und Gehörlose. Lautsprachlich Orientierte werden von einer Museumsführerin mit Informationen versorgt, an ihrer Seite übersetzt eine Dolmetscherin die Ausführungen in Gebärdensprache.

Zu diesen Sonderführungen ist eine Voranmeldung erforderlich, die ab sofort möglich ist. Die Führungen durch das Museumsdorf dauern jeweils etwa eine Stunde. Sie können selbstverständlich von behinderten und nicht behinderten Menschen gemeinsam genutzt werden. Die Teilnahme ist im Museumseintritt inbegriffen. Gruppen können diese Angebote auch individuell buchen.

Bei den Führungen für Blinde und Menschen mit Sehbehinderung wird auf die Vielfalt der sinnlichen Erfahrungsmöglichkeiten, die ein Freilichtmuseum bietet, gesetzt. Auf dem Rundweg gibt es in den historischen Gebäuden jede Menge zu hören und zu fühlen, große Räume und kleine Details werden hör- und fühlbar präsentiert, historische Zusammenhänge verdeutlicht. Im Rathaus aus Häslach darf exklusiv mit dem Turmglöckchen ein im ganzen Museum hörbares, akustisches Zeichen gesetzt werden, während im Keller mit dem gestampften Lehmboden die eigene Stimme wie gedämpft wirkt. Fast vergessene Baumaterialien wie die Lehm-Strohwickel in der Gärtringer Scheuer können mit Händen begriffen werden. Auch Alterungs- und Nutzungsspuren an Möbeln, an Werkzeugen und Geräten, wie die der Schreinerei aus Ohmenhausen, eröffnen Zugänge zu der im Museum präsentierten Geschichte: Mit einer Kostprobe aus dem Kräutergarten kann zum Beispiel der Geschmack vergangener Tage entdeckt werden.

Bei dem geführten Gang durchs Museum vermitteln ausgewählte Stationen Einblicke in das Leben früher auf dem Land. Diese Welt erscheint von Mühsal geprägt, sie wirkt andersartig, fremd, weit weg. Der Kontrast zum heutigen Leben zeigt sich anschaulich etwa in einer kargen Wohnstube, einer kalten Schlafkammer oder einer verrauchten Küche. Unser „Fortschritt“ wird im Bereich des Wohnens augenfällig, aber auch im Bereich der Arbeit im Haus und auf dem Feld. Kleine Episoden und Geschichten erhellen die Zeit, in der unsere Großeltern und deren Großeltern lebten. Besondere Gegenstände zum Anfassen und Ausprobieren, etwa der Rechen fürs Heu oder die Schapf fürs Wasser, machen das Gezeigte „begreifbar“. Die Sonderführung bietet auch Zeit und Raum für den Austausch untereinander und für Erzählungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Ausgewählte historische Gebäude, wie die aus dem 15. Jahrhundert stammende Gärtringer Scheuer oder das Wohn-Stall-Haus aus Beuren, ausgestattet mit dem Inventar aus der Zeit um 1800, sind partiell für Rollstuhlfahrer zugänglich. Sie machen den Besuch zu einem kurzweiligen Erlebnis. Ganz „barrierefrei“ können die Wege zwischen und in den Häusern des Freilichtmuseums, das sich um Authentizität bemüht und historische Bausubstanz bewahren will, allerdings nicht sein. Dem technisch Machbaren sind im Museum Grenzen auferlegt: Die Wege im Museumsgelände sind nicht asphaltiert, Aufzüge in den Treppenhäusern gibt es nicht, kleine Bodenunebenheiten sind zu verkraften, niedrige Türschwellen zu überwinden. Die eine oder andere Barriere auf dem Rundweg kann nur in einem übertragenen Sinne überwunden werden: Geschichten, Fotografien und Gegenstände zum Anschauen und Ausprobieren stellen Bezüg e zu jenen Räumen her, die mit dem Rollstuhl nicht unmittelbar zugänglich sind.

Die für den Rundgang im Museumsdorf ausgewählten Stationen für gehörgeschädigte und gehörlose Menschen eröffnen vielfältige Einblicke in das dörfliche Alltagsleben und die ländliche Kultur von einst. Die Führung ist in besonderer Weise auf das Sichtbare, auf eine konkrete Anschaulichkeit hin ausgelegt. So wird das Augenmerk nicht nur auf das Äußere der zahlreichen Museumsgebäude, etwa auf die Fachwerkkonstruktionen, gelenkt, um bauhistorische Entwicklungen aufzuzeigen. Auch das Innere der Gebäude, die jeweilige Einrichtung als Ganzes und im Detail, bietet viel Anschauungsmaterial, das Geschichte lebendig werden lässt.

Das Freilichtmuseum ist in der Saison 2013 bis 3. November dienstags bis sonntags von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Weitere Informationen erteilt das Freilichtmuseum Beuren, Museum des Landkreises Esslingen für ländliche Kultur unter der Telefonnummer 0 70 25/9 11 90-90 oder unter www.freilichtmuseum-beuren.de.pm