Region. Eine der wichtigsten Aufgaben von Amnesty International (AI) ist es, sich für Menschen einzusetzen, die wegen ihres Eintretens für Menschenrechte, wegen ihrer politischen Überzeugungen oder ihrer Hautfarbe verfolgt werden. AI fordert dazu auf, an Regierungen Briefe zu schreiben, in denen sich Menschen für die Verfolgten einsetzen. Internationale Appelle können so dazu beitragen, die Freilassung von Gefangenen zu erreichen oder die Haftbedingungen zu erleichtern. Die Kirchheimer Gruppe bittet auch in diesem Monat um Unterstützung für die Briefkampagne. Die fertig formulierten Briefe können im Welt-Laden in der Dettinger Straße abgeholt werden oder im Internet unter der Adresse amnesty-kirchheim.de heruntergeladen werden.
Golrokh Ebrahimi Iraee und Arash Sadeghi: Die Eheleute Golrokh Ebrahimi Iraee und Arash Sadeghi setzten sich vor ihrer Festnahme 2014 für die Menschenrechte im Iran ein, unter anderem für politische Gefangene und Meinungsfreiheit sowie gegen die Todesstrafe. In unfairen Verfahren wurden sie zu langen Haftstrafen verurteilt. Im Gefängnis wurden sie gefoltert und misshandelt. Golrokh Ebrahimi Iraee unterwarf man mit verbundenen Augen langen Verhören und drohte ihr mit Hinrichtung, weil sie „den Islam beleidigt“ habe. Arash Sadeghi gab an, geschlagen, getreten, mit Fausthieben gegen den Kopf traktiert und gewürgt worden zu sein. Seit einem 71-tägigen Hungerstreik leidet Arash Sadeghi an zahlreichen Erkrankungen. Als er 2018 endlich im Krankenhaus untersucht wurde, stellten die Ärzte einen Knochentumor fest. 2020 wurde eine Bestrahlung der Tumorregion angeraten. Diese erfolgte aber nicht. Auch die Forderung der UN-Sonderberichterstatterin für Menschenrechte im September 2020, ihm wegen der Corona-Ansteckungsgefahr Hafturlaub zu gewähren, wurde abgelehnt. Amnesty International betrachtet die Verweigerung der Krebsbehandlung und die dadurch verursachten Leiden als Folter.
Gao Zhisheng: Gao Zhisheng ist ein in China bekannter Menschenrechtsanwalt. Er hat viele politisch brisante Fälle übernommen. Ende 2005 entzog die Justizbehörde in Peking ihm die Zulassung als Rechtsanwalt. Dies geschah unmittelbar, nachdem Gao Zhisheng sich in mehreren offenen Briefen kritisch über die Regierung geäußert hatte. Im August 2017 wurde Gao Zhisheng von seiner Familie als vermisst gemeldet. Da sich die Behörden weigern, seinen Aufenthaltsort bekannt zu geben, gilt er als Opfer des Verschwindenlassens und ist in Gefahr, gefoltert oder misshandelt zu werden. Seine Familie weiß nichts über seinen Gesundheitszustand oder die Gründe für seine Inhaftierung. Gao Zhisheng befand sich bereits in der Vergangenheit in Haft. Damals wurde wiederholt gefoltert. Trotzdem setzte sich Gao Zhisheng bis zum Zeitpunkt seines erneuten Verschwindens für Menschenrechte ein.
Menschen mit Albinismus: In Malawi leben Tausende von Menschen mit Albinismus in permanenter Angst, entführt, verstümmelt oder getötet zu werden. Der Aberglaube, dass ihre Knochen und Körperteile Glück, Wohlstand und Macht bringen, hält sich hartnäckig. Ihre Körperteile können teuer verkauft werden: Nach UN-Angaben werden für einen ganzen Körper 75 000 US-Dollar bezahlt. Zwischen Dezember 2014 und April 2016 wurden in Malawi 18 Personen mit Albinismus getötet. In derselben Zeit wurden mindestens 69 weitere Verbrechen gegen Menschen mit Albinismus gemeldet. Die zunehmende Armut hat dazu geführt, dass die alten Mythen der magischen Kräfte wieder aufleben. So wurden zwischen September und November 2020 erneut sechs Angriffe auf Personen mit Albinismus verzeichnet - darunter Tötungen, versuchte Entführungen und Grabschändungen. Die malawische Regierung prangerte die Angriffe zwar an, muss aber mehr zum Schutz von Personen mit Albinismus unternehmen.