Zum Artikel „Kirchheim baut ein neues Viertel“ vom 9. November
Endlich sind die Bäume weg! Schon in jungen Jahren drehte ich angeekelt den Kopf weg, wenn sich zwei Eichhörnchen in den Bäumen jagten. Später schüttelte ich nur noch verächtlich den Kopf, wenn ein Grünspecht an den Fichten nagte, noch vor zwei Wochen wurde mir speiübel, als der Wind durch die Bäume fuhr und dabei einen Heidenlärm machte. Jetzt kreist kein Mäusebussard mehr über den Bäumen und es gibt hier keine Grünfinken mehr, die entgeistert auffliegen, wenn ich ihnen zu nahe komme. Übel und Leiden sind endlich vorbei, der bloße Boden bietet sich in seiner ganzen geilen Kahlheit dar, das grenzt ja schon an sexueller Belästigung. Gierig wartet das Erdreich auf den Bau der nächsten grauen Eminenz, während ich mich auf das dritte Kino Kirchheims freue. Wofür braucht man Bäume als Lebensraum für Tiere, wenn man sich die Tierwelt doch auch in Super HD auf der Leinwand anschauen kann. Kirchheim so grau, ich mag dich in die Arme nehmen.
Antonia Kiefer, Kirchheim