Im Landkreis Esslingen gibt es drei neue Schulpsychologen
Anlaufstelle für Schüler und Lehrer

Seit gestern gibt es zehn Schulpsychologen im Landkreis. Im Staatlichen Schulamt Nürtingen wurden drei neue Kollegen begrüßt, die das Beratungsteam verstärken sollen. Der Amoklauf von Winnenden und Wendlingen war mit der Auslöser dafür, die Zahl der Schulpsychologen stark zu erhöhen.

Nürtingen. Gestern hatten drei neue Schulpsychologen im Landkreis Esslingen ihren ersten Arbeitstag. „Sie werden dringend gebraucht“, stellte Schulamtsleiter Dr. Günter Klein fest. Der Beratungsbedarf sei in den vergangenen Jahren gewachsen. 


Nicht nur bei Schülern, sondern auch bei Eltern und Lehrern. Die Arbeit der Schulpsychologen habe sich geändert, sagte Klein. So sollen sie nun frühzeitig auf Entwicklungen Einfluss nehmen, die später zu Problemen führen könnten.

Hauptzielgruppe des Beratungs­angebots seien nach wie vor Kinder, die in der Schule schlecht zurechtkommen, betonte Ernst Schrade, der Leiter der Beratungsstelle. In den vergangenen Jahren seien das häufig Mobbing-Situationen gewesen. Aber auch Gewaltprävention spiele eine große Rolle.

Die Psychologen betreuen aber nicht nur die Schüler im Landkreis. Auch Lehrer können bei den Fachleuten Rat suchen. So könne man die Beratungsstelle konsultieren, wenn es innerhalb der Kollegiums zu Spannungen komme, erläuterte Schrade. Die Mitarbeiter bieten pädagogisch-psychologische Fortbildungen für Lehrkräfte an. Sie bilden darüber hinaus Beratungslehrer aus und begleiten sie fachlich. „Wir haben im Moment 52 Beratungslehrer“, sagte Schrade – und es werden weitere ausgebildet. Dieser präventive Ansatz komme nun langsam zum Tragen.

Dies sei eine der Konsequenzen, die das Land aus dem Amoklauf von Winnenden und Wendlingen vor zwei Jahren gezogen habe. Nach den schrecklichen Vorfällen habe der Landtag fraktionsübergreifend eine Verdoppelung der Schulpsychlogenstellen beschlossen. Seit 2007 habe sich die Zahl der Schulpsychologen sogar verdoppelt, betonte Schulamtsleiter Klein. Damals habe es im ganzen Land 50 Fachkräfte gegeben. Bis Herbst 2012 sollen es landesweit 200 sein.

Weiteres Tätigkeitsfeld ist die Elternberatung. Mit dem Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung rechnet Schrade aber hier mit einem sinkenden Beratungsbedarf. Ein wichtiges Thema sei die Gesundheit von Lehrern und Schülern. Allem voran die Hilfe bei Burnout. „Man soll gesund arbeiten können in der Schule“, betonte Schrade. Das gelte für Lehrer, aber auch für Schüler. So trete Burnout-Symptomatik in jüngster Zeit bereits bei Oberstufen-Schülern auf. „Die Nachfrage zeigt, dass das Angebot wahrgenommen und gebraucht wird“, sagten Schrade und Klein unisono.

Die drei Neuen, Cornelia Groß, Johannes Hitzler und Christine Krettek, freuen sich auf die vor ihnen liegenden Aufgaben: Die Arbeit sei sehr vielfältig, schildert Groß den Anreiz ihrer neuen Stelle. Man könne direkt vor Ort wirken. Das habe diesen Arbeitsplatz für sie attraktiv gemacht.

Einen anderen Zugang hatte Johannes Hitzler zur Schulpsychologie. Er habe vorher an der Uni Tübingen gearbeitet. Seine Partnerin sei Lehrerin, und so habe er immer wieder Geschichten aus dem Schulalltag mitbekommen. „Das hat den Kontext Schule für mich interessant gemacht.“ Für Christine Krettek steht vor allem die Beziehungsarbeit im Vordergrund. Bildung und Freude am Lernen könnten nur funktionieren, wenn die Beziehung zwischen Lehrern und Schülern intakt sei.

In den vergangen 25 Jahren habe sich viel verändert, sagte Schrade, der seit 1987 in der schulpsychologischen Beratung arbeitet. Die Hemmschwelle, sich helfen zu lassen, sei gesunken. Aber auch die Probleme seien heute anders gelagert. „Vor 25 Jahren haben wir nicht über Onlinesucht gesprochen.“ Auch die Familienstrukturen hätten sich geändert.

Auf die zehn Psychologen wartet also eine Menge Arbeit. Immerhin betreuen sie 179 Schulen mit zusammen mehr als 56 000 Schülern. Bis zum Ende des kommenden Jahres sollen sämtliche Psychologen im erweiterten Nürtinger Schulamt ihren Sitz haben. Bisher ist dort nur ein Teil der Mitarbeiter untergebracht. Die Übrigen haben ihre Büros in Esslingen.